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Plötzlich Pflegefall – was nun? 

Wenn Angehörige auf einmal zum Pflegefall werden, sind ihre Familien in einer schwierigen Situation.

Plötzlich Pflegefall – was nun? 

FOTO: HALFPOINT - STOCK.ADOBE.COM

29.05.2024

Alten- und Krankenpflege

Ob absehbar oder Knall auf Fall, vorübergehend oder dauerhaft - ein Pflegefall bringt viele Veränderungen des alltäglichen Lebens mit sich. Unvorhergesehen steht die Pflege eines geliebten Menschen im Vordergrund des eigenen Lebens und birgt organisatorische und finanzielle Herausforderungen. Damit das Miteinander einfacher wird, müssen wichtige Entscheidungen getroffen werden.

Erstberatung

Diese unerwarteten Veränderungen muss niemand alleine durchmachen. Es gibt viele Anlaufstellen, die bei plötzlicher Pflegebedürftigkeit beratend zur Seite stehen. Grundsätzlich stehen die eigene Hausärztin oder der Hausarzt sowie die behandelnde Klinik für ein Erstgespräch zur Verfügung. Auch die Krankenkasse sowie die Pflegekasse bieten Beratungstermine an. Bei konkreten Anliegen lohnt sich ein Gespräch mit Pflegestützpunkten oder der Seniorenberatung. Hier lassen sich Termine in kommunalen Beratungsstellen und Sozialstationen vereinbaren. Über das Bürgertelefon des Bundesministeriums für Gesundheit und das Sozialamt lässt sich schnell ein Kontakt herstellen.

Finanzierung

Für eine schnell benötigte Pflege ist eine gute Organisation von Vorteil, dazu zählt auch die zeitnahe Auseinandersetzung mit der Frage, wer was bezahlt. Immerhin verursacht Pflege hohe Kosten. Wichtig ist hier, ob die betroffene Person eine private Pflegeversicherung abgeschlossen hat und damit von einer finanziellen Pflegevorsorge profitieren kann. Auch der Lebensunterhalt der betroffenen Menschen muss gedeckt werden. Dafür gibt es verschiedene Kostenträger, die in den jeweiligen Situationen für die Pflegekosten aufkommen. Ist ein Pflegegrad erstmal zugewiesen, erhalten die pflegebedürftigen Angehörigen finanzielle Unterstützung der Pflegeversicherung, die sogenannten Pflegeleistungen. Dazu zählen neben Pflegegeld und verschiedenen Zuschüssen auch unterschiedliche Leistungen, Umbaumaßnahmen und Hilfsmittel. Je nach Umstand bieten auch Krankenkasse oder Sozialhilfe Leistungen an. Sind die Leistungen der Pflegekasse und das eigene Vermögen nicht ausreichend, kann die Hilfe zur Pflege beantragt werden. Für diese Leistungen der Sozialhilfe muss jede andere Finanzierung nicht mehr möglich sein.

Beantragung eines Pflegegrads

Damit die Pflege budgetgerecht geplant werden kann und finanzielle Mittel für die Finanzierung zeitnah eingehen, ist eine möglichst frühe Antragstellung wichtig. Um einen Pflegegrad zu beantragen, wendet man sich an die Pflegekasse der betroffenen Person, die Abteilung der Krankenkasse kann über die übliche Ansprechperson erreicht werden. Ist der Antrag gestellt, steht eine Pflegebegutachtung bevor. Um die passenden Pflegeleistungen und die notwendige Unterstützung zu ermitteln, erscheint eine Gutachterin oder ein Gutachter zur Begutachtung. Der Termin dient dazu, die tatsächliche Situation möglichst realitätsnah darzustellen. Demnach ist eine gute Vorbereitung lohnend.

Die richtige Pflegeform

Steht der Pflegebedarf fest, ist es wichtig, zu planen, wie die Pflege aussehen soll. Dazu gehört die Entscheidung über die Wohnform und wie der Pflegealltag sowie die Aufgabenverteilung organisiert wird. Mit der Einbeziehung professioneller Pflegedienste und ambulanter Hilfen erleichtert sich der Alltag der Betroffenen. Von Dienstleistungen wie Essen auf Rädern oder mobilen Einkaufshilfen, über Haushaltshilfen, bis hin zu ambulanten Pflegediensten, die sich um Körperpflege und medizinische Behandlungspflege kümmern, gibt es für alle die passende Lösung. Viele Angebote lassen sich über die Pflegeversicherung finanzieren oder teilweise refinanzieren. Die stationäre Pflege wiederum bietet die einfache Anpassung entsprechend der Pflegebedürftigkeit. Direkt im medizinischen Umfeld wird der betroffenen Person die Integration in ein soziales Umfeld garantiert.

Beschaffung einer Vorsorgevollmacht

Vorsorgedokumente sind im Pflegealltag von großer Bedeutung. Damit Angehörige auch im Fall eines plötzlichen schweren Pflegefalls die richtigen Entscheidungen treffen können, ist eine Vollmacht nötig. Wichtig sind die ausführliche Beschreibung und klare Feststellung der Gültigkeitsdauer, damit alle Wünsche ordnungsgemäß erfüllt werden können. Im Falle einer Entscheidungsunfähigkeit der betroffenen Person brauchen Angehörige bestimmte Verfügungen. Wichtig ist daher die genaue Auseinandersetzung mit den verschiedenen Möglichkeiten.                       

Koordinierung der Versorgung

Besteht die Möglichkeit, Verwandte, Freunde oder benachbarte Personen mit einzubinden, sollte diese Hilfe angenommen werden. Meist fällt es Betroffenen schwer, die Selbstständigkeit abzugeben. Aus diesem Grund sollte das weitere Vorgehen mit allen Beteiligten abgeklärt werden. Bei der umfangreichen Organisation lohnt sich die Aufteilung der Aufgaben. Ein Pflegefall im Umfeld bedeutet viele Herausforderungen. Besonders die gute Zusammenarbeit im engen Kreis und mit der betroffenen Person selbst ist die Essenz, um diese zu meistern.                    Laura Jungwirth

Schon gewusst?

Rund fünf Millionen Pflegebedürftige, 16 100 Pflegeheime und 15 400 ambulante Pflegedienste gibt es in Deutschland.                        Quelle: Statistisches Bundesamt