Anzeige

Wirsberger Bürgerzentrum ist fertiggestellt

Die kirchliche Segnung der gemeindlichen Begegnungsstätte wurde Corona-bedingt vertagt, ebenso der Tag der offenen Tür

Wirsberger Bürgerzentrum ist fertiggestellt

Die Grundsteinlegung am 23. Juli 2019. FOTOS: WERNER REIßAUS

19.11.2021

Am morgigen Samstag, 20. November, sollte das schmucke Bürgerzentrum der Marktgemeinde Wirsberg mit der kirchlichen Segnung durch Pfarrer Peter Brünnhäußer und Pfarrer Michal Osak offiziell seiner Bestimmung übergeben werden. Die Feierstunde war Corona geschuldet ohnehin nur für geladene Gäste gedacht, aber in dieser Woche hat sich die Marktgemeinde entschlossen, die Feierstunde aufgrund der hohen Inzidenzzahlen ganz abzusagen. Wenn es Corona zulässt, soll die Feierstunde aber zu gegebener Zeit stattfinden und die Bürgerschaft wird auch zu einem „Tag der offenen Tür“ eingeladen. Und apropos Corona: Die Pandemie hat den angedachten Termin der Fertigstellung des Bürgerzentrums um einige Monate nach hinten geschoben. Aber nicht nur Corona brachte die Baustelle zeitweise zum Stillstand, auch Überreste von Gräbern von Kleinkindern und auch von Erwachsenen tauchten plötzlich bei den Bauarbeiten auf. Mit der Bamberger Firma „in terra veritas“ war ein archäologischer Dienstleister aus der Domstadt Bamberg mehrere Wochen in akribischer Kleinstarbeit dabei, im unmittelbaren Bereich der Johanniskirche vorgefundene Gräber freizulegen. Damit war auch klar, dass damit nicht nur eine gewisse Verzögerung bei den weiteren Bauarbeiten eintritt, sondern dass auch Mehrkosten die Folge sind. Punktuell befanden sich die Gräberfunde im Bereich der alten und neuen Friedhofsmauer, die auch noch zu sehen war.

Die ersten Gewerke für das Bürgerzentrum wurden vom Marktgemeinderat am 12. März 2019 vergeben. Die submissierten Preise waren für die Marktgemeinde „zufriedenstellend“ und bewegten sich innerhalb der Kostenschätzung des Architekturbüros Drenske, Kulmbach. Die größten Gewerke gingen für die Rohbauarbeiten an die Firma Witzgall, Stammbach, mit 398 979 Euro und für die Elektroarbeiten an die Firma Wanderer KG, Neuenmarkt, mit 327 988 Euro.

Geschichte der beiden Bürgerhäuser Marktplatz 10 und 12

Am 21. November 1863 erwirbt Johann Adam Maisel das Anwesen Haus-Nummer 24, heute Marktplatz 10, mit einem Wohnhaus mit Keller und Schlachthaus, Mulzhaus mit Stallung und sogar einer Kegelbahn mit Häuschen und Felsenkeller. Und im gleichen Jahr reicht der Gasthofbesitzer von Waldau um eine „Concession zur Ausübung der ordinierten Gastwirthgerechtsame auf dem Gasthofe Haus-Nr. 24“ ein, die auch einstimmig genehmigt wurde.

Weiter heißt es in der Häuser und Familienchronik vom verstorbenen Ehrenbürger der Marktgemeinde Wirsberg, Karl Hahn, dass die „Verhandlung“ sofort bei dem hiesigen Vorstande der Armenpflege vorzulegen und dann dem Bezirksamte einzusenden ist. Das Schankrecht aus dem Jahr 1863 erlebt also mit dem Bürgerzentrum in diesen Monaten wieder eine Renaissance.

1890 erwarb der Ökonom und Gastwirt Johann Konrad Günther das Bürgerrecht und auch ihm wurde die Erlaubnis zum Betrieb einer Gastwirtschaft erteilt. 1937 übernimmt Johann Christian Günther die Gastwirtschaft, die dann nach seinem Tode im Jahr 1959 von seiner Ehefrau Jaroslawa fortgeführt wird.

Wirsberger Bürgerzentrum ist fertiggestellt-2
So sah die Ansicht der beiden Bürgerhäuser Marktplatz 10 (rechts) und Marktplatz 12 (links) noch bis 2017 aus. Heute steht an der Stelle das stolze Bürgerzentrum.
Wirsberger Bürgerzentrum ist fertiggestellt-3
Der Rohbauzustand des „Frankensaales“.
Wirsberger Bürgerzentrum ist fertiggestellt-4
Der „Frankensaal“ bestuhlt. Vorne die großräumige Bühne.

Der letzte Tropfen Bier ging mit der Abmeldung der Gastwirtschaft am 1. Juni 1970 über die Theke. Sohn Ehrenfried, der am Finanzamt tätig war, war übernahm den Besitz von seiner Mutter, nahm den Abbruch des alten Stallgebäudes vor und errichtete an gleicher Stelle ein Wohnhaus und verkaufte das Anwesen an die Marktgemeinde Wirsberg.

Beim Anwesen Marktplatz 12 reicht die Geschichte bis auf das Jahr 1533 zurück und auf dem Anwesen ruhte früher eine Brau- und Schankgerechtigkeit, sogar ein Branntweinbrennrecht und ein Backfeuerrecht. In der Folge wurde später fast alle Berufe ausgeübt, angefangen vom Schuster über den Schneider bis hin zu den Einzelhandelskaufleuten. Seit dem Ende des 2.Weltkrieges wurden in dem Bürgerhaus eine Schuhmacherei mit einem Laden, eine Bäckerei mit einem Ladenverkauf, eine Filiale der Konsumgenossenschaft Bayreuth und ein Geschäft von Walha Glas aus Himmelkron.

Der Markt Wirsberg hat das Bürgerhaus im Jahr 2012 von der Familie Köhler aus Neuburg an der Donau ursprünglich erworben, um es zusammen mit dem Bürgerhaus Marktplatz 10 zum ersten deutschen Hochzeitsmuseum auszubauen. Werner Reißaus