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Komplexe Vielfalt

Vom Aufbau über den Einbau bis hin zur Pflege: Fenster sind eine Wissenschaft für sich

Komplexe Vielfalt

FOTO: IZIKMD - STOCK.ADOBE.COM

20.01.2023

Licht reinlassen, Aussicht zaubern und Architektur aufhübschen: Ist die Daseinsberechtigung eines Fensters. Weil es aber trotzdem ein Loch in die Wand reißt, muss jedes Elementarteil selbstverursachte Mankos ausgleichen und kann inzwischen auch noch eine ganze Reihe von Sonderwünschen erfüllen. Dass solche Funktionen von Fensterart und Bauweise abhängen und unterschiedlich kombiniert werden können, macht das Thema zu einer faszinierenden Wissenschaft.

Fenster-Aufbau, Größe und Materialien wählen: Vom Drinnen und Draußen abhängig. Wo und wie steht das Haus? Welche Klima-, Licht- und Nachbarschaftsbedingungen gibt es drumherum? Wie ist der Belichtungs- und Aussichtsbedarf in unterschiedlichen Räumen? Geht es um Wohnraum-, Nasszellen-, Keller- oder Dachfenster? Sind Gauben- oder Erkerfenster dabei? Stehen die Bauleute eher auf Schwing-, Lamellen- oder bodentiefe Fenster oder sogar auf coole Rahmenlosigkeit? Soll es Panorama- oder Schiebeversionen geben? Alle zu öffnen oder Festverglasung dabei? Und sich bei allen unterschiedlichen Funktionen, Voraussetzungen und Vorlieben ein gemeinsamer Nenner finden?

Bau-Prinzip

Generell zweigeteilt: Ein Fenster ist Flügel plus Rahmenelemente. Der Rahmen ist in der Wand verankert, der Flügel je nach Konstruktion variabel beweglich und ganz nach Aufgabenstellung zum wie immer gearteten Öffnen bestimmt. Rahmen oder Blende stabilisiert das Fenster, beeinflusst Sicherheitseigenschaften und addiert energetische Eigenschaften. Öffnungsmechanismen öffnen, kippen, drehen oder schieben Fenster. Zu haben auch in abschließbaren Varianten, was gern bei Keller- und Terrassenfenstern genutzt wird.

Rahmen-Bedingungen

Kunststoffrahmen bestechen mit guten Wärmedämmwerten, hoher Lebensdauer und sind dabei pflegeleicht, flexibel und kostengünstig. Wegen thermoplastischer Eigenschaften offeriert das Material Formenvielfalt und außerdem Robustheit gegenüber Säuren, Laugen und Reinigungsmitteln. Kapriziös sind Kunststoffrahmen nur hinsichtlich energieintensiver Herstellung, Temperaturempfindlichkeit und Reparatur. Aluminium-Fensterrahmen gelten als langlebig und stabil, wetterrobust und Outfitflexibel, leisten laut Experten allerdings keine brillante Wärmedämmung. Holz wiederum bietet gute Wärmedämmung - und je nach Baumart, Aufbau und Oberflächenbehandlung Langlebigkeit. Achillesferse vom Holzrahmen ist die Pflegeintensität. Als attraktive Kombi gilt deswegen ein Holz-Alu-Rahmen: Da fusionieren die guten Dämmeigenschaften des Holzes mit der hohen Witterungsbeständigkeit des Aluminiums. Holzrahmen mit Alu-Abdeckung sind haltbar, aber auch teurer als andere Materialien.

Glas-Aufgaben

Auch beim Glas am allerwichtigsten: Wärmebilanz und Energieeinsparung. Einfachverglasung ist deswegen nicht mehr zeitgemäß. Die in den 1990er Jahren entwickelte Doppelverglasung ist Mindeststandard - der Raum zwischen den Scheiben funktioniert als Wärmeausgleich und halbiert den Wärmeverlust. Bei der Dreifach-Wärmeschutzverglasung sorgen drei Scheiben im Rahmen und damit zwei mit Edelgas gefüllte und mit Metallbedampfung versehene Zwischenräume für Isolation. Sehr niedrige U-Werte sorgen dafür, dass solche Fenster auch Passivhäuser definieren.

Apropos: Der U-Wert gibt den Wärmestrom durch ein Bauelement an. Und zwar abhängig vom Temperaturgefälle zwischen warmer und kalter Seite. Die Einheit W/(m²K) beschreibt die durchströmende Energie pro Quadratmeter in Kelvin und bestimmt damit die Dämmeigenschaften.

Sonderwünsche

Tolle Südlage? Sonnenschutzverglasungen helfen per Beschichtung oder Einfärbung, Sonne zu dosieren. Sichtschutzglas sichert wiederum Privatsphäre, ohne auf Sonne, Tageslicht oder Aussicht verzichten zu müssen. Zu haben sind neben satinierten Varianten auch Ornament- oder Buntglas oder spezielles Sichtschutz-Glas, das zwischen transparentem und undurchsichtigem Zustand wechseln kann.

Bei Sicherheitsglas wiederum unterscheidet man zwischen aktiver, passiver und konstruktiver Sicherheit. Aktiv bedeutet, dass Glas Schutz vor Einbrüchen und Vandalismus bietet. Passiv bezeichnet den Schutz vor Verletzungen bei Glasbrüchen. Und die konstruktive Sicherheit definiert Bestandssicherheit und Resttragfähigkeit des Glases, falls es zum Bruch kommt. Auch Schallschutz oder Vogelschutz kann Glas inzwischen leisten.

Einbau

Nicht nur Rahmen und Glas müssen zusammenpassen: Wenn Fenster nicht sachgemäß verarbeitet sind und unprofessionell verbaut werden, können durch Fugen und undichte Stellen unfreiwillige Lüftungskanäle entstehen. Deshalb Finger weg vom Eigen-Einbau, sondern von A wie Auswahl über B wie Beratung bis Z wie Zuverlässigkeit alles dem Profi überlassen. Gerade bei der Montage ist es wichtig, dass der Fenster-Fachbetrieb nach RAL-Vorgaben montiert - und damit qualitativ kompromisslose Fenster-Isolierung leistet.

Pflegethema

Prima Fenster vom Profi und dann? Achtsames Handhaben, materialangepasstes Reinigen und regelmäßige Wartung. Bei der Scheiben-Reinigung zum Beispiel ist generell wichtig, dass Scheiben niemals mit scheuernden Mitteln oder robusten Gerätschaften behandelt werden. Was den Rahmen betrifft: Hier fordern unterschiedliche Baumaterialien ohnehin unterschiedliche Mittel und Maßnahmen. Kunststoff darf zum Beispiel gern unkompliziert mit Spülmittel gereinigt werden - aber generell ohne Alkohol. Holzrahmen mögen beides nicht, dafür aber spezielle Pflegesets, gern auch ölhaltig. Alu wiederum soll nur im kalten Zustand gesäubert werden - aber niemals mit scheuernden Reinigungsmitteln. Für einen regelmäßigen Rundum-Service darf gern der schon aktive Fensterbauer eingespannt werden: Ein Wartungsvertrag kann entweder nur Funktionskontrolle leisten oder auch Säuberung sensibler Teile enthalten. Annette Gropp