Die Liste der Ausbildungsberufe ist lang. Damit die Inhalte relevant und aktuell bleiben, werden die Ausbildungsverordnungen regelmäßig angepasst. Manchmal kommen ganz neue Ausbildungen hinzu. Welche Vorteile hat es, Neuland zu betreten?
Als gesuchte Fachkraft in den Stellenmarkt
Allgemein sei das schwer zu beantworten, sagt Thomas Felkl, der im Bundesinstitut für Berufsbildung die Einführung des neuen Berufs Elektroniker/in für Gebäudesystemintegration mitverantwortet hat. „Aber im Prinzip kann man sagen, wenn der Beruf erfolgreich wird und der Bedarf groß ist, dann ist man als Absolvent eine der ersten Fachkräfte und wird stark gesucht sein.“
Zudem ist es Felkl zufolge ein Vorteil, dass eine Ausbildung ohne Rücksicht auf bestehende Ausbildungsinhalte gestaltet werden kann. Damit biete sie eine größtmögliche Passung zu innovativen Tätigkeitsfeldern. Außerdem positiv: Wer sich schon immer für das Thema interessiert hat, kann nun einen offiziellen Abschluss in dem Bereich machen.
Ungewissheit bleibt
Auf der anderen Seite sind nicht alle neuen Ausbildungsberufe erfolgreich. „Wenn etwas neu ist, ist es immer ungewiss, ob das am Markt angenommen wird“, sagt der Berufsbildungsexperte. Auch die Berufsschulen müssen - abhängig von der Entwicklung der Ausbildungszahlen - zuerst einen passenden Modus für die Gestaltung der Unterrichtsmodalitäten finden.
Wer eine kürzlich eingeführte Ausbildung beginnt, muss außerdem damit rechnen, dass noch nicht jeder den neuen Abschluss kennt. Und Betriebe müssen die Ausbildung erst einmal anbieten. „Da besteht aber auch die Möglichkeit, aktiv bei Betrieben nachzufragen, und damit sogar erst die Möglichkeit zu schaffen, dass ein Unternehmen in diesem Beruf ausbildet“, sagt Thomas Felkl. dpa
Gut zu wissen
Informations-Dschungel: Viele Jugendliche finden sich in den vielfältigen Informationen zum Thema Berufswahl nur schwer zurecht. Unter 1666 befragten jungen Leuten zwischen 14 und 20 Jahren bewerten lediglich 37 Prozent die Unterstützung bei ihrer beruflichen Orientierung als ausreichend. Das geht aus einer Befragung hervor, die das Meinungsforschungsinstitut iconkids & youth im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung durchgeführt hat.
Überfroderung: Bei der Suche nach dem passenden Beruf meinten demnach nur ein Viertel der Jugendlichen, dass es genügend Informationen gebe und man sich darin gut zurechtfinde. Demgegenüber sehen sich 53 Prozent der Jugendlichen mit dem Informationsangebot zur Berufswahl überfordert.
Analoge Suche: Die 14bis 20-Jährigen sind bei der Berufsorientierung weniger digital orientiert als vermutet. Fast drei Viertel gaben an, dass die Eltern ihre wichtigsten Unterstützer sind. Für knapp die Hälfte sind Gespräche mit Lehrkräften, Ausbildern und Berufsberatem wichtige Informationsquellen.
Aber immerhin: Das Berufsinformationszentrum der Bundesagentur für Arbeit-BIZ - kennen 65 Prozent der Befragten, gefolgt von „planet-beruf.de“, den Online-Portalen von Industrie- und Handelskammern sowie „berufswahlhelden.de“ oder auch „aubi-plus.de“.
Forderung: Laut Bertelsmann Stiftung brauche es nach den pandemiebedingten Einschränkungen nun wieder mehr Praktika und Betriebskontakte. Nur so könnten junge Menschen ein realistisches Bild ihres zukünftigen Berufes erhalten. Angebote zur Berufsorientierung sollten vor allem die Motivation der Jugendlichen stärken und sie dabei unterstützen, sich selbstständig Informationen zu verschaffen.
Neuausrichtung: Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert, dass Berufsorientierung einen festen Platz im Lehrplan aller Schulformen bekommen und möglichst früh einsetzen sollte. Dabei sei wichtig, klassische Formate der Orientierung mit digitalen Angeboten zu ergänzen und zu verzahnen. dpa