Gute Reise
Hier waren Deutschland und Europa bis zum 10. November 1989 um 0:35 Uhr geteilt“, heißt es ganz sachlich auf einem Schild am Rande der Duderstädter Straße zwischen dem thüringischen Teistungen und dem niedersächsischen Gerblingerode. Wo heute Einheimische und Gäste der Kulturregion ungehindert unterwegs sind, stand einst die stark befestigte Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten.
Der Rundgang durch die Ausstellung des Grenzlandmuseums beginnt in einem Raum mit Projektionen von heute noch bestehenden Grenzen. Dass eine ähnliche Grenze mit Zäunen, Sperrgebieten und sogar Mienenfeldern und Selbstschussanlagen auch das beschauliche Eichsfeld teilte, wirkt 35 Jahre nach dem Fall der Mauer fast surreal.
Auch außerhalb des Museums ist die Geschichte unübersehbar. Auf dem Grenzlandweg, der in der Nähe des Museums beginnt, wurden am Rande des sechs Kilometer langen Rundwegs 24 Infopunkte eingerichtet, an denen man in die Geschichte eintauchen kann. Wandert man heute durch die beschauliche Landschaft, kann man sich kaum vorstellen, dass in Beobachtungsbunkern Bewaffnete lauerten und die Grenze nicht umsonst auch Todesstreifen genannt wurde. Heute sind die Mienen geräumt, die Bewaffneten verschwunden und mit Ausnahme der Museumsanlagen nur ein grünes Band übrig geblieben, in dem die Natur sich entfalten konnte.
Über den Dächern von Duderstadt
Bei Wanderungen und Radtouren hat das wiedervereinte Eichsfeld auch für Besucher eine Menge zu bieten. Bei schönem Wetter bietet der „Skywalk“ Sonnenschein einen eindrucksvollen Blick in die Landschaft. Der Aussichtssteg ragt einige Meter über das Felsplateau hinaus und bietet nach einem kleinen Spaziergang vom Wanderparkplatz eine interessante Perspektive. Auch Burg Bodenstein, eine gut erhaltene Burganlage, deren Geschichte bis ins 8. Jahrhundert zurückreicht, ist sehenswert. Das wohl beliebteste Ausflugsziel in der Gegend ist die Altstadt von Duderstadt. Bei einer Nachtwächterführung geht es durch die mittelalterliche, bis heute von 600 gut erhaltenen Fachwerkhäusern geprägte Stadt. Im Zentrum steht das historische Rathaus, in dem ein „gelber Faden“ durch die Ausstellung und die Geschichte der Stadt führt. Ausgehend vom Turmgeschoss, in dem Fledermäuse leben und das einen Blick über die Dächer der Stadt ermöglicht, erfährt man in den verschiedenen Stockwerken einiges über das Leben der Bürger der Stadt, die Tradition der Schützengesellschaft und auch den Handel im Mittelalter.
Eine neue Heimat für Bären
In eine ganz andere Richtung geht das Angebot des Alternativen Bärenpark Worbis. Auf dem Gelände eines früheren Tierparks ist seit dem Jahr 1997 ein Refugium entstanden, in dem aktuell neun Bären, zwei Wölfe und zwei Luchse leben. Die Wildtiere, die in der Vergangenheit unter schlechter Haltung gelitten haben, sollen im Bärenpark die Möglichkeit bekommen, wieder artgerecht zu leben. Große Gehege mit Rückzugsmöglichkeiten, die nur zum Teil für die Besucher einsehbar sind, gehören genauso zu diesem Konzept wie Informationen über die Tiere und ihr Leben in der freien Natur. Dazu gehört auch, dass die Bären in der kalten Jahreszeit in Höhlen im Waldboden schlafen, um Winterruhe zu halten. Doch auch in den Wintermonaten lohnt sich ein Besuch - denn die Wölfe und Kleintiere wie Ziegen und Papageien kann man das ganze Jahr besuchen.
Michael Hauser