Die Freude über einen Ausbildungsplatz ist bei der Zusage und beim Beginn noch groß, doch können im Laufe der Ausbildung Probleme auftreten, die man anfangs nicht bedacht hat. Mit diesem unschönen Thema ist man nicht allein. Es kommt immer wieder vor, dass Auszubildende Schwierigkeiten haben oder Fragen auftreten, bei denen sie auf Hilfe angewiesen sind und Unterstützung benötigen.
Dafür gibt es unterschiedliche Hilfsangebote und Ansprechpartner, an die sich Lehrlinge während ihrer Ausbildung wenden können, um Konflikte aus dem Weg zu räumen.
Warum Azubis Hilfe suchen
Die Gründe für Probleme in der Ausbildung können dabei ganz individuell sein. Manche Azubis kommen beispielsweise mit dem Unterrichtsstoff nicht hinterher, werden in der Schule oder am Arbeitsplatz ungerecht behandelt oder sogar gemobbt. Auch Probleme aus dem privaten Umfeld, Unstimmigkeiten mit Kollegen oder Vorgesetzten und finanzielle Sorgen können Gründe sein. Manche Azubis haben auch einfach Pech mit der Wahl des Ausbildungsbetriebes oder des Berufes und fühlen sich nicht mehr wohl.
Wichtig für die Betroffenen ist allerdings zu wissen, dass sie mit ihren Sorgen und Problemen nicht alleine sind, nicht aufgeben müssen oder die Ausbildung sogar abbrechen, denn es gibt eine Vielzahl von Angeboten und Anlaufstellen, die Hilfe anbieten.
Unmittelbare Ansprechpartner
Die ersten möglichen Anlaufstellen bei Problemen, Ängsten und Sorgen sind meist Freunde, Familienmitglieder und Menschen aus dem näheren Umfeld. Einigen fällt es aber schwer, mit Menschen, die einem nahe stehen, über seine Sorgen zu sprechen oder man möchte sie nicht damit belasten. In solchen Fällen gibt es andere Ansprechpartner.
Abhängig davon, wo es Probleme gibt, steht in der Berufsschule der Vertrauens- oder Beratungslehrer zur Seite. Gibt es Schwierigkeiten mit oder im Ausbildungsbetrieb, können sich die Azubis an ihren Ausbilder oder Vorgesetzten wenden. In größeren Firmen kann der Betriebsrat oder Ausbildungsvertreter zu Rate gezogen werden.
Ausbildungsberater der verschiedenen Kammern
Sind dies keine passenden Hilfsangebote oder das Problem besteht weiterhin, können sich Lehrlinge auch an den Ausbildungsberater der jeweiligen Kammer wenden. Diese setzen sich für die Lehrlinge ein und können beispielsweise vom Betrieb Auskünfte verlangen oder eine Betriebsbesichtigung durchführen, sind also speziell für Probleme im Betrieb da.
Ausbildungsberater sind von den Kammern beauftragt, helfen aber auch bei alltäglichen und spezifischen Fragen rund um die Ausbildung. Sie kennen sich bestens mit den Rechten und Pflichten, Förder- oder Weiterbildungsmöglichkeiten aus und es steht jedem Azubi zu, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Die Förderprogramme abH und AsA
Die Agentur für Arbeit hat zwei Förderprogramme ins Leben gerufen: die ausbildungsbegleitende Hilfe (abH) und die Assistierte Ausbildung (AsA). Bei der ausbildungsbegleitenden Hilfe handelt es sich um kostenfreien Nachhilfeunterricht in Fächern, in denen der Azubi eine Förderung benötigt. Ebenso wird bei persönlichen und gewöhnlichen Problemen geholfen. Die Assistierte Ausbildung kann vor Beginn einer Ausbildung beantragt werden und steht jenen zur Verfügung, die grundsätzlich Zweifel haben, eine Ausbildung bewerkstelligen zu können, sich beispielsweise in einer schwierigen Lebenssituation befinden. Eine sozialpädagogische Fachkraft steht dem Auszubildenden als direkte Ansprech- und Vertrauensperson zur Seite.
Ausbildungsabbruch verhindern mit „VerA“
VerA ist die Kurzform für „Verhinderung von Abbrüchen und Stärkung von Jugendlichen in der Berufsausbildung“ und ist ein Angebot für diejenigen, die in der Ausbildung Schwierigkeiten haben, die so gravierend sind, dass sie einen Abbruch in Erwägung ziehen. Berufs- und lebenserfahrene Experten wie Ausbildungsleiter oder erfahrene Fachkräfte kennen sich bestens aus und helfen dabei, die Probleme zu beseitigen, um die Lehre erfolgreich abschließen zu können.
Finanzielle Unterstützung
Für Lehrlinge, deren Ausbildungsvergütung nicht ausreicht, um Miete, Auto, Lebensmittel etc. zu bezahlen, gibt es finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten. Schüler-BAföG kann bei einer schulischen Ausbildung beispielsweise in einer Berufsfachschule oder Fachoberschule beantragt werden. Hat der Auszubildende während der Lehre eine eigene Wohnung und ist noch nicht volljährig, hat er Anspruch auf Kindergeld. In Ausnahmefällen wird dies auch bis zum 25. Lebensjahr ausgezahlt. In Sonderfällen hat man zudem Anspruch auf Wohngeld.
Bei einer dualen Ausbildung gibt es die Berufsausbildungsbeihilfe (BAB), bei der ein paar mehr Bedingungen erfüllt werden müssen, damit der Azubi finanziell unterstützt wird. Die Höhe der BAB wird individuell berechnet. Auch anderweitige Hilfestellungen hängen von persönlichen Bedingungen ab.
Hilfe annehmen und entscheiden
Ebenso gibt es für schwangere Azubis, alleinerziehende Mütter oder Menschen mit Behinderung finanzielle und beratende Hilfe. Es sind also zahlreiche Hilfsangebote vorhanden. Wichtig ist, dass sie rechtzeitig in Anspruch genommen werden und Lehrlinge wissen, dass sie nicht alleine sind.
Sind die Probleme in Schule oder Ausbildungsbetrieb jedoch so massiv, dass auch mit den vorhandenen Hilfestellungen keine Lösung gefunden werden kann, sollte in Erwägung gezogen werden, den Ausbildungsbetrieb oder den -beruf zu wechseln. Dies sollte jedoch vorher gründlich überlegt und mit einem dieser Ansprechpartner besprochen werden. Tamara Keller
Mögliche Probleme
• Wissensstand des Azubis ist nicht auf dem aktuellen Level
• Der Ausbilder bildet nicht richtig aus
• Unbezahlte Überstunden
• Verstöße gegen das Jugendarbeitsschutz- oder Berufsausbildungsgesetz
• Prüfungsangst
• Unfaire Behandlung, Belästigung oder Mobbing
• Falsche Wahl der Ausbildung oder des Betriebs
• Private Probleme
• Finanzielle Schwierigkeiten