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Dem Fachkräftemangel begegnen

Erster oberfränkischer Schulgipfel: Kammern, Arbeitsagenturen, Schulen, Gewerkschaften und Politik arbeiten Hand in Hand

Dem Fachkräftemangel begegnen

In Oberfranken wurde ein Pakt zur Stärkung der Ausbildung geschlossen. FOTO: ADOBE.STOCK.COM

26.09.2021

Kurz vor dem Start ins neue Lehrjahr am 1. September waren in Oberfranken noch rund 3 500 Ausbildungsplätze unbesetzt. Gleichzeitig haben sich coronabedingt auch noch mehr Schulabsolventen für eine weiterführende Schule oder ein Studium entschieden. Unternehmen und Kammern sind in Alarmbereitschaft und sich darüber einig, das Thema Ausbildung verstärkt in den Fokus zu nehmen. Beim ersten oberfränkischen Schulgipfel stand deshalb die Frage im Mittelpunkt,wie die Vorteile der beruflichen Bildung besser transportiert werden können.Die Hauptgeschäftsführer Gabriele Hohenner (IHK für Oberfranken Bayreuth), Siegmar Schnabel (IHK zu Coburg) und Reinhard Bauer (Handwerkskammer für Oberfranken) skizzierten die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Ausbildungsplatzsituation und die wichtige Rolle der beruflichen Bildung für den Standort Oberfranken. Hohenner verwies darauf, dass ganz Deutschland mit einem spürbaren Rückgang bei den Ausbildungszahlen kämpft. Trotzdem bleibe, ergänze Schnabel, „die berufliche Bindung das Mittel der Wahl zur Behebung des Fachkräftemangels“.

Angst um den Standort

Wie wichtig neue Ideen in Sachen Ausbildung sind, fasste DGB-Regionsgeschäftsführer Mathias Eckardt zusammen: „Mir wird himmelangst um den Standort Oberfranken, wenn es nicht gelingt,Nachwuchs für die Ausbildung zu gewinnen. Irgendwann droht sonst wegen des Fachkräftemangels eine Abwanderung der Unternehmen.“

Auch in der Politik sei die herausragende Bedeutung der Ausbildung noch nicht überall verankert, erklärte Gudrun Brendel-Fischer (MdL, CSU). So sehr die Investitionen im Hochschulbereich den Standort Oberfranken stärken, so sehr vermisse sie Ähnliches auf Ausbildungsebene. „Ohne entsprechende Weichenstellungen drohen analog zum Pflegenotstand viele weitere Notstände.“

Berufsorientierung intensivieren

Die Gipfel-Teilnehmer waren sich einig, dass die Berufsorientierung in den Schulen intensiviert werden müsse: Sei es in Form einer persönlichen Beratung, über die Eltern oder über Ausbildungsmessen. Die Jahre 2020 und 2021 haben klar gezeigt, welche herausragende Rolle Ausbildungsmessen in Präsenz spielen. Das digitale Pendant könne diese Rolle allenfalls ansatzweise ausfüllen. Bausteine, wie Berufspraktika, auch in niederschwelliger Form, Selbsttests oder Speed-Datings in einem neuen Format sollen ausgebaut werden.

Eltern seien weiterhin sehr wichtig für die Berufswahl der Schulabgänger: „Mein Kind soll es besser haben als ich“, so umschreibt Dr. Michael Pfitzner von „Schule Wirtschaft“ in Oberfranken den klassischen Gedankengang vieler Eltern. Allerdings habe sich der Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren maßgeblich verändert. Längst hat der Karriereweg über die Ausbildung deutlich an Attraktivität gewonnen.

Höhere Einkommen, eine bessere Arbeitsplatzsicherheit und deutlich attraktivere Karrieremöglichkeiten sprechen heute für eine Ausbildung – auch im Vergleich zum Studium. Umso wichtiger sei der Kontakt zu den Eltern. Hohenner: „Hier wollen wir gemeinsam neue Wege gehen“.

Sorge bereitet, dass es immer noch etliche Schulabgänger ohne Abschluss gibt. Einig waren sich die Teilnehmer, dass dieser Zielgruppe mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden müsse, etwa in Form der assistierten Ausbildung, mit Einstiegsqualifizierungen und mehr niederschwelligen Angeboten, fasst es Sebastian Peine, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof zusammen. Die Schüler seien nicht schlechter geworden, es entscheiden sich aber immer mehr Absolventen mit einem guten Abschluss für ein Studium, so dass die Zahl der Bewerber mit schlechteren Zeugnissen für einen Ausbildungsplatz in Relation steige.

Deshalb gewinne die Unterstützung von Auszubildenden beim Berufsschulalltag auch immer mehr an Bedeutung. Da die Zahl der Berufsschüler rückläufig sei und es bei etlichen Berufen immer schwerer wird, Klassen zu bilden, werde außerdem eine Beschulung nach Berufsgruppen immer wichtiger. ihk/johö

Ohne entsprechende Weichenstellungen drohen analog zum Pflegenotstand viele weitere Notstände.“

Gudrun Brendel-Fischer Landtagsabgeordnete

LASCO – Ausbildung bleibt konstante Größe

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Unser Auszubildende von LASCO mit Neuzugängen,Ausbilder Betriebsrat und dem Sprecher der Geschäftsführung, Lothar Bauersachs

Zum 1. September 2021 erhalten unsere 42 Auszubildenden Zuwachs. 10 Schulabgänger haben bei LASCO ihre Berufsausbildung im gewerblichen-technischen und kaufmännischen Bereich begonnen.

Duale Ausbildung bei LASCO ist eine Win–win-Situation für Unternehmen und Auszubildende. Dabei wird Theorie und Praxis auf ideale Weise in Einklang gebracht. Stets hat es LASCO als wichtige Aufgabe verstanden, seinen mittel- und langfristigen Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften selbst zu decken, unter dem Aspekt, dass junge motivierte Menschen eine erstklassige unternehmensbezogene Ausbildung erhalten und damit ihre berufliche Zukunft bei LASCO erkennen. Deshalb ist die Ausbildungsquote bei LASCO, die derzeit bei 15 Prozent liegt, seit Jahrzehnten deutlich höher als im Branchendurchschnitt des Werkzeugmaschinenbaus.

LASCO entwickelt, konstruiert und produziert in Coburg sowie an den Standorten Peking (China), Monroe (USA) und Wladimir (Russland) Werkzeugmaschinen und Automatisierungstechnik für die Massiv- und Blechumformung sowie Produktionsanlagen für die Baustoffindustrie.

Firmensteckbrief

Firma: LASCO Umformtechnik GmbH
Anzahl MA: über 500
Anzahl Azubis: 51

Ausbildungsberufe:

• Elektroniker/in (Betriebstechnik)
• Mechatroniker/in
• Zerspanungsmechaniker/in (Fräsmaschinensysteme)
• Technische/r Produktdesigner (Maschinen- und Anlagenkonstruktion)
• Industriekaufmann/-frau
• Informatikkaufmann/-frau

Duale Studiengänge:

• Bachelor of Engineering Maschinenbau & Industriemechaniker/in für Maschinen- und Anlagenbau
• Bachelor of Engineering Elektrotechnik & Elektroniker/in für Betriebstechnik
• Bachelor of Arts Betriebswirtschaft & Industriekaufmann/-frau

Dauer: 2 bis 3,5 Jahre