Die duale Ausbildung in Deutschland ist eine Besonderheit und trägt grundlegend dazu bei, dass die deutsche Jugendarbeitslosenquote eine der geringsten in der EU ist. Sie ist die häufigste Form der Ausbildung und wird von Absolventen am liebsten gewählt, wenn es um die Frage nach dem beruflichen Lebensweg nach dem Schulabschluss geht. Aber wie verläuft eine solche Ausbildung eigentlich und was sind die Vorteile gegenüber den Alternativen?
Dual – auf zwei Wegen
Die duale Berufsausbildung zeichnet sich durch die parallele Ausbildung in der Berufsschule und in einem Ausbildungsbetrieb aus. Der Betrieb lehrt praktische Fähigkeiten und Kenntnisse, während in der Berufsschule das theoretische Wissen unterrichtet wird. Was das Ausbildungssystem so erfolgreich macht, ist diese zweigeteilte Ausbildung an unterschiedlichen Lernorten, wodurch die Azubis praktisches Fachwissen und gleichzeitig theoretische Bildung erhalten.
Die Praxisnähe beziehungsweise Berufserfahrung sind weitere ausschlaggebende Vorteile gegenüber anderen Bildungswegen. Die Auszubildenden haben durch die praxisorientierte Qualifikation nach dem Abschluss eine bessere Chance auf dem Arbeitsmarkt und sogar die Möglichkeit, im Lehrbetrieb übernommen zu werden. Des Weiteren können sich Azubis ein genaues Bild des Berufs sowie des Unternehmens machen und sind so für die Entscheidung, ob sie den Beruf weiter ausführen beziehungsweise im Unternehmen bleiben wollen – oder alternative Wege einschlagen – bestens aufgestellt.
Voraussetzungen und Ausbildungsdauer
In Deutschland gibt es rund 320 anerkannte Ausbildungsberufe – vom Koch bis zur Tiermedizinischen Fachangestellten ist für fast jeden etwas dabei. Formal gibt es keine Voraussetzungen für eine Ausbildung im dualen System – es steht jedem offen, sich dafür zu entscheiden. Allerdings wird bei einigen Berufen ein mittlerer Bildungsabschluss als Mindestanforderung festgelegt. Auch wird der Fokus oftmals auf gute Noten in einzelnen Fächern gesetzt.
Die duale Ausbildung dauert, je nach Ausbildungsberuf, zwischen zwei und dreieinhalb Jahre. Unter bestimmten Bedingungen, beispielsweise mit fachähnlichen Vorkenntnissen, durch ein abgebrochenes Studiumoder eine andere, ähnliche Berufsausbildung, kann der Zeitraum verkürzt werden.
Die Ausbildungsvergütung
Zwischen dem Ausbildungsbetrieb und dem Azubi wird ein Berufsausbildungsvertrag abgeschlossen. Der Lehrling erhält vom Betrieb eine Ausbildungsvergütung, welche je nach Branche unterschiedlich hoch ist. Sie beträgt in der Regel etwa ein Drittel des Einstiegsgehaltes einer Fachkraft in diesem Beruf und wird jedes Ausbildungsjahr erhöht. Seit dem Jahr 2020 sind Arbeitgeber, die keinem Tarifvertrag unterliegen, verpflichtet, eine Mindestvergütung zu zahlen. Wer seine Ausbildung 2022 beginnt, bekommt demnach im ersten Ausbildungsjahr einen Mindestlohn von monatlich 585 Euro.
Berufsschule und Prüfungen
Der Betrieb übernimmt zusätzlich die Kosten für die Ausbildung. Der Azubi verpflichtet sich mit dem Berufsausbildungsvertrag zum Besuch der Berufsschule. Der Unterricht findet entweder an ein bis zwei Tagen pro Woche oder wochenweise als Blockunterricht statt. Dafür werden die Lehrlinge vom Lehrbetrieb freigestellt.
Im Laufe der Ausbildung müssen zwei Prüfungen absolviert werden: die Zwischenprüfung und die Abschlussprüfung. Erstere findet in der Mitte der Ausbildung statt und zeigt, ob der Lehrling die bisherigen Lehrinhalte verinnerlicht hat. Die Teilnahme an der Zwischenprüfung ist Pflicht, um zur Abschlussprüfung zugelassen zu werden, ein Bestehen wird allerdings nicht vorausgesetzt.
Zur Beendigung der Ausbildung findet die Abschlussprüfung statt, die bestanden werden muss und das gesamte Wissen der Ausbildung abruft. Erst danach ist die Ausbildung erfolgreich absolviert.
Ausbildungsverordnung
Durch die bundesweit einheitliche Ausbildungsverordnung werden die Rahmenbedingungen genau festgelegt. So verläuft die Ausbildung in allen Teilen Deutschlands auf die gleiche Art und Weise ab, es werden überall die gleichen Inhalte vermittelt, sodass jeder Absolvent am Ausbildungsende die gleichen Qualifikationen besitzt. Durch diese Regelung können sich zukünftige Arbeitgeber auf das Wissen und Können von Auszubildenden im dualen System verlassen. Tamara Keller