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Wo kommt der Glühwein her?

Warm, würzig und süß sollte er sein

Wo kommt der Glühwein her?

Für „Wackerbarths Weiß und Heiß“ haben die Winzer das historische Rezept des Raugrafen behutsam an den heutigen Geschmack angepasst. FOTO: DJD/SCHLOSS WACKERBARTH/MARTIN FÖRSTER

23.12.2024

An kalten Winterabenden wärmt er Körper und Seele: Der Glühwein ist für viele der Inbegriff von Gemütlichkeit und aus der Vorweihnachts- und Winterzeit nicht mehr wegzudenken. Mancherorts wird er schon an kalten Tagen im Oktober und November ausgeschenkt. Doch woher stammt eigentlich dieses beliebte Heißgetränk? Die Geschichte führt fast zwei Jahrhunderte zurück an die Sächsische Weinstraße zwischen Dresden und Meißen. 

Die Suche nach einem wärmenden Getränk

Im Herzen der Sächsischen Weinstraße liegt Schloss Wackerbarth. Die barocke Schloss- und Gartenanlage entstand vor rund 300 Jahren zu Füßen der Radebeuler Weinberge und ist eng mit der Glanzzeit des Dresdner Barocks verbunden. Heute hat sich das Ensemble zu einem genussvollen und beliebten Ausflugsziel für Besucher entwickelt und begrüßt als Europas erstes Erlebnisweingut jeden Tag Gäste aus nah und fern. Im Dezember 1834 stand August Raugraf von Wackerbarth, ein Nachfahre des Erbauers von Schloss Wackerbarth, in seinem winterlichen Anwesen. Der Kunst- und Genussliebhaber suchte nach einem Trank, der die Kälte vergessen macht und es warm ums Herz werden lässt. So vermählte er weißen Wein mit allerlei exotischen Gewürzen wie Safran und Anis. Anschließend hatte er eine geistreiche Idee: Er erwärmte die Flüssigkeit. 

Das älteste bekannte Glühweinrezept Deutschlands

Das älteste bekannte Glühweinrezept Deutschlands stammt aus Radebeul. FOTO: DJD/SCHLOSS WACKERBARTH/SO GEHT SÄCHSISCH.-S. ARLT
Das älteste bekannte Glühweinrezept Deutschlands stammt aus Radebeul. FOTO: DJD/SCHLOSS WACKERBARTH/SO GEHT SÄCHSISCH.-S. ARLT

Das historische Rezept des Raugrafen war lange Zeit verschollen. Erst Ende 2013 wurde es im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden wiederentdeckt und eingehend geprüft. Das Ergebnis: Die besondere Rezeptur beschreibt ein Getränk, das wir heute als Glühwein bezeichnen würden. Damit ist es das älteste bekannte Glühweinrezept Deutschlands. Für eine Dresdner Kanne (0,93 Liter) mischte der Raugraf seinerzeit folgende Zutaten mit Wein: Zimt, Ingwer, Anis, Granatapfel, Muskat, Kardamom und Safran. Er erhitzte die Zutaten, seihte alles und schmeckte die Mischung mit Honig und Zucker ab.

Nachdem die Winzer von Schloss Wackerbarth vor etwas mehr als zehn Jahren dieses besondere Rezept entdeckt hatten, passten sie es behutsam dem heutigen Geschmack an. Aus ausgesuchten Weißweinen, Traubensaft und feinwürzenden Zutaten kreierten sie ein feinfruchtiges Wintergetränk, das noch heute unter dem Namen „Wackerbarths Weiß & Heiß“ erhältlich ist. 

Schon die Römer tranken Glühwein

Die Ursprünge des Heißgetränkes reichen allerdings noch viel weiter zurück, denn schon die Römer tranken mit Gewürzen versetzten warmen Wein. So überliefert beispielsweise das Kochbuch „De re coquinaria“ des Marcus Gavius Apicius aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert ein Rezept, bei dem Wein mit Honig aufgekocht und mit Pfeffer, Mastix, Datteln und Safran gewürzt wird. Auch spätere Schriften aus dem Mittelalter berichten über solche Rezepturen, die zunächst aber der Oberschicht vorbehalten waren. Denn diese verfügte über wichtige Handelskontakte nach Asien, woher die feinen Gewürze stammten.

Erst die Ausweitung des Kolonialwarenhandels im 19. Jahrhundert macht Gewürze exotischer Herkunft so erschwinglich, dass sie nun vermehrt in der bürgerlichen Küche Verwendung fanden. Nach und nach wurde das Heißgetränk dann zu gesellschaftlichen Anlässen oder im Familienkreis getrunken – und das vorwiegend in der kalten Jahreszeit. 

Vielfalt an Rezepten

Traditionelle wird in Deutschland Glühwein aus Rot- oder Weißwein mit allerhand Gewürzen getrunken, doch inzwischen hat sich eine derartige Vielfalt entwickelt, dass man kaum alle Rezepturen aufzählen kann. So werden inzwischen auch Rosé-, Apfel- und andere Obstweine zur Herstellung von Glühwein verwendet. Auch die alkoholfreien Varianten auf der Basis von Apfel-, Orangen-, Trauben- oder Beerensaft sowie Tee erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.

Oft wird das Wort „Punsch“ auch synonym für Glühwein verwendet, wobei der klassische Punsch eigentlich aus Tee, Arrak, Zucker, Zitronen und Gewürzen besteht. Das Rezept stammt aus Indien und wurde über die Jahre hinweg immer wieder abgewandelt. So trinkt man bei uns gerne Grog aus heißem Wasser und Rum und in Österreich Jagertee aus schwarzem Tee, Rum und Obstler. Punschvariationen mit Wein sind wiederum der skandinavische Glögg, der neben Rotwein auch Korn, Rum, Wodka, Weinbrand oder Aquavit enthalten kann. Oder aber die Feuerzangenbowle, bei der man einen Zuckerhut mit Rum übergießt und diesen in mit Gewürzen angereichertem Rotwein abtropfen lässt. 

Neben Varianten mit Wein, Rum und Tee wird auch gerne Eierpunsch oder im englischsprachigen Raum Eggnog getrunken. Wer auf Schokolade steht greift zu Lumumba – gerne auch mit Amaretto verfeinert.

Generell sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt und jährlich sprießen neue Varianten wie „Glühgin“ oder „Hot Aperol“ aus dem Boden. Dennoch bleibt unter den alkoholhaltigen Heißgetränken der klassische Glühwein auf Platz 1 der Deutschen. djd/Sina Kemnitz

Marmelade mit Glühweinkirschen

https://www.fraenkische-rezepte.de/rezepte/weihnachtliche-kirsch-marmelade-mit-gluehweingewuerz-8243


Glühweingewürz vielfältig einsetzbar

Glühweingewürz kann man Zuhause auch ganz einfach selbst herstellen: Dazu einfach 1 EL Zimt, 1 TL Nelken und jeweils 1/2 TL Kardamom, Ingwer und Sternanis (alles gemahlen) sowie 1 TL Zucker miteinander vermengen. Die Zutaten können dabei je nach Belieben variiert werden.

Mit dem Gewürz lässt sich nicht nur leckerer Glühwein herstellen, sondern auch allerhand andere Rezepte, wie Glühweinschnitten, Glühweinsauce oder eine weihnachtliche Marmelade mit Glühweinkirschen zum Verschenken.