Diesen Sonntag feiert Thurnau seine Herbstkirchweih. Thurnau besitzt seit dem 13. Jahrhundert das Marktrecht. Alljährlich werden drei Kirchweihmärkte abgehalten: Im Frühjahr, im Sommer und im Herbst. Die Märkte finden im historischen Zentrum von Thurnau, rund um den Neptunbrunnen statt. Zahlreiche Marktstände, Attraktionen für Kinder und begleitende Veranstaltungen sorgen für ein heiteres Kirchweihtreiben.
Traditioneller Kirchweihmarkt
Nach dem sonntäglichen Gottesdienst findet auf dem Marktplatz, vor der prächtigen Kulisse von Schloss Thurnau, der traditionelle Kirchweihmarkt statt. Produkte für den täglichen Bedarf, Kunsthandwerk und Kulinarisches werden zum Kauf angeboten. Auch die Thurnauer Töpfer und Gastronomen laden zu einem Besuch ein.
Sonderausstellung „Wilhelm Kempff”
Begleitend zum Kirchweihmarkt wird im Töpfermuseum die verlängerte Sonderausstellung „Wilhelm Kempff. Lebensjahre des berühmten Pianisten und Komponisten in Thurnau und Positano” gezeigt.
Wilhelm Kempff war und ist in der Welt der klassischen Musik eine Berühmtheit, ein „Jahrhundertpianist”. Seine Interpretationen von Beethoven, Brahms, Schumann und Schubert setzen bis heute Maßstäbe. 1895 wird Kempff in Jüteborg südlich von Berlin geboren und wächst in Potsdam auf. Ersten Klavierunterricht erhält er von seinem Vater, dem königlichen Musikdirektor an der Nikolaikirche Potsdam.
Während des Ersten Weltkriegs studiert Wilhelm Kempff an der Königlichen Hochschule für Musik in Berlin Klavier und Komposition. Sein Debüt gibt er 1918 bei den Berliner Philharmonikern mit Beethovens 4. Klavierkonzert unter Arthur Nikisch. Ein Jahr später beginnt Kempff mit einer Skandinavien-Tournee seine Weltkarriere und nimmt erste Schallplatten auf. 1924 wird er für fünf Jahre zum Direktor der Württembergischen Hochschule für Musik in Stuttgart berufen. Hier lernt er seine Frau Helene kennen. Von 1931 bis 1942 leitet er einen Meisterkurs für Klavier im Marmorpalais Potsdam. Die öffentliche Stellung Kempffs in Nazi-Deutschland ist umstritten. 1934 widmet er seine in Italien spielende Oper „Familie Gozzi” dem italienischen Diktator Benito Mussolini.
1944 nimmt Hitler Kempff in die Liste der „Gottbegnadeten” auf, was ihn vor einem Kriegseinsatz bewahren sollte. Ende 1944 wird er dennoch zum Volkssturm eingezogen und an der Panzerfaust ausgebildet. Kempff ist eigentlich nicht politisch, lässt sich aber von den Nationalsozialisten wie andere Künstler mit großem Namen gezielt in die Kulturarbeit einbeziehen und konzertiert häufig in besetzten oder verbündeten Ländern. Dank seiner Kontakte wird Kempff am 4. Februar 1945 mit seiner Familie nach Thurnau evakuiert, dem einstigen Adelssitz seiner Frau Helene, einer geborenen Hiller von Gaertringen. Nach einem anfänglichen Konzertierverbot der amerikanischen Militärregierung kann Kempff seine internationale Karriere fortzusetzen. Er spielt an allen renommierten Konzerthäusern und erlangt weltweiten Ruhm. Wilhelm Kempff stirbt 1991 im Alter von 96 Jahren in Positano. Seit dem Jahr 2000 verbindet Thurnau und Positano eine Städtepartnerschaft, die sich unter anderem auf das Leben und Wirken Wilhelm Kempffs gründet.