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Der Weg in einen neuen Beruf

Wenn eine neue Ausbildung oder ein Studium keine Option sind, kann man einen Quereinstieg in Erwägung ziehen

Der Weg in einen neuen Beruf

Wie sind die Aussichten? Die Hürden und Voraussetzungen für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger unterscheiden sich je nach Branche. Foto: Christin Klose/dpa-mag

21.09.2021

Was willst du werden? – Wenn es um die Berufswahl geht, schwingt immer mit, dass damit eine Entscheidung fürs Leben getroffen wird. So werden Berufs- oder Branchenwechsel häufig als Wagnis wahrgenommen. Schon die Bezeichnung Quereinstieg deutet an: Hier geht jemand nicht den üblichen Weg.FachkräftemangelDoch nicht jede Branche eignet sich gleich gut für den Quereinstieg. „Die Gründe liegen vor allem in den Zugangsvoraussetzungen“, sagt Enzo Weber, der am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) unter andere munter sucht, wie sich der Arbeitsmarkt entwickelt. Je strenger die Voraussetzungen, umso höher die Schwelle: Physiotherapeut etwa darf sich nur nennen, wer einen entsprechenden Abschluss vorweisen kann, Gleiches gilt für Ingenieurinnen. Weber beobachtet aber: „Wenn es in einer Branche einen Fachkräftemangel gibt, verschiebt sich einiges.“ Einstiegshürden werden abgesenkt, Umschulungen oder neue Ausbildungswege entwickelt.Quereinsteiger-Branche ITViele Jobs mit vergleichsweise wenig formalen Voraussetzungen und gleichzeitig einem großen Bedarf an Fachkräften gibt es in der IT-Branche. „Quereinsteiger sind in den Unternehmen gern gesehen“, sagt Daniel Breitinger vom Branchenverband Bitkom. Und was ist mit dem erforderlichen Fachwissen? Viele Firmen würden intern ausbilden.Wenn Berufsfelder sich für Quereinsteiger öffnenDas Gegenteil einer für Quereinsteiger offenen Branche war lange das Lehramt. Der Berufszugang war klar geregelt: Nur wer Studium und Referendariat samt zwei Staatsexamen erfolgreich absolviert hatte, durfte unterrichten. Das hat sich geändert, seit in bestimmten Fächern und in bestimmten Schulformen die Lehrer knapp werden.Den Weg regelt jedes Bundesland eigens. Sowohl die Zulassungsvoraussetzungen als auch die Ausbildung unterscheiden sich deutlich.Der PraxisschockEinstellen müsse man sich immer auf einen anstrengenden doppelten Berufseinstieg, sagt Marc Böhmann, Lehrer und Autor eines Ratgebers für Lehramtsquereinsteiger. Statt das Fachwissen mit erwachsenen und ähnlich kompetenten Kolleginnen und Kollegen zu teilen, muss es nun Kindern vermittelt werden.„Dazu kommt dann noch der Praxisschock, den fast alle jungen Lehrer erleben“, sagt Böhmann. Unterrichtskonzepte funktionieren nicht so wie gedacht, Vorbereitung und Korrekturen nehmen viel Zeit in Anspruch und die Kinder reagieren nicht so wie man es sich ausgemalt hatte.Passen die bisherigen Kompetenzen zum neuen Job?Wichtig sei deshalb eine gute Begleitung durch erfahrene Kollegen, denn zu bewältigen seien nicht nur fachliche Herausforderungen. „Der Lehrerberuf ist in besonderer Weise mit der Persönlichkeit verbunden“, sagt Böhmann. „Man wird angreifbar, man muss sensibel auf die Schülerinnen und Schüler reagieren und zugleich in der Lage sein, sich abzugrenzen.“ Die Kompetenzen und Fähigkeiten, die man mitbringt, sind entscheidende Faktoren. Wenn sie zum neuen Job passen, könne auch der Einstieg gelingen, sagt Arbeitsmarktforscher Weber. Umso wichtiger sei eine individuelle Beratung. dpa-mag