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Duale versus schulische Ausbildung

Unterschiede, Gemeinsamkeiten, Vor- und Nachteile: Welcher Weg bietet was?

Duale versus schulische Ausbildung

FOTO: ROBERT KNESCHKE - STOCK.ADOBE.COM

27.01.2025

Aus- und Weiterbildung

Dual oder schulisch lernen: Ist das eigentlich einerlei oder eindeutig zweierlei? Was für wen besser ist, hängt von Berufen und Branchen ab. Und hat abgesehen von Vorstellungen, Vorlieben, Wünschen, Stärken und Neigungen auch mit Lebensumständen zu tun. 

Die traditionelle duale Ausbildung findet an zwei Orten statt. Der praktische Teil wird im Berufsalltag vermittelt, den Transfer des theoretischen Wissens übernimmt – in branchenbedingt unterschiedlichen Zyklen oder Blöcken – die Berufsschule. Bedingungen: Schulabschluss, Abschließen eines Berufsausbildungsvertrages, Beenden der Ausbildung mit Bestehen von Abschlussprüfungen und damit verbundenem Erwerb eines staatlich anerkannten Berufsabschlusses. Vorteile: Fix-Anstellung als Auszubildender und von Anfang an regelmäßige Vergütung. Intensives Kennenlernen des Berufsfeldes und des Betriebs vom ersten Augenblick und im Detail. Und: In vielen Berufen gibt’s gute Chancen auf Übernahme.

In Deutschland wird die duale Berufsausbildung generell von Industrie- und Handelskammern und den Handwerkskammern der Bundesländer geregelt. So will man eine Vergleichbarkeit der Ausbildungsabläufe als auch einheitliche Prüfungen absichern. Für jeden Beruf wird ein Ausbildungsrahmenplan zur Verfügung gestellt, der Inhalte der Ausbildung vorschreibt. Das duale System umfasst laut Profis rund 330 Ausbildungsberufe verschiedener Branchen vom Handwerk über den Handel bis zur Industrie. Der Schwerpunkt liegt demnach auf kaufmännischen und gewerblich-technischen Berufen. Zu den populärsten Vertretern zählen Kaufleute im Einzelhandel, Kfz-Mechatroniker und Bürokaufleute.

Die Schulbank-Version

Ohne Betrieb: Funktioniert ebenfalls. Diese Variante wird auch vollschulische Ausbildung genannt. Aber: Auch hier fällt die Berufspraxis nicht komplett weg. Es sind zwar keine länger dauernden praktischen Elemente vorgesehen, aber immerhin Praktika. Und Praxis-Elemente im Unterricht. Für ausbildungswillige Schüler jedenfalls stehen bei der Schulvariante private oder staatliche Berufsfachschulen, Berufskollegs und Fachakademien zur Verfügung und der Unterricht ist konsequent auf Vollzeit angelegt. Hinsichtlich Bewerbung gibt’s meistens Anmeldefristen. Jegliche schulische Ausbildung schließt außerdem ebenfalls mit einem staatlich anerkannten Berufsabschluss ab. Dazu müssen Schüler eine Abschlussprüfung bestehen, zu der ein schriftlicher und ein praktischer Teil gehört. Beispiele sind soziale Berufe wie Erzieher, gesundheitlich orientierte Berufe wie Physio- oder Ergotherapeuten, medizinisch-technische Jobs wie pharmazeutisch-technische Assistenten oder auch Dolmetscher-Jobs über Sprachenschulen. Vorteile sehen Ausbildungsexperten hinsichtlich Aneignung von viel Theorie und Hintergrundwissen und dementsprechend maximaler Tiefe. Ähnlich wie in der Schule ist hier noch der geschützte Rahmen eines Klassenzusammenhalts. Der Fokus auf Theorie gilt gleichzeitig auch als Nachteil. Wenig Praxis kann den Berufseinstieg nach der Ausbildung erschweren. Bei der schulischen Ausbildung sind auch nicht alle Abschlüsse bundesweit anerkannt: Manche sind nur in einzelnen Bundesländern gültig. Und: Es gibt keine Ausbildungsvergütung. Stattdessen wird in der Regel sogar Schulgeld fällig.

Besondere Ausnahmen

Im Moment tut sich sehr viel und Ausbildungen verändern sich. Abgesehen von der Akademisierung diverser Berufe gibt es immer mehr Mixformate zwischen schulisch und dual. Die inzwischen generalistisch angelegte Pflege-Ausbildung beispielsweise wird als vollschulisch definiert – ist im Prinzip aber schon immer klassisch dual. Die Ausbildung findet nicht nur phasenweise Vollzeit in der Schule statt, sondern mit zeitlich ebenso ausgiebigen Arbeitsblöcken im Klinik- und Pflegealltag. Außerdem gibt es – ebenfalls typisch dual – eine Ausbildungsvergütung. Schließlich wird wie in Industrie und Handwerk gleichzeitig hochwertige und anstrengende Arbeit im normalen Berufsalltag geleistet. Annette Gropp