Weihnachten ist ursprünglich ein echter Fest-Mix entstanden auf der Nordhalbkugel der Erde durchs Zusammenwachsen kirchlicher und naturbezogener Rituale. Im Laufe der Jahrtausende kam eins zum anderen: Die weltweite Weihnachtsgeschichte ist voller Aneignungen, Verlagerungen und Draufsatteleien und wird inzwischen in wilden Varianten mit wahlweise vertrauten oder ganz anderen Ritualen auf dem ganzen Globus gefeiert.
La Befana für Bella Italia
Gemeinsamer globaler Nenner: natürlich Familienfest. Und gefeiert wird gleich drei Mal. In den Alpen macht wie in Deutschland - der Nikolaus den Auftakt. Das eigentliche Weihnachtsfest wird wiederum landesweit am 25. Dezember gefeiert, mit einer Bescherung der Kinder am frühen Morgen. Ein geschenkemäßiges Finale gibt's am 6. Januar, wenn die gute Hexe kommt. La Befana bringt den artigen Kindern Geschenke, den nicht ganz so braven immerhin Süßes. Vorbereitet wird die Januar-Bescherung am Vorabend: Die Kinder hängen ihre Strümpfe an Kamin oder Fenster und bestechen die magische Dame mit kleinen Leckereien.
Mit Père Noël in Frankreich
Am 24. Dezember wird in ganz Frankreich traditionell die Christmette besucht und danach ein sehr üppiges Festmahl verspeist: Beim sogenannten Réveillon de Noël gibt's sieben Gänge und 13 - Desserts - die sollen Christus und den zwölf Aposteln beim Abendmahl gewidmet sein. Zu den typischen Speisen an Heiligabend gehören ein mit Maronen gefüllter Truthahn, Gänsestopfleber, Muscheln und Pasteten. Als Dessert lieben die Franzosen außerdem den sogenannten Bûche de Noël: Fein Schokokuchen im Baumstamm-Outfit. Für Geschenke ist außerdem Père Noël zuständig: Der französische Weihnachtsmann kommt allerdings erst am 25. dem einzigen Weihnachtsfeiertag in Frankreich.
In Russland wohnt Väterchen Frost
Im orthodoxen Russland steht ebenfalls nicht der 24. Dezember, sondern der 7. Januar zur weihnachtlichen Debatte. In der orthodoxen Zeitrechnung gilt dieser Tag als offizieller Feiertag und beginnt für die meisten Russen mit einer feierlichen Weihnachtsmesse. In der Zeit davor halten Gläubige ein 40-tägiges Weihnachtsfasten auch Philippus-Fasten genannt. In Russland kommt zum Schenken schließlich Väterchen Frost mit seiner Enkelin, dem Schneemädchen. Der ist allerdings kein Weihnachtsmann, sondern eher ein Zauberer, der als Chef über den russischen Winter herrscht. Ansonsten unterscheiden sich die russischen Weihnachtsfeiertage kaum von anderen: Es wird viel gegessen, gesungen und gefeiert und auch hier gibt's einen Weihnachtsbaum. Der Datumsunterschied hat mit der Zeitrechnung zu tun: Das Kirchenjahr der orthodoxen Christen richtet sich nicht nach dem gregorianischen, dem julianischen sondern nach Kalender.
Total trollig: Island
Die Weihnachtszeit beginnt in Island 13 Tage vor Heiligabend: Bis zum 24. Dezember kommt dann jeden Tag ein Troll - auch Weihnachtsgeselle genannt. Traditionsgemäß sind sie für irgendwelche Unarten bekannt, bringen Kindern aber auch kleine Geschenke mit, wenn sie brav waren. Die unartigen sind in Island besonders schlecht dran: Sie bekommen gar nichts oder eine rohe Kartoffel. Wie beim deutschen Nikolaus werden Geschenke in Schuhen versteckt. An Heiligabend gedenken die Isländer erstmal der verstorbenen Lieben bei einem Besuch auf dem Friedhof. Um 18 Uhr läuten die Kirchenglocken die Weihnachtsnacht ein.
Las Posadas in Mexiko
Startschuss für Weihnachten ist hier der 16. Dezember. Mit den Las Posadas beginnen neun Abende, die für die neunmonatige Schwangerschaft der Gottesmutter Maria und der Herbergssuche mit Josef stehen. Typisch bei diesen Familienfeiern mit Freunden ist die Piñata – eine Figur aus Pappmaché, gefüllt mit Süßigkeiten, Früchten oder mit kleinem Spielzeug. Die Piñata muss dann von Kindern mit verbundenen Augen und Stöcken zerschlagen werden. Typisch für die Las Posadas sind auch Straßenumzüge mit Feuerwerk.
Der Supermix von Südafrika
Durchs Südhalbkugelklima ist in Südafrika im Dezember Sommer. Weihnachtsbäume sind verbreitet, wobei eher Affenbrot- und Baobab-Bäume oder Plastiktannen für die Deko zuständig sind. Festschmaus wird auch geschätzt: Traditionell wählen die Feierlustigen zwischen einem Truthahn zuhause oder einem Barbecue am Strand. Zu den vier Hauptkulturen zählen die Zulus, die Weihnachten Ukrisimusi nennen. Deren Dorfchefs schlachten am 24. Dezember einen Ochsen oder ein Schaf, das ganze Dorf feiert dann am 25. Dezember. Auch die Xhosa schlachten am Weihnachtstag - außerdem gehen ihre Kinder wie an Halloween von Tür zu Tür und bitten um Süßigkeiten. Am 25. Dezember ist früh aufstehen angesagt - und gegenseitiges Wünschen von Happy Christmas. Gastgeber laden Nachbarn, Freunde und Familie zu einem großen Fest ein. In der Cape-Malay-Kultur startet schon im Dezember weihnachtlicher Frühjahrsputz: Das Haus bekommt innen wie außen neuen Anstrich und neues Interieur. Am 24. Dezember schmücken die Gläubigen nach dem Kirchgang den Weihnachtsbaum, Geschenke gibt's am 25. Dezember. Als Festessen wird Weihnachtsschinken und Früchtekuchen serviert. Die Afrikaans wiederum beschenken sich schon am 24., der eigentliche Weihnachtstag ist der 25. Dezember. Gefeiert wird auch in dieser Kultur gern draußen: beim weihnachtlichen Fest-Grillen. Annette Gropp
Weihnachtslose Zonen
Weil es hauptamtlich ein Fest der Christen ist, wird Weihnachten in vielen islamischen Ländern wenig bis gar keine Beachtung geschenkt. Es gibt sogar Staaten, in denen das Weihnachtsfest offiziell verboten ist. Dazu gehören zum Beispiel Tadschikistan, Somalia und Brunei. Keinen gesetzlichen Feiertag gestatten auch Nordkorea oder China: Weihnachten spielt da überhaupt keine Rolle. Bedeutungsmäßig dazwischen agiert Japan: Man sieht das Fest eher folkloristisch und romantisch. Weihnachten wird als eine Art Valentinstag begangen.