Lebenslang lernen: Das klingt für viele erst einmal hart. Sich stets weiterbilden, seine eigenen, bereits angeeigneten Fähigkeiten und Kenntnisse auffrischen und neue dazu lernen - sich neuen Herausforderungen stellen und an ihnen wachsen-, das ist jedoch das A und O der heutigen Berufswelt und des Arbeitsmarktes. Weiterbildung kann auch großen Spaß machen, motivieren und Abwechslung in den Alltag bringen. Weiterbildung ist nicht nur im Berufsleben, sondern auch privat enorm wichtig, um sich persönlich weiterzuentwickeln.
Gründe für eine Weiterbildung
Die schulische und berufliche Ausbildung setzt die Basis einer Karriere - doch nur wer sich ständig weiterbildet und dazulernt, kann am Ball bleiben. Die Position im Unternehmen wird gefestigt und gleichzeitig erhöht sich die Chance auf eine höhere Stellung, beispielsweise von einem qualifizierten Mitarbeiter zu einer Führungskraft.
Auch für diejenigen, die in neue Berufsfelder schnuppern und sich eventuell dort ansiedeln möchten, ist eine Weiterbildung meist unumgänglich, denn durch sie öffnen sich neue Arbeitsfelder. Werden höhere Positionen, beispielsweise mit Führungsfunktionen im Unternehmen, ausgeschrieben, ist man oben auf der Warteliste für die Neubesetzung - beispielsweise vom Handwerker zum Meister. Bei längerer Abwesenheit, beispielsweise nach einer Schwangerschaft bzw. Elternzeit oder Mutterschutz sowie Arbeitslosigkeit, ist eine Weiterbildung zu empfehlen, um sich wieder auf den aktuellen Stand zu bringen.
Eine höhere Position oder eine höher qualifizierte Ausbildung ist in den meisten Fällen auch mit mehr Gehalt verbunden. Schulungsmaßnahmen Durch erhält man eine bessere Qualifikation, damit oft auch mehr Verantwortung in leitenden Positionen und man fällt somit auch in eine höhere Gehaltsklasse.
Im heutigen Arbeitsmarkt herrscht ständige Veränderung. Viele haben dies in den letzten Pandemiejahren hautnah erlebt. Statt täglich ins Büro zu gehen, wurde ein Großteil der Arbeit aus dem Homeoffice erledigt, neue Hard- und Software musste angeschafft und erlernt werden. Aber auch ohne die Pandemie müssen Arbeitnehmer heutzutage ständig Neues dazu lernen, die Welt ist im Wandel - Globalisierung, Digitalisierung - und wer dabei sein möchte, muss seine Kenntnisse und Qualifikationen ausbauen und sich anpassen.
Eine Weiterbildung betrifft sowohl berufsbezogene Kenntnisse als auch die Allgemeinbildung, Sprachenkenntnis und Rhetorik, aber beispielsweise und auch besonders stark den technischen Fortschritt bzw. die Digitalisierung. Denn hier kann man sehr schnell den Anschluss verlieren. Als Arbeitnehmer ist man immer im Vorteil, wenn man stets über aktuelles Wissen verfügt, da der Arbeitgeber weniger auf einen verzichten kann.
Arbeitgeber profitieren übrigens auch davon, wenn sie ihre Mitarbeitenden fortbilden, denn so können sie langjährige, kompetente, zuverlässige und liebgewonnene Angestellte behalten, anstatt Stellen neu zu besetzen und auf aufwendiges und kostspieliges Recruiting verzichten.
Auch privat nicht auf der Stelle stehen bleiben
Auch im Privatleben ist es nie zu spät, etwas Neues zu lernen und auszuprobieren. Haben Sie sich schon immer gewünscht, ein Instrument spielen zu können? Starten Sie einfach damit und probieren Sie sich aus. Eine Fremdsprache sprechen zu können, fanden Sie schon immer faszinierend? Fangen Sie an! Tanzen, schreinern, zeichnen, sportliche Aktivitäten - der Palette an persönlichen Weiterbildungsmöglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt. Man muss nur das Richtige für sich finden, in dem man aufblüht und Spaß hat, sich gut fühlt und motiviert dabeibleibt. Und wer weiß, vielleicht ergeben sich daraus auch beruflich ganz neue Perspektiven.
Das gute Gefühl
Der psychologische Aspekt einer Weiterbildung ist ebenfalls wichtig. Denn umso mehr Kompetenzen man sich aneignet, umso souveräner und selbstsicherer wird man - privat und beruflich. Die eigenen Ansprüche werden immer höher gesetzt und Ziele neu gesteckt - ständig aufs Neue, in einem fortlaufenden Prozess. Neues lernen heißt auch Herausforderungen angehen, neue Höhen und Tiefen entdecken, selbst an seine Grenzen gehen und überschreiten - es ist aber auch immer mit guten Gefühlen verbunden, wenn die Tiefpunkte überwunden werden und man stolz auf sich und seinen neuen Wissenszuwachs sein kann. Tamara Keller
Vorteile auf einen Blick
• Bessere Einstiegs- und Aufstiegschancen
• Aussichten auf höheres Gehalt
• Neue Berufsfelder entdecken
• Qualifikationen verbessern
• Berufliche Perspektiven ausbauen
• Sichere Jobperspektive
• Psychologischer Aspekt
• Spannende und abwechslungsreiche Herausforderung
Förderung vom Jobcenter
Wer einen Bildungsgutschein vorweisen kann, muss für eine Weiterbildung oder Umschulung nichts zahlen. Aber wer bekommt diese Leistung überhaupt?
Arbeitslos oder Arbeitslosigkeit droht? Da kann es Sinn machen, sich beruflich neu zu orientieren - sich weiterzubilden oder eine Umschulung zu machen. Bleibt die Frage nach der Finanzierung: Teilnahmegebühren sowie Fahrt- und Prüfungskosten können gehörig ins Geld gehen. Deshalb gibt es Möglichkeiten, sich finanziell fördern zu lassen. Zum Beispiel mit einem Bildungsgutschein. "Mit einem solchen Gutschein bestätigt die zuständige Agentur für Arbeit oder das Jobcenter einem schriftlich, für sämtliche Weiterbildungskosten aufzukommen", sagt Martina Westphalen, Beraterin beim Institut für Berufliche Bildung (IBB). Die Vorgehensweise ist so: Wer einen Bildungsgutschein haben möchte, muss ihn bei der zuständigen Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter beantragen. Dies erfolgt in einem persönlichen Gespräch", sagt Christian Ludwig von der Bundesagentur für Arbeit.
In dem Gespräch lotet die Sachbearbeiterin oder der Sachbearbeiter aus, ob im konkreten Fall die Voraussetzungen für einen Bildungsgutschein erfüllt sind. So kann zum Beispiel einen Bildungsgutschein erhalten, wer erwerbslos, von Arbeitslosigkeit bedroht oder arbeitssuchend ist. Auch Beschäftigte, die eine Fortbildung benötigen, um ihren Arbeitsplatz zu sichern, können berechtigt sein.
Das sind die Voraussetzungen
Eine grundsätzliche Voraussetzung für die Weiterbildungsförderung: "Sie muss notwendig sein, um den Antragsteller oder die Antragstellerin in den Arbeitsmarkt einzugliedern, eine drohende Erwerbslosigkeit abzuwenden oder einen fehlenden Berufsabschluss nachzuholen", so Westphalen. Bevor die zuständige Agentur für Arbeit den gewünschten Bildungsgutschein aushändigt, prüft sie, ob der Interessent oder die Interessentin für das anvisierte berufliche Ziel persönlich geeignet ist. „Dafür binden die Sachbearbeiter gegebenenfalls den Berufspsychologischen Service oder den Ärztlichen Dienst der Bundesagentur für Arbeit ein", sagt Ludwig.
Ob ein Interessent den beantragten Bildungsgutschein bekommt oder nicht, ist immer eine Einzelfallentscheidung. „Einen Rechtsanspruch gibt es darauf nicht", stellt Martina Westphalen klar. Ein Rechtsanspruch kann laut Christian Ludwig allenfalls darauf bestehen, dass die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter einem den nachträglichen Erwerb eines Berufsabschlusses oder eines Hauptschuloder vergleichbaren Schulabschlusses mit einem Bildungsgutschein fördert.
Wichtig ist, vor einer Weiterbildung die Arbeitsvermittlung im Jobcenter oder Agentur für Arbeit anzusprechen. Nur die Weiterbildungen und Qualifizierungen, für die es von der Arbeitsagentur oder von dem Jobcenter eine schriftliche Genehmigung in Form eines Bildungsgutscheins gibt, können finanziell gefördert werden. Das betrifft auch die Fahrtkosten", sagt Ludwig. Wie Martina Westphalen erläutert, muss die Weiterbildung zudem für das Gutscheinverfahren zugelassen, der Anbieter entsprechend zertifiziert sein.
Den passenden Kurs finden
Wer einen Bildungsgutschein hat, kann den zertifizierten Anbieter frei wählen. Nach passenden Weiterbildungsangeboten können Interessenten auf dem Portal Kursnet der Bundesagentur für Arbeit suchen oder dies gemeinsam mit Vermittlern tun. ,,Generell ist es immer sinnvoll, sich vor dem Gespräch mit der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter schon Gedanken zu machen, wo es hingehen soll und sich auch schon passende Möglichkeiten zu suchen", so Christian Ludwig. dpa