Der bundesweite Aktionstag zur klischeefreien Berufsorientierung für Jungen und Mädchen findet dieses Jahr am 27. April statt. Girls' und Boys' Day klingt erst einmal stark nach Geschlechtertrennung - ist jedoch genau für das Gegenteil zuständig: Junge Schülerinnen und Schüler sollen sich nicht automatisch für typische Frauen- und Männerberufe entscheiden, sondern bekommen aufgezeigt, welche Möglichkeiten es fernab dieser klassischen Rollenverteilung gibt.
Darüber hinaus wird die Öffentlichkeit darauf aufmerksam, dass nicht alle Jungen und Mädchen in das typische Raster fallen, sondern Talente, Stärken und Interessen vom Geschlecht unabhängig sind. An Schulen wird Unterrichtsmaterial, Checklisten, Merk- und Arbeitsblätter an die Lehrkräfte ausgegeben, um die Klassen darauf vorzubereiten. An diesem Schnuppertag sind die Schülerinnen und Schüler von der Schule befreit und können stattdessen in die Arbeitswelt mit nicht-klassischer Rollenverteilung hineinschnuppern und erste Kontakte zu möglichen Ausbildungsunternehmen knüpfen.
Ein Zukunftstag für Mädchen
Der Girls,,Day ist ein bundesweites Projekt zur Berufs- und Studienorientierung von Mädchen. Sinn des Girls,,Day ist es, Mädchen stärker für neue Berufsfelder zu interessieren, die von traditionell weiblichen Berufsbildern abweichen, bei denen der Anteil der Frauen unter 40 Prozent liegt. Er soll mehr Zukunftschancen bieten. Schülerinnen ab der fünften Klasse können in Firmen, Hochschulen, Werkstätten, Büros, Laboren und Redaktionsräumen mit Workshops, Schnupperpraktika und bei Aktionen in die Arbeitswelt eintauchen und Praxiseinblicke in verschiedene Bereiche sammeln. In ganz Deutschland werden Türen und Tore geöffnet, um Schülerinnen Ausbildungsberufe und Studiengänge in IT, Handwerk, Naturwissenschaften und Technik vorzustellen und für Fragen und Antworten zur Seite zu stehen. Zusätzlich können sie auch weibliche Vorbilder, beispielsweise in Führungspositionen aus Wirtschaft und Politik, kennenlernen. Der Mädchenzukunftstag ist weltweit das größte Projekt zur Berufsorientierung für Schülerinnen. Seit der Premiere im Jahr 2001 wurden insgesamt mehr als 150.000 Veranstaltungen mit Plätzen für rund zwei Millionen Mädchen angeboten. Unter www.girls-day.de/Radar können sich sowohl Unternehmen eintragen als auch Mädchen nach passenden Angeboten suchen.
Ein Zukunftstag für Jungen
Der Boys,,Day ist das Pendant zum Girls,,Day und wurde im Jahr 2011 etabliert. Hier werden die Jungs, deren Eltern, Schulen und Firmen darauf aufmerksam gemacht, dass auch Jungs nicht immer automatisch die klassischen Männerberufe wählen müssen, sondern dass ihnen typische Frauenberufe offen stehen und genauso viel Spaß und Erfüllung bringen können.
Boys' Day-Berufe sind Berufe, in denen höchstens 40 Prozent Männer eine Ausbildung machen oder arbeiten. Parallel können sich hier Schüler von der fünften bis zur zehnten Klasse über typische Frauenberufe informieren, oder solche, in denen Männer noch unterrepräsentiert sind. Dies sind besonders Berufe aus dem sozialen, erzieherischen und pflegerischen Bereich wie in Altenheimen, Krankenhäusern, Schulen und Kindergärten.
Die Koordinierungsstelle des Boys,,Days informiert ausführlich über Themen zur Berufswahl, Lebensplanung und vieles mehr. Online unter www.boysday.de/boys-day-radar stehen alle freien Plätze zur Verfügung und Organisationen und Co. können dort ihr Angebot eintragen. Auch hier hat sich bereits einiges getan, denn seit 2011 gab es insgesamt 334.587 Plätze und 57.806 Angebote von Unternehmen und Institutionen für Jungs - und die Anzahl steigt stetig.
Der Aktionstag lohnt sich aber nicht nur für wissbegierige junge Frauen und Männer - Wirtschaft und Öffentlichkeit werden auch auf Potenziale weiblicher, männlicher und diverser Schüler aufmerksam und es sollen ihnen dadurch bessere Perspektiven für die berufliche Zukunft geschaffen werden. Vielen, die bereits bei diesem besonderen Tag mitgemacht haben, half er bei ihrer Suche und der Entscheidung nach dem passenden Ausbildungsberuf oder Studien-Tamara Keller gang.
Klischeefrei!
Es geht auch ohne Geschlechterklischees - und zwar mit der „Initiative Klischeefrei - Berufs- und Studienwahl frei von Geschlechterklischees". Der Girls' und Boys' Day wird nämlich von der Initiative Klischeefrei unterstützt. Ziel dieser ist es, bundesweit eine Berufs- und Studienwahl frei von Geschlechterklischees zu etablieren. Der Initiative gehören die zuständigen Bundesministerien, die Bundesagentur für Arbeit, Sozialpartner und Vertretungen aus Ländern, Wissenschaft, Praxis und Wirtschaft an!
Die beliebtesten Berufe
Die beliebtesten Ausbildungsberufe im Handwerk sind in den vergangenen Jahren relativ konstant geblieben. Bei den Jungen sind das Kfz-Mechatroniker, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik und Elektroniker. Bei den Mädchen stehen Friseurin, Kauffrau für Büromanagement und Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk hoch im Kurs. ,,Gut qualifizierte Handwerker sind sehr gefragt - und entsprechend bieten Betriebe gute Bedingungen", sagt Ulrich Förtsch von der Handwerkskammer Oberfranken.
In der Industrie gibt es ebenfalls favorisierte Berufe. Im gewerblich technischen Bereich sind das: Industriemechaniker, Mechatroniker, Elektroniker für Betriebstechnik oder Fachinformatiker (Fachrichtung Systemintegration bzw. Anwendungsentwicklung). Im kaufmännischen Bereich lassen sich viele junge Frauen und Männer zu Industriekaufleuten, Einzelhandelskaufleuten, Verkäufern, Kaufleuten für Büromanagement oder Kaufleuten für Groß- und Außenhandel ausbilden. Ganz grundsätzlich gilt: „Schulabgänger haben heute eine deutlich größere Auswahl an Ausbildungsplätzen als zum Beispiel vor 20 Jahren", erklärt Peter Belina, Pressesprecher der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken Bayreuth.
Die kürzeste Regelausbildungszeit beträgt zwei Jahre für Berufe wie Verkäufer, Fachlagerist, Fachkräfte für Gastgewerbe oder Küche, Maschinen- und Anlagenführer, Modenäher oder Hoch-/Tiefbauer. Die längste Regelausbildungszeit liegt bei dreieinhalb Jahren, zum Beispiel für Mechatroniker, Chemielaboranten, Elektroniker, Zerspanungs-, Werkzeug- und Industriemechaniker oder Kfz-Mechatroniker.