Rückblick auf die Jubiläums-Saison
Spitzen-Handball in Oberfranken? Da gibt es nur eine Adresse: Den HSC 2000 Coburg. Seit einem Jahrzehnt Dauergast in der 2. Bundesliga und zweimal geschnuppert in der „stärksten Liga der Welt“. Ja, der Werdegang der Vestestädter darf als Erfolgsgeschichte bezeichnet werden. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass Coburg in Sachen Profi-Handball eher ein weißer Fleck auf der Landkarte war.
Schon allein deshalb lässt sich feststellen: Die Gründung des HSC 2000 Coburg vor nunmehr einem Vierteljahrhundert war ein absoluter Glücksgriff. Und die Entwicklung, die der Verein seitdem genommen hat, ein würdiger Grund, um ein rauschendes Jubiläumsfest auf die Beine zu stellen. Und so wurde die Vereinsgeschichte in der „HUK-COBURG arena“ auf der Lauterer Höhe mit einem bunten Programm, zahlreichen Gästen und sportlichen Höhepunkten gebührend gewürdigt.
Ereignisreich und emotional
Den Auftakt des Jubiläumstags bildete ein E-Jugend-Turnier zu Ehren der unvergessenen Iris Bilek, die über viele Jahre hinweg eine tragende Rolle im Verein spielte. Der dafür ins Leben gerufene „Iris-Bilek-Pokal“ wurde erstmals ausgespielt – und die E-Jugend des HSC triumphierte. Parallel sorgten zahlreiche Mitmachaktionen wie Kinderschminken, eine Hüpfburg sowie eine XXL-Fußball-Dartscheibe und ein Bobbycar-Rennen auf dem Arenavorplatz für Familienunterhaltung.
Ein sportliches und emotionales Highlight war das HSC-Legendenspiel. Ehemalige Spieler aus den vergangenen 25 Jahren Vereinsgeschichte schnürten noch einmal ihre Schuhe und liefen in zwei Teams – den „Rabaucken“ und den „Gorrillas“ – aufs Feld. Unter der Leitung von Ex-Trainer und Jetzt-Geschäftsführer Jan Gorr setzten sich die „Gorrillas“ mit 26:23 durch.
Am Abend stand das Ligaspiel der 1. Mannschaft gegen die Eulen Ludwigshafen im Mittelpunkt. Vor 3.217 Zuschauern entwickelte sich eine hochspannende und temporeiche Begegnung. Die Hausherren, die in Jubiläums-Trikots aufliefen, die an die Anfangsjahre des Vereins erinnern, feierten einen knappen, aber verdienten Hemsieg.





Stark vor eigenem Publikum
Diese Begegnung war ein wenig Spiegelbild einer soliden Spielzeit, die für den HSC am Samstag, 7. Juni, um 18 Uhr mit dem Gastspiel beim VfL Lübeck-Schwartau zu Ende geht Die Coburger wussten in dieser Saison vor allem auf eigenem Parkett zu überzeugen, mussten sich vor eigenem Publikum nur dreimal geschlagen geben und holten in der heimischen Arena 25 der bislang 36 Punkte. Dementsprechend fällt auch das Fazit von Geschäftsführer Jan Gorr aus: „Vor der Saison haben wir einige Änderungen vorgenommen. Unter anderem hat mit Anel Mahmutefendic ein neuer Trainer die Mannschaft übernommen. Wenn man dann sieht, wie schnell die Jungs zusammengewachsen sind, dann können wir mit der Saison wirklich zufrieden sein.“ Natürlich habe es einige Spiele gegeben, die nicht wie gewünscht verlaufen seien. Aber im Großen und Ganzen hätten die Auftritte des Teams gestimmt.
„Ganz hervorragend war das diesjährige Abschneiden im DHB-Pokal. Auch wenn die Viertelfinal-Niederlage gegen Balingen noch immer schmerzt, so waren die Spiele gerade gegen die Erstligisten aus Stuttgart und Lemgo etwas ganz Besonderes“, sagt Gorr.
So hat sich der HSC entwickelt
Dass der HSC im Jahr 2000 aus der Taufe gehoben wurde, war sozusagen logische Folge einer Reihe von Fusionen. Bereits 1992 hatten sich der TV Ketschendorf und der TV 48 Coburg zur HSG Coburg zusammengeschlossen, ein Jahr später trat dieser auch die Coburger Turnerschaft bei. Letzter im Bunde war schließlich der TV Neuses – verbunden mit dem Entschluss, einen neuen, eigenständigen Verein ins Leben zu rufen. Ziel dahinter: Den Handball-Sport in Coburg auf eine größere Bühne heben.
Das ist mehr als gelungen, auch wenn es dafür Zeit brauchte. Die erste Herrenmannschaft, von Beginn an Aushängeschild des Vereins, schaffte nach zwei Jahren Bayernliga den Sprung in die Regionalliga und nach fünf Spielzeiten als Meister den in die 2. Handball-Bundesliga Süd. Dort behauptete sich der der HSC von 2008 bis 2011, erlitt dann aber einen Rückschlag, als Tabellenplatz 12 nicht reichte, um sich für die neu eingeführte, eingleisige 2. Liga zu qualifizieren.
Neuausrichtung
Doch nach drei Jahren meldeten sich die Coburger zurück. Trainer Jan Gorr führte das Team zur Meisterschaft und damit wieder in die 2. Bundesliga. Der erinnert sich: „Schon damals gab es den Traum, irgendwann einmal den Sprung in die erste Liga zu schaffen.“ Dafür brauchte es jedoch mehr als ein Team, in dem überwiegend gestandene und routinierte Handballprofis stehen.
Auch der Verein als Ganzes mit all seinen Strukturen musste wachsen – und in Sachen Jugendarbeit musste eine Neuausrichtung her. Auch das hat der HSC 2000 Coburg geschafft: „Heute zählen wir kontinuierlich zu den 25 besten Handballvereinen in Deutschland, haben schon zweimal in der stärksten Liga der Welt mitgespielt und sind im Nachwuchshandball eine sehr angesehene Adresse“, berichtet Gorr stolz.
Der Geschäftsführer sieht den HSC 2000 Coburg noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung. Einen besonderen Stellenwert in den Zukunftsplänen des Vereins nimmt dabei der HSC Sport-Campus ein. „Wir würden gerne alle unsere Einrichtungen unter einem Dach verbinden. Von den Jugend-Appartements, über das Büro, Bereiche für unsere Profi-Mannschaft und auch eine Begegnungsstätte für unsere Fans – das sind die Gedanken, die wir damit verbinden und die für uns ein wirklich großer Schritt in unserer Vereinsentwicklung wären“, erzählt Gorr.
Perspektivisch würde der HSC 2000 Coburg natürlich gern wieder an die Tür zur ersten Liga klopfen. Doch zunächst steht die kommende Saison im Fokus. Dazu sagt Gorr: „Es wird darauf ankommen, dass unser junges Team die Erfahrungen aus dieser Saison positiv nutzt und damit dann noch mehr Stabilität in der Spielleistung bekommt. Wenn das gelingt, dann traue ich unserem Team auch zu, in der Tabelle noch einmal ein, zwei Plätze zu klettern. Insgesamt wird die 2. Liga aber wieder enorm ausgeglichen sein. Es war schon unglaublich, dass bis zum letzten Spieltag noch sechs Mannschaften um den Liga-Verbleib bangen mussten. Das beweist einmal mehr, dass die deutsche 2. Handball-Liga zu den stärksten Ligen überhaupt zählt.“ red