Neues Dach fällig? Natürlich muss es zum Haus passen. Trotzdem lassen sich beim Draufsetzen Formate updaten, Funktionen addieren, Outfits verändern, Räume hinzufügen. Dass es auf allen Ebenen Trends gibt, liegt am veränderten Bedarf rund um Technik, Formen, Farben und Flair. Und auch wenn Hypes nicht so schnell wechseln und die Entwicklung nicht so atemlos ist wie in der Klamotten-Industrie: Trends und Parallelen gibt's trotzdem. Dächer erinnern an Outdoorkleidung: Sie werden immer funktionaler, immer flexibler - und liefern neben Schutz auch viel Zeitgeist.
Ökologie, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit
Energieeffizienz plus Nachhaltigkeit: Ist der wichtigste Trend beim Hausbauen und Sanieren. Und gilt auch fürs Dach, das primär Schutzfunktionen erfüllt und seinen Job möglichst immer gesünder und immer ausdauernder tun soll. Schutz vor dem Wetter und gleichzeitig das Wetter schützen: Klimaschutz hat beim Dach definitiv Doppelbedeutung. Egal, ob es sich beim Erneuern ums reine Dachdecken für jegliche Neigung, ums komplette Ändern des Formates und des Dachstuhls plus Belag oder dabei auch ums Schaffen eines neuen Wohnraumes plus Fenstereinbau dreht.
Zum Trend Ökologie, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit gehört deswegen nicht nur das vermehrte Arbeiten mit speziellen Baumaterialien, Dämmung und Co., sondern beispielsweise auch die Vorbereitung und Bestückung des Daches für und mit Photovoltaik. Oder die Tendenz, Flachdächer naturnah und insektenfreundlicher anzulegen und per Begrünung in ökologisch wertvolle Dachbiotope zu verwandeln.
Smartes Dach überm Smarthome
Apropos Flachdach: Bei Bau und Sanierung steht der Trend Barrierefreiheit mit eingeschossigen ebenerdigen Bauten ganz oben auf der Hitliste. Weil solche Bungalows immer mehr State of the Art sind, werden nicht nur vermehrt neue gebaut, sondern auch flache Altbauten mit flachen Dächern gern flach gelassen und auf der einen Ebene vergrößert. Und: Weil die Tendenz zum ganzheitlich bequemen, smarten Wohnen auch Trends wie Workspace und Homeoffice plus Smarthome-Technologien integriert, verändern sich umgekehrt auch Häuser mit steileren Dächern. Dächer über neuen Dachräumen werden im Zuge der Sanierung immer mehr mit inneren Werten wie bodentiefen Fenstern und Loggias für maximal Licht angereichert. Und mit smarter Technologie rund um Beschattung, Beleuchtung, Öffnung und Verschluss geupdatet.
Form: Purismus und Minimalismus
Auch hinsichtlich Ästhetik gilt beim Haus gerade kühler und geradliniger Kubus-Trend. Laut Experten ist zwar meistgebauter Spitzenreiter unter den Formen immer noch das Steildach und am häufigsten die klassische Satteldachform. Aber genau die ändert sich gerade: Für alle Dächer gilt gerade Neigung zu möglichst wenig Neigung – und zum höheren Kniestock. Trend sind dabei eben nicht nur reine Flach- oder Pultdächer, sondern auch First-Varianten ohne Überhang und dabei so flach wie möglich – was dem Haus optisch etwas Architektenhausmäßiges geben soll.
Wahlweise urbaner Purismus oder rohes Landhaus-Flair wirken sich auch aufs Make-up des Daches aus: Es gibt mehr Variationen hinsichtlich Material und Farbe denn je. Und alle sind in der Lage, Trends zu unterstreichen oder persönliche Akzente zu setzen.
Magisches Make-up: die Pfannen-Frage
Was ganz oben drauf kommt: Ist Visitenkarte und Schutz zugleich. Dachpfannen-Trends? Architekten und Dachdeckerprofis können da mehrere Strömungen für die nächste Zeit ausmachen. So erfährt der Biberschwanz als traditionelle und haltbare Ziegelform gerade ein Update: Weil die deutsche Lieblingsvariante nicht nur in Ziegelrot, sondern auch in vielen anderen Farbtönen zu haben ist, muss so eine Doppeldeckung gar nicht traditionell aussehen und passt zu jedem Style.
Im Trend auch Versionen mit Lotus-Effekt: Die Ziegel reinigen sich selbst bei Regen und die Oberfläche verhindert auch Festsetzen von Moos oder Algen. Der immer beliebtere romanische Ziegel wiederum spielt mit der traditionellen Wellenform der mediterranen Mönch-und-Nonnen-Deckung. Die changierende Tonmischung imitiert dabei die typische Patina des Südens.
Grafisch, schwarz plus Wunder-Welle
Das aktuell sehr wichtige Cool-Flair liefert Titanzinkblech mit Stehfalz: Es kreiert grafische Outfits, ist dabei pflegeleicht und deckt in kaum vergänglicher Schönheit. Lokal ohnehin gern gesehen und jetzt regional übergreifend öfter nachgefragt ist schwarzer Schiefer. Ob Bogen- oder Schuppendeckung - der Naturstein wirkt urig und trotzdem sachlich und hält so lange wie Ziegeln.
Für den urbanen Touch favorisieren junge Architekten übrigens gerade die Berliner Welle. Hierbei handelt es sich um einen Baustoff aus asbestfreiem Faserzement - zu haben in trendigem Grau, Rot oder Braun. Die großformatigen Platten renovieren auch Dächer, die optische Radikalveränderung vertragen. In diese Richtung gehen auch Beton-Dachsteine, die gleichzeitig immer funktionaler werden: Hersteller vergeben inzwischen Garantien bis zu 30 Jahre auf Material- und und Frostbeständigkeit. Tipp: Es gibt innovative Verfahren, die lassen diese sogenannte Frankfurter Pfanne sogar Luftschadstoffe neutralisieren. Was wieder zum alles dominierenden Öko-Trend passt. Annette Gropp