„Die Situation für Landwirte mit Schweinehaltung ist absolut desaströs“, sagt Konrad Schrottenloher, Bereichsleiter Landwirtschaft beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Bamberg, und erklärt weiter, dass Schweinemäster noch den Vorteil haben, einige Kosten auf die Ferkelerzeuger weiterzugeben. „Die Ferkelerzeuger aber sind das letzte Glied in der Nahrungskette und können nicht ausweichen. Die fahren absolut am Limit“, ergänzt Schrottenloher. Er erklärt, dass die Schweinepreise derzeit im Keller seien. Früher bekamen die Landwirte 60 Euro für ein etwa 28 Kilo schweres Ferkel, derzeit liege der Preis unter 30 Euro. „Mit jedem Kilo Fleisch legen die Geld drauf“, meint Schrottenloher und erklärt woran das unter anderem liegt: Futter- und Energiekosten sind deutlich gestiegen und seit Corona ist der Verzehr von Fleisch signifikant zurückgegangen. Anders als die Ferkelerzeuger kommen seiner Meinung nach die Schweinemäster gerade so auf eine schwarze Null. Kurz vor Corona ist der Export nach China gut gelaufen, doch der ist mittlerweile weggebrochen. „Seit einiger Zeit gibt es massive Ausstiegsquoten und einen massiven Strukturwandel“, berichtet Konrad Schrottenloher. Zum Glück seien die Landwirte der Region aber sehr kreativ und suchen sich andere Einnahmequellen.
Ställe müssten umgebaut werden
Ferkelerzeuger Markus Huberth aus Eggolsheim zum Beispiel bietet Catering an, denn von seinem eigentlichen Geschäft kann die Familie nicht leben. „Die Preise sind extrem niedrig, da muss ich bei jedem Ferkelverkauf drauflegen“, bestätigt auch er. Da Discounter Werbung machen, dass sie nur Fleisch verkaufen wollen aus Haltungsstufe 3 und die Politik noch nicht geklärt hat, wie die Ställe auszusehen haben, hängt der Ferkelerzeuger gerade in der Luft. „Für einen Umbau müsste ich sehr viel Geld in die Hand nehmen“, erklärt Huberth. Alle drei Wochen verkauft er 250 Ferkel, die Hälfte an regionale Metzger, den Rest an eine Super marktkette. Er hofft, dass der Absatz bald wieder steigt, denn seit Corona fallen auch Feste aus und es wird von der Gastronomie weniger Fleisch abgenommen. „Ich kann auch meinen Betrieb nicht einfach schließen“, sagt der Ferkelerzeuger und er klärt, dass es vier Monate dauert, bis er ein Ferkel verkaufen kann. Würde er schließen, bräuchte er diese vier Monate, um wieder starten zu können. „Im Augenblick kann man nur hoffen und beten, dass es besser wird“, so Huberth.
„Der Fleischgroßhandel macht den Preis“
Michael Maier hat einen Mastbetrieb in Bammersdorf und ist froh, dass er viel Futter aus Eigenanbau füttern kann. Er möchte seine drei Kinder von den Erträgen des Hofes ernähren können, doch im Augenblick geht das nicht. Deshalb übernimmt er viele kommunale Dienstleistungen wie Winterdienst, Baggerarbeiten oder Bewässerung von Bäumen. Und er verkauft am Hof frische Eier. Er hat 300 Ferkel und 700 Mastschweine. Einen Teil der Ferkel verkauft er an Metzger, die anderen an den Schlachthof. „Der Fleischgroßhandel macht den Preis“, sagt Maier und erzählt von der Zertifizierung der Initiative „Tierwohl“. Hier fallen für Prüfer und Prüfungen hohe Kosten an, die für ihn keinen Mehrwert bedeuten. Auch müsste er für viel Geld den Stall umbauen. „Bisher sollte man vollklimatisierte Ställe haben, in die nur der Landwirt reinkommt, damit die Tiere nicht krank werden“, erklärt Konrad Schrottenloher. Jetzt seien Außenklima-Ställe im Gespräch. „Aber so einen Stall kann ich nicht einfach umbauen“, so Schrottenloher.
Hohe Qualität für wenig Geld
Den extremen Rückgang von landwirtschaftlichen Betrieben mit größerer Schweinehaltung sieht auch Werner Nützel, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands Kreisverband Forchheim, bedenklich. „Vor etwa 20 Jahren gab es davon etwa 100 Betriebe im Landkreis Forchheim“, so Nützel. Aktuell gibt es vier Betriebe, die mehr als 100 Mastschweine haben. Er ärgert sich, weil hohe Qualität zu einem niedrigen Preis verlangt wird. „Die Politik wünscht sich wohl mehr bäuerliche Kleinbetriebe, aber das funktioniert nicht, wenn man davon leben will“, sagt Nützel und verrät, dass Landwirte solche politischen Aussagen als „Sonntagsreden“ bezeichnen, weil sie davon nicht mehr Unterstützung erhalten. Carmen Schwind