75 Jahre – auf den ersten Blick ein langer Zeitraum. Am 8. Januar 1946 wurde auf dem Maxplatz in Bamberg die erste Ausgabe des neuen Titels Fränkischer Tag nach den Wirren des Weltkriegs den Verlagsangestellten förmlich aus den Händen gerissen. Die Menschen lechzten nach Informationen, die Orientierung gaben. Der Titel – im Volksmund bald „FT“ genannt – entwickelte sich rasch über die Grenzen Bambergs hinaus zur maßgeblichen Informationsquelle in West-Oberfranken.Mit wachsendem Seitenumfang und steigender Frequenz – von einer Erscheinung an zunächst nur zwei hin zu sechs Tagen pro Woche – stieg die Auflage stetig. Neben redaktionellen Beiträgen prägte ab den 1960er-Jahren auch der zunehmende Anteil von Anzeigen das Blatt. So wurde die Zeitung nicht nur unverzichtbar für den demokratischen Willensbildungsprozess, sondern auch ein wichtiges Werbemedium der regionalen Wirtschaft in Wirtschaftswunderzeiten.
Herausforderndes Wettbewerbsumfeld
Auch technologisch blieb man auf der Höhe der Zeit. In der Druckvorbereitung stellte man von Bleisatz auf Lichtsatz um, 1994 ersetzte eine moderne Offset-Druckmaschine die Hochdruck- Maschine. Der stetige Wandel in der Vielfalt der gesamten Medienlandschaft nahm noch mehr an Fahrt auf, als Computer und ab Hälfte der 1990er- Jahre schließlich das Internet Einzug hielten. Die digitale Transformation mit der Bereitstellung von Inhalten in Echtzeit über soziale Medien und das World Wide Web schaffte ein neues, herausforderndes Wettbewerbsumfeld für unseren FT.
Eine neue Zeitrechnung begann, mit der der Fränkische Tag und die gesamte Mediengruppe Oberfranken (mgo) bis heute exzellent Schritt halten konnte! Mit Blick auf dieses Jahr 2021 – das Jubiläumsjahr unseres FT – stelle ich wieder fest: tempus fugit, wie der Lateiner zu sagen pflegt – die Zeit verfliegt. Am 8. Januar 2021 erst haben wir das Jubiläum unserer größten Zeitungsmarke nur im kleinen, corona-angepassten Kreis begangen und das Jubiläumsjahr mit einigen Aktionen für unsere Leser* innen und Mitarbeiter*innen eingeläutet.
„Es geht um Inhalte, die den Leserinnen und Lesern des FT im Alltag helfen, sie mündig am demokratischen Willensbildungsprozess und gesellschaftlichen Leben teilnehmen lassen und ihnen Orientierung geben in einer immer komplexer werdenden Welt.“
Kurs halten trotz Krise
Nun ist dieses Jahr schon wieder zur Hälfte Geschichte. Unser digitales Nachrichtenportal fraenkischertag.de, das im Februar das Licht der Welt erblickte, die Umstellung unserer gedruckten Blattstruktur im Juni und natürlich die weiterhin spürbaren, deutlichen Auswirkungen von Corona auf unsere Arbeitswelt auch und gerade im redaktionellen Bereich zeigen: Beim FT und der ganzen mgo raste die Zeit scheinbar nur so vorbei.
Stimmt mich das traurig? Einerseits ja, hätte ich dieses herausragende Jahr mit seinem wichtigen Jubiläum doch gern im großen Kreis, vielleicht mit einem angemessenen Event, auf jeden Fall aber in Ruhe und ganz bewusst gefeiert. Andererseits nein, denn der Blick auf die Geschichte des FT und der mgo zeigt mir, dass wir auch in diesem Krisenjahr, im Stillstand eines Lockdown bei gleichzeitig vorbeifliegender Zeit nicht von unseren Werten und vom dem abgewichen sind, was den FT, seine Schwesterzeitungen und digitalen Angebote ausmacht.
Der FT schafft einen Wert
Damals, am 8. Januar 1946, wie heute geht es um einen Kern: die unabhängige, qualitätsjournalistische Arbeit. Um Inhalte, die den Leserinnen und Lesern des FT im Alltag helfen, sie mündig am demokratischen Willensbildungsprozess und gesellschaftlichen Leben teilnehmen lassen und ihnen Orientierung geben in einer immer komplexer werdenden Welt. Um dem gerecht zu werden, erfordert es umfangreiche Recherchen, Hintergrundwissen, Objektivität und das subjektive Gespür für Emotionen und Meinungen. Es braucht qualifizierte Redakteurinnen und Redakteure. Qualitätsjournalismus hat seinen Preis – und schafft einen Wert. Damals wie heute. Dafür steht der FT, seit 75 Jahren und auch in Zukunft!