Der Garten im Sommer
Frühlings-Frühstart und der Sommer explodiert in wilder Geschwindigkeit hinterher: Das Klima wandelt sich und so richtig gelten die kalendarischen Reglements eigentlich nicht mehr. Wenn der Garten aus dem Winterschlaf erwacht ist, entwickelt sich jegliches Wachstum immer zackiger, intensiver und opulenter. Aber ganz gleich ob nach Zeitplan-Vorschrift erst im Juni oder faktisch-klimatisch doch schon im Mai: Als Zeichen für den Beginn des Gartensommers gilt unter Gärtnern immer noch die Blüte der Sommerlinde. Und die sagt: Loslegen mit den Sommerjobs. Hegen, pflegen, ernten, einfach draußen sein – und dabei mit allen Sinnen genießen.
Ziergarten, Nutzfläche oder beides
Fürs Auge oder für Mahlzeiten? Garten oder Acker? Natürlich muss bei allen Arbeiten zwischen Zier- und Nutzgarten unterschieden werden. Für jegliche Gartenart einschließlich aller Mischformen gelten trotzdem grundsätzliche Themen und Vorgehensweisen. In der wärmsten und fruchtbarsten Gartenzeit dreht sich alles um den akribischen Support aller Gewächse, deren gesundes Wachstum auch übers Einbremsen gefördert werden muss.
Runterschneiden, Wachstum fördern, Schönheit pflegen
Verblüht, vertrocknet, verfärbt? Ob Blütenträger, Boden-Gestalter oder Lebensmittel-Produzenten: Im Sommer ist es Zeit für Rückschnitt und Formschnitt diverser Pflanzen. Der Cut bremst nur kurz an, um anschließend neues Wachstum zu fördern. Rasen wächst bei regelmäßigem Mähen dichter und üppiger. Aus der Form gewucherte Sträucher vertragen nach der Vogelbrut einen Schnitt für anhaltende und formvollendete Schönheit. Und auch Blumen haben die Gelegenheit, Energie in das Wachstum neuer Blüten zu stecken: Auf Blumenwiesen, in Bauerngärten oder sortenrein angelegten Flächen reagieren zum Beispiel Rosen, Rhododendron und Co. mit anhaltend üppiger Blütenpracht aufs sensible Zurechtstutzen. Dasselbe gilt für Kräuter rund um Zitronenmelisse, Pfefferminze, Thymian oder Lavendel. Manche Obstbäume dürfen ebenfalls im Sommer vorsichtig gezähmt werden. Für deren langanhaltende Produktivität hilft sommerliches Handanlegen. Und zwar direkt nach der Ernte.
Ist denn schon Ernte?
Das Beste zum Schluss? Stimmt nicht. Die Erntezeit startet schon im Sommer. Abgesehen von frühen Obstsorten gibt es einige Beeren, diverse Kräuter und auch Gemüsesorten, die im Hochsommer dringend in den Topf, in die Schüssel, auf den Teller wollen – oder unmittelbar Gaumen-Kontakt anstreben. Immer wieder pflücken, zupfen, abschneiden und wie auch immer verwerten: So lautet die Ansage für den Hochsommer. Auch hier gilt: Jede geerntete Frucht macht Platz. Und diverse Pflanzen können auch deswegen Feuchtigkeit und Energie ins Wachstum nachfolgender Früchte investieren.
Kraut oder Unkraut?
Was in den individuellen Garten gehört oder nicht, ist natürlich Ansichtssache. Fakt ist aber, dass sich unterschiedliche Pflanzen gegenseitig beim Wachsen und Gedeihen behindern und sich im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser abgraben können. Wer Schönes sehen und Köstliches ernten will, muss sich entscheiden und fürs Wohl der Favoriten auch mal aussortieren. Fakt ist auch: Wer öfter, immer wieder und auch mal nebenbei Unpassendes und Übergriffiges jätet – also mit der Wurzel entfernt –, hat weniger Arbeit und nachhaltigeren Erfolg als Zauderer. Die wegen wilder und plötzlich unübersichtlicher Wucherungen ausgiebige Rupf-Marathons einlegen müssen.
Weiterpflanzen und weitersäen
Zum Verzehr oder einfach nur für die attraktive Optik: Nachschlag geht immer. Selbst im Hochsommer kann noch einiges angesät oder eingepflanzt werden. Im Nutzgarten zum Beispiel Petersilie, späte Möhrensorten, Fenchel, Winterrettich, Chinakohl, Feldsalat und Co. Im Ziergarten wiederum geht alles, was winterhart ist und mehrjährig angelegt ist: Blumen wie Fingerhut, Bartnelken oder Stockrosen. Oder eben auch Büsche und Sträucher, die rundum oder zwischendrin als Begrenzung oder Sichtschutz fungieren.
Uferlos wässern?
Hauptaufgabe und dabei Dilemma: Gerade wegen gehäufter Trockenperioden ist im Sommer das Wässern und Gießen wichtiger denn je. Trotzdem ist opulenter Wasserverbrauch bei Wassermangel inzwischen beinahe Sakrileg. In Dürre-Regionen wird bei sinkenden Grundwasserpegeln immer mehr zum Differenzieren geraten und gerade bei reinen Zierflächen wie zum Beispiel Rasen zur Sparsamkeit geraten. Wie weit es – wie auch schon mal in Kalifornien praktiziert – Verbote bei Ausnahmesituationen geben wird, ist noch nicht abzusehen. Insgesamt müssen sich Gartenbesitzer und Hobbygärtner mehr und mehr mit einem Spagat auseinandersetzen: Welches Wachstum ist individuell wichtig und obligatorisch, auf welches Wachstum kann akut oder auf längere Sicht verzichtet werden. Trick auf lange Sicht: Wie der Forst auch im Garten auf trockenheitsunempfindlichere Pflanzen und Sorten umsteigen. Und: Innovatives Bewässerungs-Instrumentarium zulegen, das wirtschaftlich dosiert.
Dasein genießen
Bei aller Leidenschaft fürs Gärtnern: Oasen schaffen fürs zeitweilige Nichtstun gehört unbedingt dazu. Ein kompletter Ruhepol oder auch nur kleine Parzellen im kreativen Großen und Ganzen dürfen für Chill-Einheiten außerhalb der Arbeit liebevoll ausgestattet, eingerichtet, aufgemöbelt und dekoriert werden. Gartenmöbel und Accessoires zum Hinstellen, Hinsetzen und Ablegen vollenden den Garten als unwiderstehlichen Mix aus Lebensraum und Arbeitsplatz. Outdoorküchen, -bars, Grillhütten oder Baumhäuser verlegen auch noch und Schlafplätze nach draußen. Ein guter Garten kann im Sommer beides: Arbeit machen und totale Entspannung generieren. Annette Gropp
Teichpflege nicht vergessen
Wasserbecken werden bei Hitze gern immer grüner. Der Grund: massives Algenwachstum und zu viele Nährstoffe. Der Teich wird trüb und kann - chemisch betrachtet - "umkippen“. Gröberes kann per Kescher abgefischt, Phosphathemmer für zusätzliche Wasserreinigung hinzugefügt werden. Auch Schwimm- und Unterwasserpflanzen reduzieren die Algenbildung. Wasserspiele und Bachläufe belüften und helfen beim Saubermachen und Sauberhalten.