Anzeige

Wenn das Leben aus dem Tritt gerät

So erkennt man Anzeichen, die auf eine mögliche Pflegebedürftigkeit hindeuten

Wenn das Leben aus dem Tritt gerät

FOTO: HALFPOINT - STOCK.ADOBE.COM

24.05.2025

Alten- und Krankenpflege

Pflegefall ist nicht gleich Pflegefall. Pflegebedürftigkeit passiert, wächst, entwickelt sich. Kann stagnieren oder eskalieren. Ist divers und dynamisch. Und in seinem Artenreichtum oft gar nicht so leicht zu erkennen, einzuordnen und abzuschätzen. Wenn weder Unfall noch plötzliche schwere Krankheit eindeutige Signale senden: Wie erkennt man, dass irgendwas irgendwo sachte aus dem Ruder läuft? Und wo welche Hilfe nötig wird?

Pflegebedürftigkeit entsteht häufig nicht nur plötzlich, radikal und eindeutig diagnostizierbar, sondern oft auch fast unmerklich und mit langsam fortschreitenden chronischen Krankheiten auf körperlicher und psychischer Ebene. Und erwächst auch aus scheinbar banalen Alterserscheinungen, die mit solchen Leiden Hand in Hand gehen und sich gegenseitig bedingen und befeuern. Egal ob Symptome aus heiterem Himmel oder schleichend aus dem Nirgendwo: Erstmal ist Hinschauen notwendig. Und dann Abgleichen mit Profis.

Was ist anders als vorher? Gibt es im Alltag irgendwelche Überforderungen? Oder verschärfen sich kleine Schwächen zu großen Mankos? Dysfunktionalitäten passierenwahlweise im Kopf oder im Körper und arbeiten getrennt oder gemeinsam gegen gewohntes eigenständiges Leben. Auf rein physischer Ebene zum Beispiel das Thema Mobilität und Muskelkraft. Sportwissenschaftler benennen Signale, die beginnende Pflegebedürftigkeit auf körperlicher Ebene anzeigen: Können Menschen weniger als einen Meter pro Sekunde gehen, wird das als Hinweis auf beginnende Pflegebedürftigkeit interpretiert. Gleiches gilt, wenn ein haushaltsführender Mensch innerhalb von 15 Sekunden nicht mindestens fünfmal ohne Hilfe der Arme vom Stuhl aufstehen kann.

Baustelle Kopf

Viele Schwierigkeiten beginnen buchstäblich im Kopf – und zeigen sich im komplexen Alltag. Wie zunehmende Vergesslichkeit, die das zuverlässige Steuern und Erledigen von Aufgaben unterminiert. Betroffene vergessen das Bezahlen von Rechnungen oder auch das Einhalten von Terminen. Oft lässt auch die Orientierungsfähigkeit merklich nach: Souveränitätsverlust zuhause oder beim Einkaufen sind Signale, die auf eine fortschreitende Demenz-Erkrankung hinweisen können. Roter Alarm leuchtet beim Vernachlässigen elementarer Verrichtungen im Haushalt: Wenn das Anziehen vergessen wird, die Zubereitung von Mahlzeiten nicht mehr stattfindet oder Körperpflege nachlässt, sollte man das vom Profi checken lassen. 

Auch wachsende Isolation ist ein Warnzeichen – oft ein Hinweis auf eine Depression oder eine depressive Verstimmung, die sich durchs vermehrte Verkriechen noch verstärken kann. Auch hier kann frühes Intervenieren helfen, den Prozess der wachsenden Pflegebedürftigkeit über Pflegeinstrumente zu verlangsamen und Lebensqualität zu erhalten.

Achtsamkeit und Hilfe

Hinschauen, hineindenken, mitfühlen: Egal ob schonungsloser Selbst-Check oder die Situation anderer analysieren – Aufmerksamkeit ist der Schlüssel zum produktiven Handeln. Pflegestützpunkte oder Beratungsstellen offerieren Hilfesuchenden dabei Unterstützung vor Ort, telefonisch oder online. Sowohl beim Symptome erkennen als auch beim Maßnahmen ergreifen.

Um dann auch die Pflegeversicherung in Anspruch zu nehmen, muss das Ausmaß der Pflegebedürftigkeit anschließend offiziell festgestellt werden – und mit der Ermittlung des sogenannten Pflegegrades Leistungen angefordert werden. Annette Gropp


Auszeit für pflegende Angehörige

Pflegende Angehörige sind der zahlenmäßig größte Pflegedienst in Deutschland. Wenn sie Erholung oder Urlaub brauchen, stehen sie jedoch oft vor schier unüberwindbaren Hindernissen: Kurzzeitpflegeplätze sind gerade in den Sommermonaten rar und schwer zu finden. Was also tun, wenn man kein Pflegeheim für ein bis zwei Wochen findet?

Was viele nicht wissen: Wenn pflegebedürftige Angehörige in der Nacht keine Unterstützung benötigen, kann für die sogenannte „Verhinderungspflege“ auch eine Tagespflegeeinrichtung oder die Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst eine Lösung sein – so, wie es zum Beispiel der AWO Bezirksverband Unterfranken anbietet. 

Pflegebedürftige haben einen Anspruch auf Verhinderungspflege, wenn sie Pflegegrad 2 oder höher haben. Ab Juli wird es ein gemeinsames Jahresbudget von Verhinderungspflege und Kurzzeitpflege in Höhe von 3539 Euro geben. Damit werden dann die unterschiedlichen Voraussetzungen für Verhinderungs- und Kurzzeitpflege angeglichen.

Zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass ambulante Dienste Pflegetätigkeiten vor und nach der Tagespflege bei den Pflegebedürftigen zuhause übernimmt. So lässt sich in vielen Fällen die Pflegelücke schließen. PR