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Junge Pflege

Warum pflegebedürftige Kinder und junge Erwachsene andere Betreuung brauchen

Junge Pflege

FOTO: PHOTOGRAPHEE.EU - STOCK.ADOBE.COM

05.06.2021

Wer an pflegebedürftige Menschen denkt, hat meist Bilder von älteren Leuten im Kopf. Die meisten Pflegebedürftigen in Deutschland sind tatsächlich Senioren – Ende 2019 waren 80 Prozent 65 Jahre und älter. Was jedoch nicht in Vergessenheit geraten darf: Es gibt auch viele jüngere Menschen, die auf Pflege und Unterstützung im Alltag angewiesen sind. Im Alter von 15 bis unter 60 Jahren zählt Deutschland rund 490 000 pflegebedürftige Personen. Das sind knapp 17 Prozent der Pflegefälle. Im besten Fall erhalten sie eine Pflege, die sich speziell an ihre Bedürfnisse richtet.Auch junge Leute können durch einen Unfall oder eine Erkrankung pflegebedürftig werden. Dies kann das Leben eines Menschen grundlegend verändern und ihn selbst sowie seine Angehörigen mit einer neuen, schwierigen Situation konfrontieren. Vor allem, wenn einem solch ein Schicksalsschlag während der Gestaltungsphase, während man seine Ziele und Wünsche verwirklichen will, trifft, können oft zu den körperlichen auch psychische Belastungen hinzukommen.

Spezielle Pflegeheime

Trotz der vielen Fälle konzentriert sich das Gesundheitssystem auf Pflegebedürftige im fortgeschrittenen Alter. Somit fehlt es an Pflegeheimen für junge Menschen, die sich auf deren spezielle Bedürfnisse konzentrieren. So werden oft auch junge Pflegebedürftige in herkömmlichen Pflegeeinrichtungen für Senioren untergebracht. Doch gerade hier braucht es spezielle Pflege und Hilfe.

Junge Erwachsene, die Pflege benötigen, müssen gezielt gefördert werden. Während Senioren ihren letzten Lebensabschnitt im Altenheim verbringen, werden junge Pflegebedürftige stattdessen meist über Jahrzehnte begleitet. Deshalb eignen sich hier besonders Heime, die idealerweise gemütlich eingerichtete Wohngemeinschaften sind. Somit ist weitgehend ein eigenständiges Leben in Wohngruppen möglich, in denen sie ihren eigenen Haushalt haben und sich wie zu Hause fühlen können.

Auch durch kleine Gruppen kann ein Gefühl von Vertrauen und Geborgenheit geschaffen werden. Zudem werden sie durch Betreuer, die speziell für die junge Pflege geschult sind, rund um die Uhr begleitet – Ärzte sowie Physiotherapeuten kommen nach Bedarf.

Individuelle Förderung

Gerade junge Pflegebedürftige haben Ansprüche an das Leben – auch wenn sie schwer erkrankt sind. Pflegeeinrichtungen, die besonders auf die Pflege von jungen Menschen spezialisiert sind, stellen deren Bedürfnisse und Interessen in den Vordergrund. Gemeinsame Aktivitäten steigern das Wohlbefinden und das Selbstbewusstsein. Doch sie erhalten nicht nur Pflege, sondern auch Unterstützung, um ihren Tag selbst aktiv zu gestalten und soziale Kontakte zu pflegen. Ziel ist es, letztendlich eine Tagesstruktur in einer familiären Atmosphäre zu etablieren.

Freizeitangebote in der jungen Pflege können laut der Hilfsorganisation Malteser beispielsweise folgende Aktivitäten umfassen: Musik hören oderselbst machen, handwerkliche Arbeiten, Ausflüge in die Stadt, gemeinsames Einkaufen, kulturelle Angebote wie Kino, Theater, Festivals nutzen, Fußball schauen – im Fernsehen oder live im Stadion – sowie kochen und backen. Ziel ist es im besten Fall, dass sich durch die Pflege junger Pflegebedürftiger der Gesundheitszustand verbessert und die Betroffenen ein Stück Selbstständigkeit zurückerlangen. Pia Nowak