Als wichtige Interessenvertreter ihrer Stadtteile fördern die Bamberger Bürgervereine das Wir-Gefühl, pflegen lieb gewonnene Traditionen, engagieren sich in der Denkmalpflege und kümmern sich im Allgemeinen um Verbesserungen im Stadtteil, die die Lebensqualität erhöhen. All diese Arbeit geschieht ehrenamtlich. Und dieses Engagement gilt es zu würdigen. Anlässlich zur Laurenzikirchweih haben wir mit dem 1. Vorsitzenden Gerhard Metzner über den Bürgerverein Kaulberg, III. Distrikt gesprochen.Was ist der geschichtliche Hintergrund der Gründung Ihres Vereins?Eines der Hauptprobleme war Ende des 19. Jahrhunderts die unzureichende Wasserversorgung. Verlangt wurde, dass die Bergbewohner – die ja wie alle anderen ihren Beitrag zur Unterhaltung der Commun-Brunnen leisten – Wasser zum Trinken, für den Haushalt, wegen Feuersgefahr, zum Betrieb ökonomischer, industrieller und technischer Werke bekommen. Um ihre Forderungen durchzusetzen, wurde zunächst im Jahr 1889 eine „Freie Vereinigung im III. Distrikt“ gegründet. Im Jahr 1899 ging aus dieser der Bürgerverein III. Distrikt hervor. Hauptaufgabewar es, die Interessen der Bürger beim Stadtmagistrat zu vertreten.
Was waren damals beziehungsweise heute die Hauptaufgaben Ihres Bürgervereines?
Damals wie heute gehört zu den Hauptaufgaben des Bürgervereins, die Interessen der Bürger im III. Distrikt zu vertreten. Wir sehen uns verpflichtet, Anregungen, Anliegen, sowie Beschwerden unserer Mitbürger im kommunalpolitischen, wie auch im persönlichen Bereich den zuständigen Stellen und Einrichtungen der Stadt Bamberg vorzutragen und, wenn möglich einer Lösung zuzuführen.
Wie kam es dazu, dass der Bürgerverein die Kirchweih austrägt?
Im Jahr 1891 ordnete das Erzbischöfliche Ordinariat an, dass alle Kirchweihen in Bamberg am 3. Sonntag im Oktober zu feiern sind. Begründung war seinerzeit, dass die kirchliche Festfeier durch die anschließende Feier für viele Anlass zur Pflichtvergessenheit, zu Ärgernissen aller Art, zu Völlerei und Streitigkeiten, Schlägereien führt. Heimlich wurde jedoch nach wie vor eine Laurenzikirchweih gefeiert, die durch den Bürgerverein (BV) organisiert wurde. Dass die Arbeit des BV mit Erfolg gekrönt war, ist im Bamberger Tagblatt am 5. April 1913 nachzulesen: Die heimatlichen Kirchweihen sind ein nicht zu unterschätzender Faktor für die Liebe zur Heimat und zu erhalten und zu pflegen.
Wie hat sich die Kirchweih über die Jahre verändert?
Nach wie vor ist die Laurenzikirchweih eine der traditionellen Distriktskirchweihen in Bamberg, die von den Bambergern und den Gästen aus dem Umland sehr geschätzt werden. Früher erstreckte sich die Laurenzikirchweih über den gesamten Kaulberg, mit den vielen Gaststätten und Biergärten. Das eine oder andere Schaustellergeschäft war ebenso schon vorhanden. Auch in den Kriegsjahren wurde an der Laurenzikirchweih festgehalten. Die Schaustellerfamilie Amos stellt sogar ein Karussell und eine Schiffschaukel auf. Handbetrieben natürlich. Wer das Karussell 4 X mit angeschoben hatte, bekam eine Freifahrt. Bei einem Fliegeralarm ging es in die nahegelegenen Keller, danach wieder auf den Festplatz. Im Laufe der Jahre wurden viele der Kaulberger Wirtshäuser geschlossen, so dass sich der Festbetrieb rund um den Laurenziplatz verlagert hat. An Attraktivität hat die Laurenzikirchweih dadurch nicht verloren, da jetzt mehr Schausteller zur Kirchweih kommen. Die fehlenden Gasthäuser wurden durch Biergärten auf der Kirchweih ersetzt. So ist für jeden etwas geboten.
Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn die Kirchweih voraussichtlich 2022 wieder stattfinden kann?
Die Vorbereitung einer Kirchweih – und da spreche ich sicherlich für viele meiner Kollegen der anderen Bürgervereine – ist immer mit sehr viel (Zeit-)Aufwand verbunden. Trotzdem fiebern wir darauf hin, endlich mal wieder eine richtige Laurenzikirchweih zu feiern. Die Schausteller hat es in den vergangenen zwei Jahren hart getroffen. Daher freue ich mich besonders für diese, wenn es wieder richtig los geht. Wir holen dann alles nach, vom Aufstellen des Kirchweihbaums bis hin zum traditionellen Hahneschlag.
Was ist das Besondere der Kirchweih für Sie – und für den Kaulberg/Bamberg?
Die Laurenzikirchweih ist einer der kleineren Distriktskirchweihen, zu der die Kaulberger/Bamberger und die Gäste aus dem Umland gerne kommen. Sie hat einen – was uns die Besucher immer wieder bestätigen – besonderen Charme. Man kennt sich einfach auf der Laurenzikirchweih. Etwas besonderes ist auch der Festgottesdienst in der kleinen Laurenzikapelle. Leider kann der Festgottesdienst in nicht in der Laurenzikapelle abgehalten werden. Ersatzweise findet dieser in diesem Jahr in der Oberen Pfarre statt.
Was macht Ihr Verein neben der Kirchweih noch alles?
Wie bereits genannt, setzen wir uns für die Belange unserer Mitglieder, sowie unserer Mitbürger ein, wenn es darum geht, diese an bei den zuständigen Stellen bei der Stadt Bamberg oder den Behörden zu vertreten. Der BV wird auch durch die Stadt Bamberg mit einbezogen, wenn es zum Beispiel um Straßenführungen, Radwegen beziehungsweise Straßenübergängen geht. Uns geht es auch darum die Traditionen zu pflegen. Daher bieten wir immer wieder verschiedene Stadtteilführungen, ein Liedersingen und auch Städtefahrten an. Für die Kleinen bieten wir ebenfalls verschiedene Veranstaltungen an, wie zum Beispiel ein Nachmittag auf der Fuchsenwiese, mit verschiedenen Spielen. Die Einnahmen (Mitgliedsbeiträger/Spenden), die der BV tätigt, werden in gleicher Weise wieder an die verschiedensten Bamberger Einrichtungen mit sozialem Hintergrund gespendet.
Wie viele Mitglieder hat Ihr Verein heute? Und mit viel Mitgliedern hat der Verein damals angefangen?
Aus dem Gründungsprotokoll geht hervor, dass 42 Mitglieder den Verein im Jahr 1899 gegründet haben. Diese Zahl dürfte auch bis in die 1980er Jahre Bestand gehabt haben. Sicherlich mal ein paar mehr oder weniger. Erst durch die nachdem im Jahr 1983 Adelbert Fleischmann den Verein übernommen hatte, konnte der BV immer mehr Mitglieder gewinnen. Dieser Trend hält bis heute an. Derzeit verzeichnen wir 409 Mitglieder. red