Anzeige

Weihnachtliche Bräuche kurz erklärt

Adventskalender, Adventskranz und Weihnachtsmarkt: Woher kommen eigentlich die Lieblingstraditionen?

Weihnachtliche Bräuche kurz erklärt

FOTO: TETIANA SOARES - STOCK.ADOBE.COM

23.12.2023

Traditionen und Bräuche rund um die Weihnachtszeit? Gibt’s viele – und auch viele neue. Einmal, weil Entstehung, Vertiefung und Austausch von Ritualen an jedem Ort dynamisch sind. Und zweitens, weil die Reisefähigkeit in digital noch mehr für Inspiration tut, als sie es analog je vermocht hat. Bei aller Vielschichtigkeit sind alle Bräuche trotzdem nur aus zwei Quellen gespeist. Christentum und Naturrituale starteten in Urzeiten, befeuern sich seitdem gegenseitig und feiern friedliches menschliches Zusammenleben gegen widrige Umstände. Ein paar alte Rituale beschreiben das Zusammenspiel von Welt und christlicher Religion ziemlich gut und verraten einiges über die Essenz von Weihnachten und der magischen Zeit davor.

Warten auf das Fest: Die Adventszeit

Aus dem Lateinischen übersetzt heißt Advent Ankunft: Während dieser Zeitspanne bereiten sich Christen auf Weihnachten vor. Und: Mit dem ersten Advent beginnt traditionell auch das neue Kirchenjahr. Ende des vierten Jahrhunderts wird der Advent laut Historikern als Zeit der Besinnung, des Fastens und der Buße angesetzt. Adventssonntage gibt es ursprünglich sogar sechs: Papst Gregor der Große reduziert die Anzahl dann auf vier. Die neue Zahl soll symbolisch auf die 4000 Jahre hinweisen, die die Menschheit nach kirchlicher Rechnung auf die Ankunft des Erlösers warten musste. Das ursprünglich verordnete Fasten wird seit 1917 nicht mehr gefordert, zunächst rückt das Gebet mehr in den Mittelpunkt. Da dockt wiederum die Welt an: Weil das Fest eine immer größere Bedeutung bekommt, wird irgendwann auch die Vorfreude darauf mehr zelebriert und emotionale Einstimmung betrieben. Erwartung schüren und Stimmung machen: Auch daraus erwachsen immer neue Rituale.

Wartezeit erleuchten: Der Adventskranz

Der Kranz mit den Kerzen ist angeblich eine Erfindung des Theologen Johann Hinrich Wichern im 19. Jahrhundert. Er arbeitete als Pädagoge mit straffällig gewordenen Kindern und wollte sie auf Weihnachten einstimmen. Er baute aus einem Wagenrad einen Holzkranz mit 19 kleinen und vier großen Kerzen und zündete jeden Tag eine an - so dass die Zeit bis Weihnachten leichter und schöner zählbar wurde. Hier koppeln wieder mal die Kirchen an: 1925 hing demnach zum erstem Mal ein Kranz mit vier Kerzen in einem Gotteshaus, ab 1935 wurden Adventskränze geweiht.

Wartezeit versüßen: Adventskalender

Ursprung des Adventskalenders verorten Historiker im 19. Jahrhundert – er dient als Zeitmesser und Zählhilfe. Zunächst wurden täglich Bilder an die Wand gehängt oder mit Kreide Striche an die Wand gemalt. Katholiken legten in den Anfangszeiten angeblich täglich einen Strohhalm in die Krippe. Ein evangelischer Buchhändler veröffentlichte erst 1902 den ersten Adventskalender mit Bildern, ab 1920 gibt’s die stetige Herstellung von Print-Varianten und auch die ersten Schoko-Versionen. Nach kurzer Unterbrechung und Umdeutung während der Nazi-Zeit wurde der ursprüngliche Adventskalender von einem US-General aus Deutschland raus nach Amerika exportiert und ist seit 1950 nicht nur in Deutschland Massenartikel. Seit den 1970er-Jahren wird er teilweise selbst gestaltet und seit der Jahrtausendwende etabliert er sich als Marketing-Tool von Konsumgütermarken.

Stimmung machen: Weihnachtsmarkt besuchen

HIER GEHT'S ZU unserem weihnachtlichen Quiz
HIER GEHT'S ZU unserem weihnachtlichen Quiz

Sehr weltlich: Auf Weihnachtsmärkten werden Stimmungsmacher verkauft und Stimmung produziert. Bereits im Spätmittelalter drängt man sich während der Vorweihnachtszeit über und durch spezielle Märkte, um sich für die kalte Jahreszeit mit Lebensmitteln einzudecken. Später kommen Süßigkeiten-Händler, Handwerker und Spielzeugmacher dazu, die mit ihren Waren Geschenkideen liefern. Besondere Speisen rund um Weihnachten und die Suche nach wertschätzenden Gaben sind aber auch durchaus christlichen Ursprungs - was wiederum Geschichtsforscher auf die Heiligen Drei Könige zurückführen. Die aktuelle Eskalation von Konsum rund ums Dekorieren, Schenken plus kulinarisch-alkoholischer Einstimmung ist wiederum westlichem Wohlstand geschuldet. Annette Gropp

Christmette

Das Wort Mette kommt aus dem Lateinischen. Die Hora Matutina ist die Morgenstunde, die wiederum von der altitalischen Mater Matuta „Mutter der Frühe“ hergeleitet wird.

Die Christmette ist dann durchs Zusammenwachsen des Nachtgebetes Matutin der Christnacht mit der ersten heiligen Messe des Weihnachtsfestes am 25. Dezember entstanden. Obwohl das Ritual ein urchristliches ist, gehen auch Menschen ohne Glaubensbindung an Weihnachten in einen Gottesdienst einer der beiden Konfessionen.