Die Pandemie hat viele getroffen, besonders hart jedoch die weit über die Region hinaus bekannte Lindenkirchweih. Vor allem bei den Kapellen sei eine Umorientierung nötig gewesen, sagte Veit Pöhlmann, unverwechselbares Gesicht des viertägigen Fests.
Die ,,Telstars", seit einem Jahrzehnt die Top-Band bei der Lindenkirchweih, pausieren heuer. Die Macher haben sich dafür ein Special-Event geholt mit einem Touch der Kultband. Denn deren Gitarist ,,Speedy" greift in die Saiten und wird zusammen mit Sängerin Nina, seiner Tochter, und Karl-Heinz Sack von den „Kleeblättern" am Montag Abend den Festplatz rocken. Musikorganisatorin Gunda Gudi" Reichardt: „Es sind drei echte Limmersdorfer, die hier aufspielen". Für das Trio ist ein Auftritt in dieser Formation eine Premiere.
Erfahrungen gesammelt
Nina, die 24-jährige Sängerin, bleibt ganz cool, als wir sie nach ihrer Seelenlage vor dem Auftritt vor so vielen Zuhörern fragen. ,,Ich habe ja schon 2019 einmal auf diesem Festplatz mit den ,Telstars' gastiert und auch vorher genügend Erfahrung als Straßensängerin und auf Festivals gesammelt. Im eigenen Dorf auf der Bühne zu stehen, ist dennoch etwas ganz Besonderes".
Karl-Heinz, der ein Keyboard und ein Akkordeon mitbringt, und ,,Speedy", ihr Vater, komplettieren das Trio. Nina kann mit ihrer vollklingenden Stimme ein weites Rund füllen und spielt selbst Gitarre. Das musikalische Repertoire reicht von Pop und Rock bis zu Stimmungsrunden.
Am Samstag spielt erstmals die in Nordbayern beliebte Kerwa-Band „Bayernmän". Auf der Linde selbst ist der Entertainer Hansi Hümmer aus Stadtsteinach der Star. ,,Wir sind froh, dass das alles nach vorherigen Absagen geklappt hat", betont Veit Pöhlmann. Das Kirchenkonzert dagegen falle weg, da die Kirchengemeinde keine musikalischen Mitwirkenden gefunden habe.
Ersatz gefunden
Und noch ein Problem wurde gelöst: ,,Leider ist im Frühjahr unser langjähriger Partner und Freund Jürgen Wiesel plötzlich gestorben, er war als Zeltverleiher, mit seinem Fisch-und Käseimbiss sowie dem Süßwarenstand, seit 34 Jahren eine feste Säule". Kurzfristig habe man nun aber Ersatz gefunden.
,,Wenn zwei Jahre Leerlauf ist, müssen sich auch die Platzpaare erst wieder neu finden", sagt Pöhlmann. ,,Vier Pärla stehen zur Verfügung, die die Kirchweih mit ausrichten und sich beim Rumspieln und auf der Tanzlinde präsentieren". Die Gäste - „wir rechnen mit 3000 bis 5000 Besuchern", profitieren heuer von der verbesserten Infrastruktur. ,,Wir stehen da kurz vor der Vollendung, das Tanzlindenmuseum wird jedoch erst im nächsten Jahr eröffnet".
Veit Pöhlmann machte deutlich, dass es schon einer Menge an Lokalpatriotismus, Eigeninitiative und Anpackens bedarf, um die Kirchweih am Leben zu erhalten. ,,In Limmersdorf ist sie das ganze Jahr über ein Thema, die Bevölkerung identifiziert sich mit ihr".
Seit 2015 zählt sie zum immateriellen Kulturerbe in Deutschland. Darauf ist nicht nur Pöhlmann stolz, ein Mann der ersten Stunde, seit 1982 Vorsitzender des Vereins zur Erhaltung und Förderung der Limmersdorfer Kirchweihtradition", der nach der Gebietsreform gegründet worden war. Schließlich habe man dafür viel Herzblut vergossen.
Nun gilt es den Neustart nach der coronabedingten Pause zu stemmen. Jetzt wird noch ein paar Tage tüchtig gearbeitet, und dann geht's auf zur 293 Jahre alten Kirchweih", formulierte es Pöhlmann. Insgesamt gesehen laufe alles ab wie seit 1729 gewohnt, versicherte er, ,,aber ein bisschen improvisieren mussten wir schon".
Eingeleitet wird die Lindenkirchweih am Donnerstag und Freitag mit der Wirtshauskerwa in der Pöhlmann'schen Gastwirtschaft. Los geht es am Samstag, 27. August, mit dem Bieranstich, die Beerdigung der Kirchweih am Dienstagabend, 30. August, beschließt das verlängerte Wochenende.
Zuverlässige Stütze
Eine zuverlässige Stütze und ein Insider der Lindenkirchweih ist Michael Pöhlmann, Veits Bruder. Er schenkt heuer aus und räumt immer morgens mit auf. Insgesamt seien 50 bis 60 Helfer aus dem Dorf nötig, betont der Gymnasiallehrer a.D., ,,alles wird freiwillig und unentgeltlich gemacht". Es gebe lediglich hinterher ein Helferessen: „Ohne die Dorfgemeinschaft wäre die Lindenkirchweih undurchführbar. Den Limmersdorfern ist dieses Fest immer noch eine Herzensangelegenheit, und hoffentlich wird das lange so bleiben".
Thurnaus Bürgermeister Martin Bernreuther (CSU) weiß, dass die Umstände die Durchführung heuer schwierig machen. ,,Deshalb bin ich glücklich, dass die Limmersdorfer es geschafft haben, dass das Fest stattfinden kann". Für ihn sei die Lindenkirchweih eine echte Brauchtumspflege, was in der heutigen Zeit immer seltener werde. Deshalb gelte es, diese Art von Veranstaltungen zu fördern und zu begleiten. ,,Die Auszeichnung als immaterielles Kulturerbe", sagt er, ,,verpflichtet auch". h.w.