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Rund ums Dellen drücken und Co.

Die häufigsten Unfallschäden am Auto und wie man sie fachmännisch beseitigen lässt

Rund ums Dellen drücken und Co.

Ist der Lack durch einen tiefen Kratzer oder einen Parkrempler beschädigt, können Werkstätten hier oftmals smart reparieren. FOTO: PROMOTOR/T.VOLZ

04.04.2024

Gut beraten beim Autounfall

Jedes Jahr entstehen in Deutschland Millionenschäden an Autos. Oft sind es kleinere Schäden, die aber trotzdem zu einem erheblichen finanziellen Verlust führen können. Die meisten Schäden entstehen bei Unfällen. Bei einem Frontalzusammenstoß können die Airbags auslösen und das Auto entsprechend beschädigen. Aber auch ein Auffahrunfall kann schwere Folgen haben. Dabei entstehen oft Brüche an der Motorhaube, den Kotflügeln oder der Windschutzscheibe. 

Aber nicht nur bei Unfällen gibt es Schaden am Auto. Auch Diebstahl, Vandalismus oder Naturgewalten können massive Spuren hinterlassen. So sind Autos, die an Gewässern geparkt sind, besonders anfällig für Rostschäden. Aber auch Hagelkörner können enormen Schaden anrichten. Sie zersplittern das Glas und hinterlassen Beulen im Blech.

Rangliste der Schäden

Die Art und der Umfang der Schäden hängen stark von der Art des Unfalls ab. Versicherungsdaten zeigen, dass Auffahrunfälle überproportional häufig zu Beschädigungen führen. Diese sind oft auf Unaufmerksamkeit, falsche Geschwindigkeitseinschätzungen, Vorfahrtsverletzungen oder andere Abbiegeprobleme zurückzuführen. Typisch sind Blechschäden sowie Beschädigungen an Lampen und Blinkern. 

Statistiken zeigen, dass Scheiben und Scheinwerfer am stärksten betroffen sind und etwa 28 Prozent aller registrierten Schäden ausmachen, laut Versicherungsdaten. Früher konnten Glasschäden relativ einfach und kostengünstig repariert werden, aber heutzutage erfordern vor allem Frontscheiben aufgrund ihrer Multifunktionalität oft einen kompletten Austausch und die Neuinstallation moderner Assistenzsysteme. Mit etwas Glück ist bei Steinschlägen an der Frontscheibe dennoch „Smart Repair“ möglich. Bis zur Größe einer Zwei-Euro-Münze kann die Werkstatt einen Steinschlag mit einem durchsichtigen Kunststoff unter Vakuum reparieren, sodass dieser oftmals völlig unsichtbar wird.

Voraussetzung: Der Einschlag befindet sich nicht im Randbereich der Scheibe und hat noch keinen Schmutz aufgenommen. Deshalb sollte dieser unmittelbar nach Erkennen mit einem durchsichtigen Klebestreifen abgedichtet und anschließend so schnell wie möglich repariert werden.

Bei größeren Steinschlägen ist ein Austausch der Frontscheibe unumgänglich, und das aus mehreren Gründen: Meistens bildet sich nach kurzer Zeit ein Riss, der die Stabilität der gesamten Scheibe gefährdet. Davon wird auch die Unfallsicherheit des Fahrzeugs berührt, denn Frontscheiben sind heutzutage eingeklebt und tragen zur Karosseriesteifigkeit bei. Außerdem stützt sich bei vielen Modellen auch der Beifahrerairbag an der Frontscheibe ab.

Vorsicht bei Frontschäden!

Auffahrunfälle führen oft zu erheblichen Frontschäden. Selbst wenn die Beschädigung oberflächlich aussieht, ist eine gründliche und umfassende Untersuchung ratsam, insbesondere da bei den meisten modernen Autos der Antrieb unter der vorderen Haube liegt. Es können Schäden an Motor, Antriebsstrang, empfindlicher Elektronik und sogar am Fahrzeugrahmen auftreten, die für Laien nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Bei strukturellen Schäden ist Vorsicht geboten: Profis setzen im Zweifelsfall Richtbankarbeiten ein, bei denen der Rahmen des Fahrzeugs in einer Vorrichtung eingespannt und mit Mechanik und Lasertechnik vermessen und bei Bedarf gerichtet wird. Jede Karosserie hat ein Datenblatt, das alle wichtigen Messpunkte und genauen Werte enthält. Bei Reparaturen wird strikt nach den Vorgaben des Herstellers vorgegangen.

Behandlung von Beulen

Beulen und Dellen in der Karosserie sind nicht nur unschön anzusehen, sondern mindern auch den Wert des Fahrzeugs. Oft bleiben diese Schäden aufgrund der hohen Reparaturkosten unbehandelt oder werden nur unzureichend in Eigenregie behoben. Doch für dieses Problem gibt es einen Experten: den Dellendoktor. Diese speziell ausgebildeten Fachleute reparieren kleine bis mittlere Schäden wie Parkplatzdellen, Türkantenschläge oder Hagelschäden, ohne ganze Karosserieteile austauschen oder neu lackieren zu müssen. Durch eine spezielle Ausbildung sind sie befähigt, Beulen fachgerecht zu entfernen – sei es durch Drücken, Ziehen oder Hämmern mit speziellem Werkzeug.

Diese Reparaturmethode fällt unter den Begriff Smart Repair, wobei „Smart“ für „Small Middle Area Repair Technologie“ steht und kleine Ausbesserungsarbeiten am Fahrzeug umfasst. Dabei werden Reparaturen an Polstern, Kunststoffen oder Blechen durchgeführt, ohne dass Teile ausgetauscht werden müssen. Es wird lediglich die beschädigte Stelle behandelt. Neben der Beseitigung von Steinschlägen an der Windschutzscheibe, Reparaturen von Kunststoffteilen wie Rissen in der Stoßstange und der Entfernung kleinerer Kratzer werden auch Dellen professionell ausgebessert.

Lackbehandlung

Wenn nur der Lack beschädigt ist, bietet Smart Repair eine Möglichkeit, kleinere Schäden zu beheben und eine Alternative zum Lackieren ganzer Bauteile zu bieten. Bei der Spot-Lackierung kommen Mini-Lackierpistolen oder Sprühdosen zum Einsatz, um Farben und Lacke in kleinen Mengen anzumischen und auf das Fahrzeug aufzutragen.

Kratzer und Unebenheiten müssen vorher angeschliffen, grundiert und dann mit pigmentierter Farbe behandelt werden. Abschließend kann ein Klarlack aufgetragen werden, um Versiegelung und Glanz zu bieten. Spot-Repair ist laut Lackier-Profis grundsätzlich eher für kleinere Flächen außerhalb des direkten Sichtbereichs sinnvoll. Unter den Bereichen, die allgemein als unproblematisch gelten, sind die unteren Bereiche der Kotflügel oder auch die Stoßfänger zu nennen.

Spezialist oder Allrounder?

Die Wahl zwischen einem Spezialisten und einer allgemeinen Werkstatt hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter der Art des Unfalls und der individuellen Lebenssituation des Fahrers. Ob man sich für einen Spezialisten entscheidet, der sich auf bestimmte Bereiche konzentriert, oder für eine Fachwerkstatt, die eine umfassende Reparatur durchführt, hängt von den Prioritäten des Autobesitzers ab, sei es die Garantiefähigkeit beziehungsweise den Wiederverkaufswert zu erhalten oder einfach nur die Sicherheit wiederherzustellen. In jedem Fall ist es wichtig, zertifizierte Profis mit der Reparatur zu beauftragen. Jürgen Scheibe

Gut zu wissen

Ab wann gilt ein Fahrzeug als Unfallwagen? Laut Bundesgerichtshof führt jeder erhebliche Schaden oberhalb der Bagatellgrenze von 750 Euro zum einem Unfallfahrzeug. Das ist laut BGH Urteil (Aktenzeichen VII ZR 330/06) der Fall, wenn es sich nicht nur um ganz geringfügige, oberflächliche Lackschäden handelt. Liegt ein solcher Vorschaden vor, ist er beim Verkauf offenbarungspflichtig: Er führt zum Verlust der Unfallfreiheit.

Ob ein Wagen nach einem Unfall oder Parkplatzrempler noch als unfallfrei zu bezeichnen ist, sollten Sie im Zweifelsfall immer von einem unabhängigen Kfz-Sachverständigen begutachten lassen. Käufer müssen über ein Unfallauto aufgeklärt werden. Verschweigt der Verkäufer einen Vorschaden, können Geschädigte den Kaufvertrag anfechten, davon zurücktreten oder den Preis mindern (Schadenersatz). red