Lichtmacher, Panorama-Lieferanten, Deko-Objekte: Fenster sind heute Alleskönner - und Allesmüsser. Was in welchem Format wo am besten passt, ist nicht mehr nur Frage von Fassade, Umgebung und Klima, sondern auch von individuellen Wohnbedürfnissen. Welcher Raum welches Fenster braucht? Um die Qual der Wahl zu erleichtern, kann das Thema einfach mal von drinnen angegangen werden.
Die Planungsbasis
Fenster planen heißt Räume vorstellen. Oder vorhandene und zu verändernde Räume mehrdimensional betrachten. Erster Schritt ist es, die Voraussetzungen zu checken: Wo liegt der Raum? In welche Himmelsrichtung könnten Fenster öffnen? Was ist draußen? Dann werden individuelle Kriterien eingegrenzt: Was passiert im Raum? Welches Licht ist dort nötig? Wie viel direkte Sonne gewollt? Wie viel Panorama? Wie viel Wärme oder Kühle? Wie viel Style-Faktor, Sicherheit, Öffnung, Lüftung? Und: Welcher Zusatznutzen?
Jeder Aspekt beeinflusst Größe, Machart, Funktionalität und Eigenschaften eines Fensters. Rein technisch können heute die unterschiedlichsten Anforderungen auf einen Nenner gebracht werden. Trotzdem hilft es, Eigenschaften zu priorisieren: Was ist wo am wichtigsten?
Wohnen: der Lebensraum
Im Wohnzimmer wird gewohnt. Der Raum definiert sich durch intensive Nutzung - die oft auch mit angegliederter offener Küche buchstäblich untermauert wird. Und hat ebenso oft einen Ausgang zum Balkon, zur Terrasse oder direkt in den Garten. Weil so ein Hochfrequenzraum auch maximale Atmosphäre braucht, ist er meistens ohnehin Richtung Süden ausgelegt. Und bedarf vieler großer multifunktionaler und individuell schön gestalteter Fenster. Infrage kommen bodentiefe Fenster, Panoramafenster, Übereck-Fenster, zu öffnende Versionen mit Schiebe- oder Flügel-Mechanismen - die alle inzwischen in optimal isolierten Variationen und mit integrierter Beschattung zu haben sind.
Hauptkriterien bei der Auswahl: Licht, Sonne, Aussicht, Atmosphäre, Style-Faktor. Wohnzimmer offerieren auch die Chance zum Einbau von funktionalen Sonderformen wie zum Beispiel Sitzfenster - die als Panorama-Highlights mit breiter innerer Fensterbank zu Wohlfühlorten in Wohlfühlräumen installiert werden.
Kochen und essen: die Küche
Die Kochwerkstatt ist nicht nur traditionell ein geselliger Raum. Inzwischen ist sie oft Teil des Wohnzimmers oder - im Altbau - eine großzügig angelegte Wohnküche. Weshalb nicht nur die Arbeit gut mit Tageslicht beleuchtet sein sollte, sondern auch die Atmosphäre stimmen muss. Funktionalität wie spontanes Öffnen bleibt immens wichtig. Aber auch Aussicht und inspirierende Teilhabe an der Außenwelt spielen beim Kochen und Essen eine Rolle. Bodentiefe Fenster sind hier allerdings nur bei angeschlossenem Balkon oder Garten gefragt. In vielen Neubauten wird trendig mit langen liegenden Fenstern oberhalb der Arbeitsflächen gearbeitet: zum inspirierenden Rausschauen während der Kocherei. Rein klimatisch braucht eine Küche zwar eher Norden und Kühlung. Aber aus inspirierenden Gründen vielleicht doch auch alle anderen Ausrichtungen mit Sonne - dann aber Fenster mit Isolierfunktionen oder Schattierung.
Nasszelle: das Bad
Bäder wurden und werden gern mal aus Platz- oder Spargründen fensterlos angelegt. Das ist aber aus unterschiedlichen Gründen nicht sinnvoll. Klar übernehmen Lüftungsanlagen klimatische Entfeuchtung. Trotzdem ist analoges Lüften gerade im Nasszellen-Bereich willkommener denn je. Was Wellness-Optik und Atmosphäre betrifft, ist Tageslicht trendgemäß ohnehin nicht mehr verhandelbar. Trotzdem sind hier die Fenster wie in der Küche traditionell eher kleiner angelegt, bei aller Lichtdurchlässigkeit auch gerne mit Unsichtbarkeits-Features wie mattem Glas.
Das Aussichts-Thema spielt bei Badfenstern eine eher untergeordnete Rolle. Bei Mansarden-Bädern wird oft auf Schräg- oder Oberlicht gesetzt: mit Dachfenster-Varianten. Und: Hier kommen auch gern mal Sonderformen wie Bullaugenfenster zum Einsatz.
Ruhen und relaxen: das Schlafzimmer
Das Schlafzimmer braucht's kühl und finster? Bei aller Sachlichkeit rund um den Minimalbedarf an Beleuchtung dreht es sich auch hier immer mehr um Licht, Sicht und Atmosphäre. Die zusätzliche Lust am Sonnenaufgang sehen oder Sonnenuntergang genießen fordert opulentere Varianten, was Größe und folglich Raffinesse hinsichtlich Bauart und Technik beim Sonnen- und Klimaschutz betrifft. Aber auch hier geht's wie in der Küche und im Bad zusätzlich um analoge Frischluftzufuhr per Öffnungsmechanismen. Und oft auch um Sichtschutz und Sicherheit.
Spielen, schlafen, kreativ sein: Kinder- und Arbeitszimmer
Sowohl Kinder- als auch Arbeitszimmer waren früher licht- und einrichtungsmäßig mal Stiefkinder. Aber auch hier gilt heute mehr denn je: Licht und inspirierende Umgebung helfen beim Wachstum. Bei Kindern und bei großartigen Ideen. Der Wunsch nach viel Licht und Sicht wächst gerade im generationsübergreifenden Kreativbereich. Was allerdings bei Kinderzimmern niemals vernachlässigt werden sollte: der Sicherheitsaspekt. Hier wiederum weniger hinsichtlich böser Buben draußen, sondern eher zum Schutz der kleinen Bewohner. Verschließbare Fenster und Geländer-Varianten helfen beim Aufpassen. Annette Gropp
Gut zu wissen
Nach DIN 5034 „Tageslicht in Innenräumen“ und Europäischer Norm DIN EN 17037 „Tageslicht in Gebäuden“ ist für Wohn- und Aufenthaltsräume eine Mindestfensterfläche vorgeschrieben, um ausreichend Tageslicht in den Räumen, eine ausreichende Belüftung und eine Sichtverbindung nach außen zu gewährleisten. Auch die Landesbauordnungen machen Vorgaben zum prozentualen Anteil von Fensterflächen pro Raum.