Fahrräder und E-Bikes
Für den Kauf eines neuen Fahrrades oder Zubehörs sind im Internet viele vermeintliche Insidertipps zu finden, die man - so heißt es dann - unbedingt beachten sollte. Viele Tipps sind in einem dynamischen Markt aber nicht mehr zeitgemäß. Hier sind einige Beispiele, die sich in den letzten Jahren überholt haben, und Informationen, was heute richtig ist.
Zehn Prozent für ein Schloss ausgeben?
Klar, ein Fahrrad sollte mit einem Schloss gesichert werden. Und je hochwertiger das Schloss, desto besser der Schutz. Lange galt der Satz: „Zehn Prozent des Fahrradpreises sollte man beim Kauf für ein Schloss einplanen.“ In der Realität liegt der durchschnittliche Verkaufspreis von E-Bikes im Fachhandel mittlerweile über 3000 Euro, das teuerste Schloss vom Marktführer Abus bei rund 250 Euro.
Neuer Tipp: Zehn Prozent für Sicherheit ausgeben. Für teure Räder lohnt sich zusätzlich ein zweites Schloss, ein GPS-Tracker oder eine spezielle Versicherung.
Ein Fahrrad braucht einen Dynamo?
Die Dynamopflicht für Fahrräder fiel bereits 2013. Seitdem sind Akku-Leuchten erlaubt. Wichtig dabei: Die Scheinwerfer müssen so eingestellt sein, dass sie den Gegenverkehr nicht blenden, und sie müssen für den Fall von Dunkelheit oder schlechten Lichtverhältnissen funktionstüchtig am Rad angebracht sein. Außerdem müssen die Leuchten bei Dunkelheit immer eingeschaltet werden.
Neuer Tipp: Bei Akku-Beleuchtung immer auf die K-Nummer achten. Diese wird vom Kraftfahrtbundesamt ausschließlich für StVZO-konforme Scheinwerfer vergeben.
Je mehr Gänge, desto besser?
Ein Mountainbike mit 30 Gängen ist heute kaum noch in einem Fahrradladen zu finden. Warum? Die Kombination aus drei Kettenblättern vorne und einer Kassette mit zehn Gängen sorgte dafür, dass es viele Gangüberschneidungen gab. Mittlerweile ist klar: Die Übersetzung einer Einfach-Schaltung mit einem Kettenblatt an der Kurbel und einem Elfer-, Zwölfer- oder sogar 13er Ritzelpaket bietet eine ähnliche Übersetzungsbreite wie eine 30-Gang-Schaltung, lässt sich aber deutlich intuitiver schalten.„Mit dem Umwerfer fällt zudem ein weiteres defektanfälliges Teil weg. Der Service wird minimiert, die Langlebigkeit der Produkte verbessert“, erklärt Felix Pätzold vom MTB-Spezialisten Ghost. Neben Mountainbikern setzen auch Gravel- und manche Rennradfahrer mittlerweile auf eine Einfach-Schaltung. An vielen E-Bikes sind generell nur Einfach-Schaltungen verbaut, weil durch die Motorunterstützung nicht viele Gänge gebraucht werden und auch bauartbedingt ein Umwerfer an vielen Motoren nicht verwendet werden kann. Neuer Tipp: Weniger ist manchmal mehr - Einfach-Schaltungen sind mittlerweile Standard im MTB-Bereich und an E-Bikes.
Ein Sattel muss möglichst weich sein?
Die Auswahl des richtigen Fahrradsattels ist eine Kunst und kann sehr lange dauern. Allerdings sollte man nicht den Fehler machen und bei der Wahl einfach ein möglichst weiches Modell aussuchen, wie es lange Zeit mit Gel-Sätteln der Fall war. Moderne Fahrradsättel basieren auf Informationen rund um Sitzposition, Sitzknochenabstand, Fahrtyp und Geschlecht sowie Gewöhnung. Härtere Sättel sind für Langstreckenfahrer oft eine bessere Wahl und bieten die gleich-mäßigere Druckverteilung“, rät Lothar Schiffner vom Sattelspezialisten Ergon. Neuer Tipp: Die Härte bzw. Weiche ist bei der Sattelwahl kein Hauptkriterium. Eine größere Rolle spielen Sitzposition, Sitzknochenabstand, Fahrtyp, Geschlecht und Gewöhnung.
Tiefeinsteiger sind etwas für Rentnerinnen?
Räder mit tiefem Durchstieg galten lange Zeit als Fahrrad für ältere Damen. Doch das hat sich mittlerweile geändert. Speziell im E-Bike-Bereich erfreuen sich Einrohrrahmen einer wachsenden Beliebtheit nicht nur bei Frauen. Die Vorteile sind klar: einfaches Auf- und Absteigen. „Menschen mit Kniebeschwerden oder junge Eltern, die einen Kindersitz am Rad haben, profitieren vom tiefen Durchstieg“, weiß Birgit Greif vom Fahrradhersteller Winora. Auch optisch sowie bei der Ausstattung mit einem kraftvollen Motorenmodell haben die Räder das „Rentner-Image“ mittlerweile abgelegt. Neuer Tipp: Tiefeinsteiger sind unisex und bieten viele Vorteile.
Kleine Rahmengrößen erhöhen die Sicherheit?
Um mit den Füßen schneller auf den Boden zu kommen, griffen viele Gelegenheitsfahrer gerne zu einem kleineren Rahmen bzw. stellten den Sattel etwas tiefer als eigentlich benötigt. Das steigert zwar das subjektive Sicherheitsgefühl, aber die Folgeschäden sind immens. „Knie- und Rückenprobleme liegen oft in einer zu tiefen Sattelstellung und falschen Sitzposition begründet. Auch das Vorankommen wird erschwert und der Fahrspaß leidet, gerade bei längeren Touren. Deshalb ist ein passender Rahmen unerlässlich“, so Stephanie Römer vom Fahrradhersteller Tout Terrain. Neuer Tipp: Die richtige Rahmengröße und korrekte Einstellungen verhindern Schmerzen und langfristige Schäden.
T. Geisler/pressedienst-fahrrad