Manchen Kollegen fällt immer ein passender Spruch ein, manche stammeln bloß ein überraschtes „Lassen Sie mich doch erklären...“, wenn sie abgebügelt wurden und wieder andere bleiben einfach stumm. Schlagfertig ist eben nicht jeder, oder?Doch, findet Sabine Altena. Die ehemalige Journalistin coacht unter anderem in Sachen Rhetorik und Schlagfertigkeit. Schließlich fällt den meisten Leuten nach einer Weile schon ein guter Konter ein. „Jeder ist schlagfertig, nur halt nicht zum richtigen Zeitpunkt.“Schlagfertig zu sein sei im Job nicht ganz unwichtig, sagt Coach und Buchautor Matthias Nöllke. Es muss nicht immer ein gewitzter Konter sein. „Im Kern geht es darum, nicht sprachlos zu bleiben.“ Das kann einem etwa in unangenehmen Situationen die Souveränität zurückgeben. Diese Methoden können den Coaches zufolge helfen:• Etwas sagen: Zunächst geht es darum, überhaupt irgendetwas zu sagen und in brenzligen Situationen nicht stumm zu bleiben. „Das muss nicht originell oder witzig sein“, sagt Nöllke. „Schlagfertigkeit beginnt mit Nullsätzen.“ So könne man zunächst auch einfach sagen „Dazu fällt mir nichts ein“ oder „Keine Ahnung, worauf Sie hinauswollen.“ Das gebe einem selbst Sicherheit zurück.• Kleine Spielverderber: Wer Teammitglieder oder gar eine Führungskraft hat, die einem immer wieder dumm kommen, kann vielleicht mit kleinen Spielverderbern arbeiten, so Nöllke. „Schön für dich“, „Damit beschäftigen Sie sich, nicht ich“ oder „Schon okay, wenn Sie das so sehen wollen.“ Wer hartnäckig bei solchen Phrasen bleibt, verdirbt Sprücheklopfern den Spaß.• Dolmetscher: Diese Technik funktioniert so: Man tut so, als sei man ein Dolmetscher, der eine Fremdsprache übersetzt. Wenn jemand sich über ein Outfit lustig macht, kann man zum Beispiel erwidern: „Sie meinen, Ihnen gefällt meine Jacke nicht?“ Der Dolmetscher holt das Gespräch auf die Sachebene zurück.• Gegendarstellung: Mit dieser Technik kann man auf Unterstellungen oder Fehlurteile reagieren, sagt Nöllke. Zum Beispiel auf die Unterstellung, man sei zu jung und habe zu wenig Erfahrung für einen Job. „Oft fühlt man sich überfahren und will sich rechtfertigen.“ Das wirke nicht souverän. Besser sei zurückweisen und richtigstellen, kurz und knapp: „Das ist Ihre Ansicht. Tatsächlich bringe ich mal frischen Wind in das Projekt.“• Das große Ganze: Hierbei wird die Aussage des anderen relativiert. Von einem Detail, das der andere kritisiert,zum Beispiel „Das kostet zu viel“, „Dafür haben wir nicht genug Manpower“, wird zu einem übergeordneten Ziel abgelenkt, so Altena. Beispiel: „Ja klar, das kostet Geld. Und was wir erreichen wollen ist, dass die Mitarbeiterzufriedenheit deutlich steigt.“ Idealerweise werden die Sätze mit einem „und“ statt einem „aber“ verbunden. Das wirkt weniger abwertend.• Überraschendes Ja: Wenn jemand versucht, den anderen persönlich anzugreifen („Sie sind aber klein!“, „Ist Ihr Schreibtisch immer so unordentlich?“, „Sie sind ganz schön laut!“), kann dieser einfach zustimmen: „Stimmt“, „Absolut“ oder auch „Daran dürfen Sie sich gewöhnen.“ Weil sich die meisten Menschen eher rechtfertigen, anstatt in solchen Momenten zuzustimmen, heißt die Technik „Überraschende Zustimmung“.• Klassische Rückfrage: Wem spontan nichts einfällt, der kann nachhaken, was genau gemeint ist. „Was genau verstehen Sie unter...? Was ist Ihr Verständnis von...? Was ist Ihre Idee dazu? Was brauchen Sie, um...?“ Das verschafft Zeit und ganz nebenbei ein besseres Verständnis der Situation und Gedanken.• Verwirrung: Man sagt etwas, das schlau klingt, aber weder etwas aussagt, noch etwas mit dem Angriff oder der Kritik zu tun hat. Geeignet sind unbekannte bzw. Nonsens-Sprichwörter oder auch unbekannte Filmzitate. „Das Unbekannte schafft die Verwirrung“, sagt Altena. Entscheidend sei, ein bedeutungsvolles Gesicht aufzusetzen, langsam zu sprechen und Pausen zu machen. Altenas Lieblingssprüche: „Wer kein Messer hat, kann auch kein Brot schneiden“. Oder auch: „Weißt Du, die Birne ... hat den Stiel hinten.“ dpa-mag
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