Anzeige

Internationaler Tag der Bratwurst & Geschichte der Nürnberger Bratwurst

Im Stadion, auf der Kirmes oder dem Dorffest – die Bratwurst gehört zum kulinarischen Fest-Inventar – und das weltweit.

Internationaler Tag der Bratwurst & Geschichte der Nürnberger Bratwurst

Die „Coburger“ wird über offenem Feuer mit Buchenholz oder getrockneten Kiefernzapfen zubereitet. FOTO: TH LUTHER GMBH/GENUSSREGION OBERFRANKEN

13.08.2022

Sommerzeit ist Grillzeit in Deutschland. Und auf dem Rost darf ein Klassiker nicht fehlen, der über die Jahrhunderte einen internationalen Siegeszug gefeiert hat: Die Bratwurst ist so erfolgreich und beliebt, dass sie es mit ihrer deutschen Bezeichnung unverändert auch in den Sprachgebrauch vieler anderer Länder geschafft hat. Im kulinarischen Kalender der USA gibt es sogar den National Bratwurst Day – und zwar am 16. August.Die Bratwurst ist in ihren Rezepturen und Zubereitungsarten sehr vielfältig. Und neben Klassikern wie der Thüringer oder Nürnberger Rostbratwurst landen mittlerweile aber immer öfter auch vegetarische und vegane Alternativen auf dem Grill. Absolut belastbare Zahlen gibt es für Deutschland nicht, jedoch wurden 2020 mit veganen Brüh- und Bratwürsten etwa 60 Millionen Euro Umsatz erzielt. Von der Currywurst über Nürnberger und Thüringer bis zur Schinkenbratwurst – die Bratwurst gibt es in sämtlichen Fleischersatz-Varianten. Die Hersteller verwenden dafür meist Erbsen, Weizen, Hafer, Soja oder Lupinen.

Über die jahrhundertealte Fleisch-Bratwurst ist dagegen mehr bekannt. Drei Kilogramm davon essen die Menschen in Deutschland durchschnittlich pro Kopf im Jahr. Dabei machten Bratwürste im Jahr 1990 noch 4,3 Prozent der gekauften Fleisch- und Wurstwaren aus. 2018 lag der Anteil bei 9,1 Prozent.

Regionale Unterschiede

Für die Herstellung wird hauptsächlich Schweinefleisch verwendet, gefolgt von Rind, Lamm und Geflügel. Regional gibt es große Unterschiede. Vor allem die Franken – vielleicht auch der hohen Dichte an Metzgereien geschuldet – sind kreativ beim Erstellen von Bratwurst-Rezepten. Ob grob oder fein, kurz oder lang, gewürzt mit Anis, Majoran oder anderen Zutaten. Sogar Alkohol gehört manchmal dazu: Während die Pegnitzer den Bratwurstteig mit bis zu 25 Prozent Bier veredeln, schwört man in Würzburg auf die Winzerbratwurst, die einen Schuss Fränkischen Weißwein enthält.

Eine weitere Version sind Saure Bratwürste – oder besser auch Saure oder Blaue Zipfel genannt. Diese werden in einem würzigen Essig-Zwiebel-Sud gegart und erhalten so ihre bläuliche Farbe. Sie werden mit etwas Sud, den Zwiebeln aus dem Sud und Brot, Brötchen oder Brezeln serviert.

In Nürnberg messen die Bratwürste nur sieben bis neun Zentimeter und kommen daher im Dutzend oder zu sechst auf den Teller. Die kleinste Verzehr-Einheit besteht aus„drei im Weggla“. Im Landkreis Lichtenfels kommen Bratwürste dagegen paarweise ins Brötchen.

Die Coburger Bratwurst

Zu den längsten fränkischen Bratwürsten zählt hingegen – mit mindestens 31 Zentimetern Länge – die Coburger. Über offenem Feuer mit Buchenholz oder getrockneten Kiefernzapfen zubereitet, bekommt sie erst ihren unvergleichlichen und herzhaften Geschmack. Man isst sie im Gegensatz zu den meisten anderen Bratwürsten nicht paarweise, sondern einzeln. Nach historischen Erzählungen war die Coburger Bratwurst einst sogar für den weltberühmten Reformator Dr. Martin Luther fester Bestandteil seines Speiseplans während seiner Zeit auf der Veste Coburg. red

Bratwurst-Geschichte(n)

Um 700 v. Chr. beschreibt der Schriftsteller Homer in der „Odyssee“, wie die alten Griechen die mit Fett und Blut gefüllten Ziegen- und Schweinemägen auf glühenden Kohlen rösteten.

Das erste Bratwurstrezept findet sich im 1. Jahrhundertv. Chr. im ersten römischen Kochbuch von Apicius.

So etwas wie ein Reinheitsgebot wurde 1432 erlassen, und zwar in der Fleischhauerordnung der Weimarer Fleischer. Hinter Gittern soll Hans IV. Stromer von 1554 bis 1592 im Nürnberger Schuldturm fast 28.000 Bratwürste gegessen haben. Sein Spitzname ist wenig überraschend: Bratwurst-Stromer.

Um 1600 misst die Königsberger Riesenbratwurst 1005 Ellen (circa 670 Meter).

200 Jahre später lässt sich Johann Wolfgang von Goethe Nürnberger Bratwürstchen mit der Post nach Weimar schicken. Die „Letzte Bratwurst vor Amerika“ wurde erstmals 1997 Cabo de Sao Vicente (am „Ende der Welt“) in Portugal verkauft. 2003 wurden der Nürnberger und der Thüringer Bratwurst die geografisch geschützten Angaben zuerkannt.