Hand aufs Herz: Wer hat nicht schon mal darüber nachgedacht, seinen Job zu wechseln? Mehr Gehalt, eine bessere Work-Life-Balance, ein höherer persönlicher Marktwert, der neue Traumjob, andere Kollegen - es gibt viele Gründe, warum man seinen Job wechseln sollte. Zu den häufigsten gehören schlechter Führungsstil, geringes Gehalt, fehlende Wertschätzung oder keine Karriereperspektiven. Tatsächlich raten Experten sogar dazu - unabhängig von persönlichen Gründen -, nach drei bis fünf, allerspätestens nach sieben Jahren seinen Job zu wechseln, um so die persönliche Karriere weiter zu pushen.
Ein wohlüberlegter Schritt
Auch wenn ein regelmäßiger Jobwechsel zum guten Ton fast schon dazugehört, ist der Schritt nicht ganz einfach. Als Mensch zieht man das Gewohnte und die Sicherheit des vorhandenen Jobs vor. Und ein Jobwechsel bringt Unsicherheiten mit sich: „Wie sind die neuen Kollegen? Ich habe gerade einen unbefristeten Vertrag. Ich weiß nicht, ob ich dem neuen Job gewachsen bin." Selbstreflexion und Orientierungsfragen können helfen, mit seinen persönlichen Prioritäten vor Augen die Entscheidung leichter zu fällen. Dazu gehören Fragen wie: Wie viel Spaß macht die derzeitige Arbeit? Kann man sich mit dem aktuellen Arbeitgeber identifizieren? Wie geht es einem nach Feierabend? Wie gut ist das Arbeitsklima? Hat man Frust, und wenn ja, ist er akut oder chronisch? Hat man die Chance, sich weiterzuentwickeln?
Viele Karriere-Experten raten zu folgenden Prioritäten, die bei der Entscheidung zum neuen Job helfen sollen: An erster Stelle soll man immer auf seine Gesundheit oder Familie achten. Leidet beides im aktuellen Job, dann ist der Wechsel Pflicht. Im Umkehrschluss ist vom Wechsel abzuraten, wenn das Wohlbefinden oder die Liebsten darunter leiden würden. Erst dann kommen persönliche Kriterien wie Karriere oder mehr Gehalt. Gründe wie Frust, Kritik an der Arbeit, Fehler oder ein schlechter Chef sind laut Experten keine ausreichenden Gründe für einen Wechsel. Diese Punkte können lediglich akut sein - und können genauso gut im neuen Job auf einen warten.
Die richtige Planung
Für einen gelungenen Jobwechsel ist vor allem eine fundierte Planung wichtig für den Weg zum Erfolg. Man sollte vorab für sich selbst Kriterien festsetzen, was man vom neuen Job erwartet und wo man gegebenenfalls Kompromisse eingehen kann. Der Rückhalt und die Rücksprache mit der eigenen Familie sind ebenso wichtig, falls es zu finanziellen Schwierigkeiten oder anderen Herausforderungen kommt.
Die Jobangebote selbst bekommt man nicht nur klassisch auf Jobportalen oder aus der Zeitung. Inzwischen empfiehlt es sich, Unternehmen gezielt über Social Media anzuschreiben. Wichtiger als Angebote im Internet ist aber das persönliche Netzwerk an ehemaligen Kollegen oder Bekannten, weil man hier auch an Posten kommen kann, die nicht im offenen Stellenmarkt zu finden sind.
Wenn es an die Kündigung geht, muss man besonders die Kündigungsfrist im Auge behalten: Sind es drei - oder gar sechs Monate? Und es klingt so banal, wie es wichtig ist: Erst dann kündigen, wenn man rechtskräftig einen unterschriebenen Arbeitsvertrag vorliegen hat.
Motivation finden
Karriere-Experten empfehlen, beim Jobwechsel die richtige Motivation zu finden. Viele denken an „möglichst weg vom alten Job", oder Reißaus nehmen", wenn es unbequem wird. Das kann unbedacht und ausweichend wirken. Stattdessen hilft es für einen persönlich und bei der Argumentation beim Vorstellungsgespräch, wenn man sich mit dem neuen Job auf etwas hinbewegen will, einen Plan oder eine Strategie verfolgt.
Einen guten Abgang machen
Hat man eine neue Stelle sicher und hat die Kündigung ausgesprochen, empfehlen Experten nun: Gehen Sie im Guten auseinander. Man trifft sich immer zweimal im Leben. So auch in der Berufswelt. Auch wenn man Grund zum Dampf ablassen hätte, muss man das vermeiden. Beleidigungen oder ähnliche Ausbrüche sind nicht nur unprofessionell, sie können auch noch nach der Kündigung zu einer fristlosen Kündigung führen, was sich nicht gut auf dem Lebenslauf oder in Vorstellungsgesprächen macht. Ebenfalls ist es ein Tabu, sich bis zum letzten Arbeitstag krankschreiben zu lassen: Vielmehr sollte man die Chance noch einmal nutzen, Engagement zu zeigen und bis zum letzten Arbeitstag sein Bestes geben. Gut möglich, dass sich der alte Arbeitgeber noch einmal notiert, dass es ein Fehler war, Sie gehen zu lassen - und es ermöglicht einen, auch wieder zurückzukommen, wenn es mit dem neuen Job nicht gepasst hat. Zum Engagement gehört es auch, den Nachfolger umfangreich einzuarbeiten. Das gehört sogar zur vertraglichen Arbeitspflicht.
Und nun zum Schluss zählen dann nur noch zwei Sachen für einen guten Abgang: Dankbarkeit und Wertschätzung bei seinen Chefs zu zeigen und sich gebührend von den Kollegen zu verabschieden. Das geht zwar auch über eine E-Mail, jedoch wird empfohlen, sich vom Chef und den engsten Kollegen persönlich zu verabschieden. Lukas Pitule
Gut zu wissen
Lassen Sie sich von Ihrem Arbeitgeber in regelmäßigen Abständen ein Zwischenzeugnis ausstellen. Das hilft bei der diskreten Bewerbung. Außerdem schützt es rechtlich vor schlechter Bewertung des alten Arbeitgebers, wenn man das Unternehmen nicht im Guten verlässt.