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Riemen oder Kette? Was ist besser?

Neben der Kette hat sich mit dem Riemen inzwischen ein weitere Antriebsvariante bei Fahrrädern etabliert

Riemen oder Kette? Was ist besser?

Der Riemenantrieb hat sich in Deutschland etabliert, hat aber gegenüber der Kette nicht nur Vorteile. Am Ende entscheidet jeder Radler nach Anspruch und Vorliebe. FOTO: VELOTRAUM.DE

07.10.2022

Radfahrer wollen möglichst schnell und effizient vorankommen. Mit dem Ketten- und Riemenantrieb gibt es derzeit zwei marktreife Varianten der Kraftübertragung von der Kurbel zum Hinterrad. Beide haben ihre Befürworter – und die Debatte über die jeweiligen Vorteile wird speziell in Internetforen emotional geführt. Dabei kommt es vor, dass persönliche Vorlieben, Hörensagen und Gerüchte anstelle von Fakten die Diskussion bestimmen. Die Argumente im Faktencheck:

Ein spezieller Rahmen

Eine Fahrradkette lässt sich an jedem Kettenglied teilen und wieder zusammenfügen. Darum kann sie problemlos an jedem Fahrradrahmen verbaut werden. Der Riemen ist hingegen nicht teilbar, sondern wird in einem Stück auf den Riemenscheiben montiert. Dafür muss der Hinterbau des Rahmens geöffnet werden. Dies erfolgt in der Regel durch ein kleines Rahmenschloss.

Ein Riemen hält länger

Eine pauschale Mindestangabe zur Kilometerleistung eines Riemens oder einer Kette zu geben, ist schwer. Reiseradler wie der Globetrotter Sven Marx berichten, dass sie rund 30 000 Kilometer mit ihrem Riemen zurücklegten. Bei Ketten werden Maximalleistungen von 10 000 Kilometern angegeben, wenn sie mit einer Getriebeschaltung kombiniert werden, um verschleißträchtigen Kettenschräglauf zu vermeiden. Es passiert natürlich immer wieder, dass Radfahrer diese Werte nicht erreichen. Zu stark fließen andere Faktoren wie Schmutz, Wetter und Pflege in die Laufleistung ein.

Kette ist wartungsintensiver

Eine Kette braucht regelmäßig Service. Dreck entfernen und neues Öl auftragen sollte man mehrmals im Jahr. Im nass-salzigen Winter wird sogar nach jeder Fahrt dazu geraten. Anders beim Riemen: Selbst bei starken Verschmutzungen reicht es, wenn man ihn einfach mit Wasser und ein wenig Putzmittel abspritzt.

Ein Riemen längt sich nicht

Egal ob Riemen oder Kette: Beide nutzen sich über die Zeit ab. Durch die konstante Bewegung der Kette werden die Verbindungsbolzen zwischen den Kettengliedern im Laufe der Zeit kleiner geschliffen. Dadurch kommt es zu mehr Spiel in den Gelenken und über die Dauer zu einer Längung, die die Effizienz und den Wirkungsgrad des Systems insgesamt herabsetzt. Der Riemen kann sich nicht längen, da im Inneren Zugstränge aus Carbon oder aus verdrilltem Aramid verlaufen. Das macht den Riemen jedoch empfindlicher gegen seitliche Stöße oder Schläge: So kann der Riemen beschädigt werden, etwa wenn sich ein Ast in ihm verfängt.

Der bessere Wirkungsgrad

Eine gut geschmierte, neue Kette erreicht einen besseren Wirkungsgrad als ein Riemen. Die Folge: Von der Beinkraft kommt mehr am Hinterrad an. In Kombination mit einer Kettenschaltung ist sie deshalb das Effizienz-Optimum eines Fahrradantriebs. Allerdings wird der Wirkungsgrad des Riemens bei steigender Wattzahl oder bei höherer Krafteinfuhr stetig besser. Bei einem höheren Drehmoment genießt der Riemen einen Effizienzvorteil gegenüber der Kette, speziell wenn das Rad als Fixie oder Singlespeed gefahren wird und kein Reibungsverlust über eine Gangschaltung erfolgt. Somit wäre aus Effizienzgründen der Riemenantrieb zumindest in Disziplinen ohne Schaltung wie Bahnsport oder BMX die beste Wahl.

Wintertauglichkeit

Durch den wasserfesten Aufbau aus Polyurethan oder Polymer sind Riemen-Antriebe gegen Rost gefeit. Auch Salzwasser setzt ihnen nicht zu. Darum entscheiden sich viele Radreisende und Alltagsfahrer für ein wartungsarmes Gesamtpaket, das oft aus einem Riemen in Verbindung mit einer Getriebeschaltung besteht. Ketten brauchen mehr Pfelge im Winter, lassen sich im Ernstfall aber überall reparieren. Mit passend auf die Kette abgestimmten Ritzeln und Kettenblättern überzeugt auch dieses Gesamtpaket.

Fazit: Die Entscheidung zwischen Kette oder Riemen ist eine persönliche. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Viele der Argumente beeinflussen sich gegenseitig. Je nach Ansprüchen und Vorlieben der Radfahrer lassen sich Fahrräder mit sehr unterschiedlichen, aber jeweils passenden Antrieben aufbauen. Quelle: Pressedienst Fahrrad