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So duftet Weihnachten

Die saisonal beliebten Weihnachtsgewürze wecken positive Emotionen

So duftet Weihnachten

Foto: Adobe Stock

24.12.2022

Allein schon der altvertraute Geruch von Zimt, Vanille, Nelke, Kardamom, Anis oder Muskatblüte schenkt positive Emotionen und erinnert an angenehme Erlebnisse der Vergangenheit. „Das heimelige Gefühl von Wärme, Geborgenheit und Vertrautemlässt es uns gutgehen, wir fühlen uns wohl", so Eßer-Böhner weiter. Jedes Jahr findet sich, spätestens ab Oktober, im Supermarkt eine besondere Platzierung für die typischen Zutaten für unsere Plätzchen, Stollen und sonstige Weihnachts-Spezialitäten.

Zimt: heilsam und würzig

Eines der bekanntesten Weihnachtsgewürze ist der Echte Zimt (Zimtrinde, Cinnamomum aromaticum). Bereits im ersten chinesischen Kräuterbuch des Kaisers Shen Nung (ca. 2700 v.Chr.) wird Zimt erwähnt und zählt damit zu den ältesten Gewürzen. Für die heilende Wirkung und den würzigen Geschmack der getrockneten Zimtrinde sind unter anderem ätherische Öle und Gerbstoffe verantwortlich, von denen man sagt, dass sie antibakteriell, krampflösend und schmerzstillend wirken. Im Essen verwendet, soll Zimt hilfreich sein bei Appetitlosigkeit, Übelkeit, Blähungen sowie anderen Störungen im Magen-Darm-Trakt. Bekannt sind der günstigere Cassia-Zimt (Chinesischer Zimt", Cinnamomum aromaticum) und der in Sri Lanka heimische Ceylon-Zimt (Cinnamomum verum). Das Aroma des Zimtbaumes geht überwiegend auf das Zimtöl zurück. Cassia-Zimt enthält darüber hinaus einen höheren Gehalt an Cumarin, das in Ceylon-Zimt nur in geringen Mengen vorkommt. Da Cumarin als gesundheitlich bedenklich" eingestuft wurde, sollte es nicht in größeren Mengen und über einen längeren Zeitraum verwendet werden. Besonders hoch kann der Gehalt in Zimtsternen und Lebkuchen sein.

Vanille, die Königin der Gewürze

Das Gewürz Vanille entsteht aus den fermentierten Samenkapseln (Schoten") der Vanillepflanze, einer Orchidee. Die Vanilleblüten müssen aufwendig von Hand bestäubt werden. Nach der Ernte beginnt dann der langwierige Prozess der Fermentation, der aus Blanchieren, Trocknen in der Sonne und einer Reifungsphase besteht. Die Schoten und das daraus gewonnene Pulver sind daher vergleichsweise teuer. Als Heilpflanze spielt die Vanille eine untergeordnete Rolle, sie soll allerdings stimmungsaufhellend und beruhigend wirken.

Nelken gegen Zahnschmerzen

Nelken sind die handgepflückten und getrockneten Blütenknospen des bis zu 20 Meter hohen Nelkenbaums. Ihnen werden antiseptische, bakterizide, fungizide (gegen Pilze) und virusstatische (virenhemmende) Wirkungen zugeschrieben. Die ätherischen Öle wirken schmerzlindernd und entzündungshemmend. Sie eignen sich daher sehr gut bei entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut. Auch bei Mundgeruch oder einem seltsamen Geschmack im Mund soll sich das Kauen auf einer Nelke bewährt haben, ebenso wie bei Zahnschmerzen.

Kardamom entfacht das Feuer

Ursprünglich stammt Kardamom aus Indien, wo man ihn auch als „Königin der Gewürze" bezeichnet. Noch heute baut man ihn in Indien und vielen anderen tropischen Ländern an. Römische Eroberer brachten Kardamom vor rund 2000 Jahren nach Europa. Er zählt zu den teuersten Gewürzen der Welt, was daran liegt, dass die Fruchtkapseln per Hand gepflückt werden. Dies ist jedoch nur in einem kurzen Zeitraum möglich - nämlich bevor die Kapseln aufspringen und sich die Samen verteilen. Kardamom ist nicht nur fester Bestandteil der Weihnachtsbäckerei, er harmoniert generell sehr gut mit Süßem. Die ätherischen Öle der Kardamomsamen haben eine positive Wirkung auf die Gesundheit. In der ayurvedischen Lehre soll Kardamom das Verdauungsfeuer entfachen.

Anis kann man essen oder trinken

Anis ist eine sehr alte Heil- und Gewürzpflanze. Der Anis stammt ursprünglich aus Asien und den südöstlichen Mittelmeerländern. In unseren Breiten ist er nur in Gärten oder im landwirtschaftlichen Anbau zu finden. Wilde Pflanzen sind sehr selten. Seine süßlich schmeckenden Früchte sind in der Weihnachtsbäckerei und in Schnäpsen (z.B. Ouzo) bekannt. In der Heilkunde hilft Anis bei Husten, Blähungen und bei der Milchbildung.

Muskat, das Gold Ostindiens

Im 16. Jahrhundert war selbst eine kleine Prise Muskatnuss so teuer, dass sie als das „Gold Ostindiens" bezeichnet wurde. Briten, Spanier, Portugiesen und Niederländer bekriegten sich sogar wegen Muskat. Als Heilpflanze wurde sie von Naturvölkern in Asien bei Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Magenbeschwerden oder Kreislaufstörungen genutzt. Dies entspricht der heutigen Anwendung in der Naturheilkunde, die sie auch bei nervösen körperlichen Beschwerden einsetzt. Zu viel oder gar ganze Muskatnüsse sollte man aber nicht verwenden: In höheren Dosen sind sie giftig.

Ein viel eleganterer Geschmack als die herbere Muskatnuss zeichnet die Macis aus, auch Muskatblüte genannt. Sie schmeckt leicht nach Muskat, Nelke und ein wenig honigartig. Der Begriff „Muskatblüte" ist allerdings irreführend, denn eine Blüte ist Macis nicht, sondern der getrocknete Samenmantel der Muskatnuss. Wie diese soll sie krampflösend und verdauungsfördernd wirken. Jürgen Scheibe


Historisch gecheckt: Die Weihnachts-Geschichte

Weihnachten ist ein Fest mit vielen Wurzeln.

Schon in der Antike ist den Ägyptern und anderen Hochkulturen der 21. Dezember dringender Anlass zum Feiern. Weil mit der Sonnwende die Tage wieder länger und heller werden, würdigt man in Europa diverse Sonnengottheiten. Um 500 vor Christus machen die Römer den 25. Dezember zum Feiertag des unbesiegbaren Sol, während die Germanen, Balten und Skandinavier anfangen, Jul zu huldigen. Länder wie Schweden, Norwegen und Dänemark nennen Weihnachten heute immer noch Jul, Island Jól, Finnland Joulu, Estland Joulud. Und auch in Deutschland gibt's in friesischen Dialekten Relikte: Auf Sylt findet man zum Beispiel Jül oder Jööl. Schon vor dem Start des Christentums gibt es Feierlichkeiten rund um leiblichen Genuss und Deko: Beim rituellen Jultrinken wird ordentlich gebechert und dass seit dieser Zeit Häuser mit immergrünen Zweigen aus Tanne, Fichte und Kiefer geschmückt werden, gilt als vorchristlicher Brauch.

Die Geburt Christi

Historiker sind sich sicher: Die ersten Christen haben Weihnachten nicht gefeiert. Nach geschichtlichen Recherchen gibt es erst ab dem vierten Jahrhundert Belege dafür, dass die Geburt Jesu mit einem eigenen Feiertag bedacht wird. Zwar hatten schon vorher Gelehrte versucht, dessen exaktes Geburtsdatum zu ermitteln - aber ohne Erfolg, weil es in der Bibel dazu keine echten Belege gibt. Weil dieser frühen Kirche heidnische Feste ohnehin ein Dorn im Auge sind, werden Sonnwendfeste verboten - und wegen Zuwiderhandlungen das heidnische Event einfach umgewidmet. Und statt der Wintersonnwendfeier am 25. Dezember der Geburtstag von Jesus gesetzt. Dessen echter Geburtstag könnte etwas früher liegen: Es kursieren Interpretationen von Bibelpassagen, die auf ein Geburtsdatum im Herbst hinweisen. Als Indiz dafür gilt die Volkszählung. Solche Erhebungen werden traditionellerweise in der Zeit nach der Ernte, also im September oder Oktober, durchgezogen. Was aber trotz falscher Jahreszeit als christliche Tradition verankert wird: Das Feiern der Geschichte von Jesu Geburt, das Zelebrieren der Familie als Institution und das konkrete Würdigen und Erinnern an daran geknüpfte Liebe, Hilfsbereitschaft und gelebte Barmherzigkeit.

Magic Mittelalter

Im Mittelalter läuft das christliche Weihnachtsfest erst mal unchristlich aus dem Ruder. Die besten Geschichten stammen da aus England: Mit Schauspiel, wilden Gelagen und Festzügen feiert man - die Geburt Jesu zwölf lange - Tage. Musik, Geschenke und . festliche Dekoration werden - Pflicht. Die extravagantesten Feten gibt's logischerweise bei Hofe: Den Gästen des englischen Königs Heinrich III. - werden anlässlich eines Weihnachtsfestes im 13. Jahrhun- dert angeblich 600 Ochsen serviert. Universitäten krönen jährlich einen Weihnachtskönig, der während der FestI tage über seine Mitstudenten I herrscht. Hymnen und Lieder e sind Teil jeder noch so bescheidenen Festivität. Dieser weihnachtliche Hype hat Folgen: Radikal-calvinistische Puritaner Englands verbieten das Fest im Jahr 1644 und lösen auch dadurch religiöse Unruhen aus, die schließlich im Ausbruch der entscheidenden Kriegsphase des zweiten Englischen Bürgerkriegs gipfeln. Was aus dieser Zeit trotzdem bleibt: Kulinarische Opulenz, mit dem Hang zum Exzess.

Weihnachtlicher Neuzeit-Mix

Winterfeste mit christlichen Ritualen zu mixen und umgekehrt ist laut Historikern wohl auch ein sehr deutscher Ansatz - allerdings erst in der Neuzeit. Gerade das Lieblingssymbol des modernen Weihnachtsfests hat laut Historikern einen deutschen Ursprung. Der Weihnachtsbaum als Weiterentwicklung des Tannenzweig-Themas etabliert sich als geschmücktes Komplettexemplar im 19. Jahrhundert. Als dann die englische Königsfamilie mit deutschen Wurzeln ihren eigenen Weihnachtsbaum aufstellt, ist das der Startschuss zu einem weltweiten Trend, der sich bis heute gehalten hat. Auch Adventskränze, Nussknacker, Räuchermännchen, Weihnachtsmärkte und andere sinnlich-dekorative Stimmungsmacher werden größtenteils in Deutschland erfunden.

Export in die USA und wieder zurück

Wie im mittelalterlichen England - aber viel später - organisieren Puritaner zum Deeskalieren von Exzessen auch auf der anderen Seite des Atlantiks ein Weihnachts-Verbot. Es tritt 1659 in Kraft und wird erst im Jahr 1681 wieder abgeschafft. Als Reaktion aufs Bürgerkriegsende und mit Rückbesinnung auf Herzerwärmendes und Familiäres erklärt der Kongress erst 1870 Weihnachten zum ersten nationalen Feiertag der USA. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bringen dann die Immigranten der großen EinwanderungsIwelle eigene Weihnachtstraditionen mit über den großen . Teich. Dort entsteht eine Art Ritual-Schmelztiegel, in dem sich Einflüsse unterschiedlicher Kulturen zu einheitlichen Feierlichkeiten vermischen. Klar kommt von dort auch was zurück: Die Amerikaner erfinden immerhin den Weihnachtsmann, der nicht mal heidnisch ist. Sondern einfach nur eine - Werbefigur für süße Limo.

Feierlichkeit: Wohin?

Heute und morgen? Bewegt sich Weihnachten weiter irgendwo zwischen Purismus und Exzess. Verbote werden allerdings durch Krisen ersetzt. Dass sich das Fest der Feste wieder mal weltlich und dabei kommerziell und konsummäßig weiter hochschaukelt - diese Phase kann momentan weder der kurze Corona-Break noch die Energiekrise ausbremsen. Neben allem Geglitzer und atemloser Feierlichkeit hat Weihnachten immerhin einen Vorteil: Der wilde Mix aus heidnischen, religiösen und Lifestyle-Traditionen ist in seinen individuellen Varianten inzwischen sowas wie ein Fest für alle, das trotzdem ganz individuell nach persönlichem Gusto gefeiert werden kann. Entwicklung offen: Die Weihnachts-Geschichte ist und bleibt eine unendliche Geschichte. Annette Gropp