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Größer, stärker, aber auch teurer

Neue Landmaschinen können in der Anschaffung sehr kostspielig sein, viele Landwirte greifen daher eher auf die Dienste eines Lohnunternehmens zurück oder treten einem Maschinenring bei.

Größer, stärker, aber auch teurer

Ein leistungsstarker Mähdrescher kostet um die 300.000 Euro. Foto: Bayersicher Bauernverband

29.03.2022

Die Ursprünge der modernen Landwirtschaft reichen knapp 150 Jahre zurück. Zur damaligen Zeit wurden bereits erste Maschinen entwickelt, die Hilfe bei der anstrengenden Feldarbeit versprachen. Den Beginn machten Dampfmaschinen, die einige Jahrzehnte später von den ersten Traktoren abgelöst wurden. Seither gilt der Traktor als fest in der Landwirtschaft etabliert. Er löste die tierischen Helfer ab, denn er war nicht nur stärker und wendiger, sondern auch kostengünstiger und pflegeleichter. Ein Traktor kostet nur, wenn er arbeitet. In der Zeit dazwischen ist er genügsam. Ihre Blütezeit hatten Traktoren in der Nachkriegszeit, vor allem in den 1950er Jahren schnellte die Nachfrage stark nach oben. Auf einmal gab es Landmaschinen, die für fast alle Betriebe als bezahlbar galten – zahlreiche Traktorhersteller konnten sich am Markt behaupten. Doch die Zeit ist nicht stehen geblieben. In den darauffolgenden Jahren wurde der Wettbewerb härter und der Markt gesättigt. Traditionsmarken wie Hanomag oder Lanz sind vom Markt verschwunden. Die Konsolidierung der Branche führte zur Entwicklung sehr leistungsfähiger Landmaschinen. Die Traktoren werden seither immer größer, stärker und teurer. Diese Entwicklung ist der Tatsache geschuldet, dass auch die Betriebe und insbesondere deren Ackerflächen größer werden. Gefragt sind Traktoren, die in Verbindung mit entsprechenden Anbaugeräten möglichst große Flächen innerhalb kürzester Zeit bearbeiten können.         

Welche Maschinen und Geräte braucht ein Landwirt?

Zur Landwirtschaft oder Agrarwirtschaft in Deutschland zählen mehrere Unterbranchen. Die landwirtschaftliche Produktion umfasst den Ackerbau, Obstbau, Gemüsebau, Weinbau und Hopfenbau, die Grünlandnutzung sowie die Rinder-, Schweine- und Geflügelhaltung und Zucht. Grob gesagt, lässt sich in Pflanzenbau und Tierhaltung untergliedern. Für beide Bereiche ist ein umfangreicher Fuhrpark an verschiedenen Landmaschinen nötig, um alle Arbeiten effektiv verrichten zu können. Um eine ordnungsgemäße Saatbettvorbereitung, Aussaat (Sämaschinen), Pflege, Düngung, Pflanzenschutzmittel-Ausbringung und Ernte zu gewährleisten, werden beispielsweise neben Traktor mit Anhängern und Transportfahrzeugen noch diverse Anbaugeräte benötigt. Für Getreide- und Rapsanbau: Pflug, Egge, Grubber, Saatbettkombination zum Fräsen, Drillen (= Säen) und Walzen, Düngerstreuer/Schleuderstreuer, Mähdrescher. Für Knollen- und Wurzelfrüchte: Pflug, Egge, Grubber, Saatbettkombination, Legemaschine zum Hacken, Häufeln und Striegeln, Kartoffel-Bunkerroder, Zuckerrüben-Vollernter.

Vorteile der großen Maschinen

Der Mähdrescher ist eine vielseitig einsetzbare Maschine für die Ernte von Körnerfrüchten. Denn mit ihm kann man in einem Arbeitsgang mähen, dreschen und das Stroh von den Körnern trennen. Früher kostete es 360 Stunden harter Arbeit, um einen Hektar Getreide zu mähen, zu Garben zu binden, die Ernte einzufahren, die Körner herauszudreschen und sie vom Stroh zu trennen. Ein Mähdrescher erledigt das in weniger als zwei Stunden, und der Bauer kann die Maschine im Sitzen lenken. Sie kostet neu allerdings auch um die 300.000 Euro.

Millionen für den Gerätepark

In ähnlichen Dimensionen bewegen sich die Traktor-Preise. Kleinere Geräte zwischen 50 und 100 PS sind noch für unter 100.000 Euro zu haben. Für Großtraktoren mit Leistungen zwischen 200 und 300 PS kann man 200.000 bis mehr als 400.000 Euro für Neufahrzeuge ausgeben. Ein Forsttraktor ist ab 250.000 Euro zu haben. Direktsämaschinen und Teleskoplader schlagen mit über 70.000 Euro zu Buche. Selbst Güllefässer kosten ein Vermögen. Für moderne Versionen mit großem Volumen muss ein Käufer um 150.000 Euro ausgeben. Doch nicht immer ist es wirtschaftlich für einen Landwirt, alle landwirtschaftlichen Maschinen selbst besitzen zu müssen. Ein Betrieb kann einen großen Teil seiner Kosten einsparen, wenn der Landwirt teure Gerätschaften über den Maschinenring kostengünstig ausleiht oder die nötigen Arbeiten von anderen Landwirten erledigen lässt, einem sogenannten Lohnunternehmen. Ein weiterer Vorteil: Landwirte können auf modernste Technik und Schlagkraft zurückgreifen, ohne selbst zu investieren. Die eingesetzte Technik wird besser ausgelastet, der Inhaber der Maschine kann durch den überbetrieblichen Einsatz zusätzliches Einkommen generieren.

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Der Modellreihen Fendt 900 und 1000 Vario werden auf Großbetrieben weltweit eingesetzt. Die Preise bewegen sich – je nach Ausstattung und Leistung – zwischen 240.000 und 440.000 Euro. Foto: Fendt

Wichtiger Wirtschaftsfaktor

Lohnunternehmen sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum, als Dienstleister, als Investor oder als Arbeitgeber. Lohnunternehmen übernehmen sämtliche Außenarbeiten für die Land- und Forstwirtschaft, Kommunalarbeiten, Landschafts- und Gewässerpflege, Umweltschutz, Rekultivierungsmaßnahmen und Erdarbeiten. Unternehmen aus Industrie und Handel haben die 3200 professionellen Lohnunternehmen in Deutschland als bedeutende und kompetente Kunden gruppe erkannt. Bundesweit erzielen die professionellen Dienstleister mit moderner Technik einen Gesamtumsatz von über drei Milliarden Euro, davon ein Drittel mit außerlandwirtschaftlichen Arbeiten. Aktuell beschäftigt die Branche mehr als 15.000 ständige Mitarbeiter und mindestens ebenso viele Aushilfskräfte. Rund 250.000 Landwirte nehmen in Deutschland die Dienstleistungen von Lohnunternehmen in Anspruch: Jahr für Jahr werden über 800 Millionen Euro in moderne Landtechnik investiert, davon der größte Teil in neue Schlepper, Mähdrescher beziehungsweise Maschinen für die Ernte von Mais und Gras. Betriebsmittel für rund 300 Millionen Euro werden jährlich von Lohnunternehmen in der Landwirtschaft verbraucht. Als anerkannte Dienstleistungsprofis sind Lohnunternehmen die Multiplikatoren für Technik und Betriebsmittel bei der Kundschaft!

Maschinen nutzen statt besitzen

1958 überzeugte der Agrarjournalist Erich Geiersberger Landwirte von einer revolutionären Idee, die heute noch genauso aktuell ist, wie damals. Heute kaum noch vorstellbar, war die Mechanisierung in der Landwirtschaft Ende der 50er Jahre noch in den Anfängen. Die Arbeit mit dem Pferd auf dem Feld war in vielen Regionen noch Alltag. Die Idee der Maschinenbank, des späteren Maschinenrings, ermöglichte vielen Landwirten erst den Zugang zur Mechanisierung, zu Traktoren und Mähdreschern auf den Feldern statt Arbeitspferden und Ochsen. Der Schlüssel zur flächendeckenden Mechanisierung in der Landwirtschaft der 50er und 60erJahre war der Gedanke, Maschinen zu nutzen, statt sie zu besitzen. Die meisten landwirtschaftlichen Betriebe waren in den Anfangsjahren des Maschinenrings zu klein, um beispielsweise einen Traktor überhaupt wirtschaftlich betreiben und auslasten zu können, denn die Größe der Betriebe richtete sich nach dem, was mit Arbeitspferden und immer noch viel harter Handarbeit bewirtschaftet werden konnte.

Der technische Fortschritt in der Landwirtschaft nahm dann rasant Fahrt auf und Geiersbergers Grundidee, die gemeinschaftliche und überbetriebliche Nutzung über den Maschinenring zu organisieren ermöglichte es bis heute 190.000 Landwirten, an dieser technischen Entwicklung teilzuhaben. Sie sind in über 240 lokalen Maschinenringen organisiert und bewirtschaften gemeinsam knapp die Hälfte der Agrarfläche Deutschlands. Auch heute ist das gemeinsame Nutzen von großen landwirtschaftlichen Maschinen ein wichtiger Pfeiler der Gemeinschaft. Es sichert die Unabhängigkeit vieler landwirtschaftlicher Betriebe. Wie „airbnb“ das Reisen und Carsharing die Mobilität verändern, verändert der Maschinenring seit 60 Jahren den Zugang zu modernen landwirtschaftlichen Maschinen. Die gleiche Rolle nimmt der Maschinenring auch in der immer weiter voranschreitenden Digitalisierung der Landwirtschaft ein. Jürgen Scheibe

Maschinenring:

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Der Maschinenring ist eine Gemeinschaft, die Erfahrungen austauscht, Maschinen teilt und sich in Notsituationen unterstützt und absichert. Rund 240 lokale Maschinenringe sind im Bundesverband der Maschinenringe e.V. vereint.

Lohnunternehmen:

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Der BLU Bundesverband Lohnunternehmen e.V. ist die gemeinsame Interessenvertretung der Lohnunter nehmen in Deutschland. Rund 2.000 Lohnunternehmen mit ihren 30.000 Mitarbeitern aus elf Landesverbänden und -gruppen sind im BLU organisiert.