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Berufsfachschulen – was steckt dahinter?

Hier erwerben Schüler in Vollzeitunterricht eine abgeschlossene Berufsausbildung oder bereiten sich auf eine solche vor

Berufsfachschulen – was steckt dahinter?

FOTO: LUCKYBUSINESS - STOCK.ADOBE.COM

06.07.2022

Der Schulabschluss naht und doch wissen viele zu dem Zeitpunkt noch nicht, wohin sie ihr Weg führen soll. Während sich die einen vielleicht dafür entscheiden, weiter die Schulbank zu drücken und beispielsweise auf der FOS noch ihr Fachabitur zu machen, entschließen sich die nächsten, Lebenserfahrung bei einem Auslandsaufenthalt zu sammeln. Wieder andere entscheiden sich für die typische Lehre. Nicht allen bewusst ist eine weitere Option: nämlich der Besuch einer Berufsfachschule. Doch was genau steckt da eigentlich dahinter?Gezielte AusbildungFür den Besuch einer Berufsfachschule ist keine Ausbildung erforderlich, es wird auch keine Berufserfahrung vorausgesetzt. Sie schließt sich also nahtlos an den Schulabschluss an. Die Schüler bekommen hier – je nach Art der Fachschule – spezifische Inhalte vermittelt. In Bayern gibt es Berufsfachschulen für technische, gewerbliche und gestalterische Berufe (z.B. Schreiner, Elektroniker), für IT-Berufe (z.B. Fachinformatiker, Informatikkaufleute), für kaufmännische Berufe (z.B. Arzthelfer, Kaufmännische Assistenten), für Ernährung und Versorgung, gastgewerbliche Berufe und Sozial- und Kinderpflege, für Berufe im Bereich Hotel und Tourismus (z.B. Assistenten für Hotel- und Tourismusmanagement), für Berufe des Gesundheitswesens (z.B. Altenpflege, Ergotherapie), für Fremdsprachenberufe und für Musik.

Unterschied zur Berufsschule

Der Unterricht an Berufsfachschulen findet meist in Vollzeit statt. Er umfasst neben den allgemeinbildenden auch berufsbezogene Fächer und vermittelt oft auch die praktische Berufsausbildung. Einjährige Berufsfachschulen vermitteln in der Regel die Inhalte des ersten Jahres einer dualen Berufsausbildung. Der entscheidende Unterschied zwischen Berufsschule und Berufsfachschule ist also, dass Schüler einer Berufsschule parallel zum Schulbank-Drücken auch in einem Betrieb arbeiten. In der Berufsfachschule erfolgt hingegen eine rein schulische Ausbildung.

Teils wird Schulgeld fällig

Insgesamt gibt es circa 130 schulische Ausbildungsgänge in etwa 2500 Berufsfachschulen deutschlandweit – teils in staatlicher, teils in privater Hand. Für den Besuch einer Berufsfachschule gibt es keine Vergütung. Im Gegenteil: Wer eine private Schule besucht, muss sogar Schulgeld zahlen. Eine Ausnahme bilden die Pflegeberufe. Hier wird ein Ausbildungsentgelt gezahlt. Eine Möglichkeit zur Finanzierung ist eine staatliche Förderung durch das BAföG.

Aufnahmebedingungen

Die Aufnahmebedingungen an eine Berufsfachschule unterscheiden sich von Schule zu Schule. Für die einjährige Berufsfachschule reicht in der Regel ein Hauptschulabschluss aus. In vielen Schulen wird er gar nicht vorausgesetzt. Wer die zweijährige Berufsfachschule absolvieren möchte, der muss zwingend über einen Hauptschulabschluss oder eine gleichwertige Qualifikation verfügen. Es kann auch ein Realschulabschluss notwendig sein. Es gibt außerdem besondere Fachbereiche, für die zusätzliche Aufnahmekriterien zu erfüllen sind. Sie finden sich in der Schulordnung der jeweiligen Berufsfachschule.

Zwei Schulvarianten

Berufsfachschulen gibt es in zwei Formen: Berufsfachschulen, die eine abgeschlossene Berufsausbildung vermitteln, und Berufsfachschulen, die in einem oder mehreren Jahren auf eine Berufsausbildung oder eine berufliche Tätigkeit vorbereiten.

Berufsfachschulen, die eine abgeschlossene Berufsausbildung vermitteln, dauern in der Regel zwei bis drei Jahre. Der Unterricht umfasst sowohl die allgemeinbildenden und berufsbezogenen Fächer als auch die praktische Berufsausbildung.

Schließt sich an Berufsfachschulen, die in einem oder mehreren Jahren auf eine Berufsausbildung oder eine berufliche Tätigkeit vorbereiten, eine einschlägige Berufsausbildung an,so wird die Ausbildung an der Berufsfachschule in der Regel mit einem Jahr auf diese Berufsausbildung angerechnet.

Die einjährige Berufsfachschule dient der Erweiterung der Allgemeinbildung und vermittelt Wissen auf fachtheoretischem und fachpraktischem Gebiet im angestrebten Beruf. Sie endet nicht mit einem Abschluss, sondern dient der beruflichen Orientierung.

Nach zwei Jahren Schulbesuch kann der Schüler den sogenannten Fachschulabschluss erwerben, der der Mittleren Reife entspricht. Wer danach eine Ausbildung in dem bereits absolvierten Fachbereich anstrebt, bekommt den Besuch der Berufsfachschule als erstes Ausbildungsjahr angerechnet. Dieser Weg eignet sich besonders für Hauptschüler, deren Ziel der Erwerb des mittleren Abschlusses mit Konzentration auf eine berufliche Fachrichtung ist.

Die Schüler sind übrigens nicht verpflichtet, nach den zwei Jahren Berufsfachschule in Vollzeit in einen Ausbildungsbetrieb zu gehen. Als Alternative stehen der Besuch der weiterführenden Fachoberschule oder des beruflichen Gymnasiums offen. Nina Grötsch

Optionale Ziele

Ausbildung: Die Schüler werden in die Lage versetzt, den Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf zu erreichen – wobei dies jedoch nicht für jede Ausbildung möglich ist.

Weiterbildung: Die Absolventen werden befähigt, einen Teil der Berufsausbildung in einem oder auch mehreren anerkannten Ausbildungsberufen zu ersetzen.

Erwerb eines Schulabschlusses: Die Schüler können hier zu einem Berufsbildungsabschluss geführt werden.