Fahrräder und E Bikes erleben einen regelrechten Boom. Wer ein Fahrrad kaufen möchte, steht einem schier unübersichtlich großem Angebot gegenüber. Fachhändler bieten hier den Vorteil einer kompetenten Beratung. Im Laden kann man Räder anschauen, anfassen und Probe fahren. Um das passende Fahrrad zu finden, sollte man für sich im Vorfeld allerdings einige Fragen klären. Der pressedienst-fahrrad hat zum Kauf einige Tipps parat.
Welche Art von Rad am besten geeignet ist, hängt davon ab, für welche Zwecke man es braucht: Zum täglichen Pendeln ins Büro? Als Autoersatz zum Einkaufen und Kindertransport? Für beschauliche Urlaubsfahrten? Oder um möglichst schnell auch längere Strecken zurückzulegen? Fest steht: Wer mit klaren Vorstellungen in den Laden geht, wird leichter eine (gute) Entscheidung treffen.
Budget festlegen
Eine weitere Entscheidungshilfe ist ein Budgetrahmen. Für weniger als etwa 600 Euro kann man kein vernünftiges Neurad erwarten, und bei E-Bikes gilt als Faustregel für den Vergleich der dreifache Preis. Die Mehrkosten für ein Pedelec sind nicht nur dem Antrieb geschuldet: ,,Das Gewicht und die größeren Kräfte stellen insgesamt höhere Anforderungen an das Material. Neben einem besonders robusten Rahmen betrifft das vor allem Komponenten wie Bremsen, Reifen oder Federungselemente", erläutert Anja Knaus vom Elektrorad-Spezialisten Flyer.
Eine beliebte Strategie ist es, ein Komplettrad mit hochwertigem Rahmen, aber günstigen Komponenten zu kaufen, um es im Laufe der Zeit aufzurüsten. Letzten Endes geht das allerdings ins Geld und erfordert einen gewissen Überblick beziehungsweise fachliche Beratung.
Verzicht für Qualität
Eher lohnt es sich, hier und da an anderer Stelle auf Qualität zu setzen: Statt einer Federung, die aus Budgetgründen höchstens zweitklassig ausfallen würde, tun es in der Stadt auch voluminöse Reifen. Einen Teil des Budgets sollte man allerdings unbedingt für ein angemessenes Fahrradschloss einplanen, rät Torsten Mendel von Abus: „Je besser das Rad, desto mehr sollte man auch in ein gutes Schloss investieren. Im Ernstfall hat sich die Ausgabe gelohnt." Um es Gelegenheitsdieben, die es auf Sattel oder Reifen abgesehen haben, etwas schwerer zu machen, kann man zudem den Händler bitten, die Schnellspanner austauschen, wenn das Rad nicht zum Transport zerlegt werden soll.
Zweck bestimmt Ausstattung
Der geplante Einsatzzweck beeinflusst nicht nur die Radwahl, sondern auch die Ausstattung, etwa was die Beleuchtung betrifft. Wer sich für ein Rennrad entscheidet, um in der Freizeit schnelle Runden zu drehen, greift beispielsweise zu kleinen Akkuleuchten, die sich in der Trikottasche verstauen und mit einem Gummi an Lenker- und Sattelrohr anbringen lassen. „Alltagsradler setzen am besten auf Nabendynamo und feste Lichtanlage", empfiehlt Sebastian Göttling von Busch & Müller. Ein wichtiger Punkt wird oft vergessen: die Unterbringung. ,,Ob ich das Rad ständig die Kellertreppe rauf und runter tragen muss oder ob ich mir eine schicke kleine Fahrradgarage vors Haus stellen kann, macht einen gewaltigen Unterschied", findet Andreas Hombach vom Stadtmöblierer WSM. Für manche Menschen stellt auch ein schwereres E-Bike kein Problem dar - andere müssen sich zumindest Gedanken über alternative Abstellmöglichkeiten machen. Oder über ein Fahrrad, das kaum Platz braucht - ein Faltrad.
Termin vereinbaren
Sicher, man kann selbst bei einem spontanen Ladenbesuch Glück haben, aber nur wer sich vorher anmeldet, kann damit rechnen, dass der Verkäufer Zeit für eine intensive Beratung hat. Bei der Terminabsprache kann man zudem fragen, ob es im Laden möglicherweise die Option einer Vermessung gibt. Diese ist nämlich nicht nur bei Maßrahmen sinnvoll, auch in Serie produzierte Räder lassen sich an die individuelle Anatomie anpassen. ,,Ergonomie ,von der Stange' gibt es natürlich nicht. Aber durch einen klug vorausgewählten Baukasten lässt sich aus standardisierten Teilen ein passendes Rad zusammenstellen", erklärt Stefan Stiener von der Manufaktur Velotraum.
Ausrüstung mitbringen
Um das Fahrrad richtig zu testen, empfiehlt es sich, die gewohnte Ausrüstung für die Probefahrt selbst mitzubringen. ,,In Alltagsbekleidung wie Anzug oder Rock sitzt man anders im Sattel als in radspezifischer Funktionskleidung mit gepolsterter Hose und Trikot", sagt Benedikt Tröster von Vaude. Das betrifft aber nicht nur die Bekleidung. Ob etwa die Fahrradtaschen passen und nicht beim Pedale treten stören oder ob der sonst so bequeme Lieblingsrucksack auf dem neuen Fahrrad plötzlich drückt, lässt sich nur feststellen, wenn man es ausprobiert. Bei manchen Ausrüstungsgegenständen, wie etwa dem bevorzugten Sattel, können Händler oft ersatzweise aushelfen, aber bei anderen Teilen des persönlichen Befindens wird das schon schwieriger.
Probefahrten einplanen
Zwingend sollte man sich auch die Zeit für eine Probefahrt nehmen, vor allem wenn man das Fahrrad für längere Strecken braucht.
Das Rad passt grundsätzlich und es stören nur noch Kleinigkeiten? Dann erstmal herzlichen Glückwunsch! In Fachgeschäften haben Kunden die Möglichkeit, noch Einstellungen zu ändern und verschiedene Sättel, Pedale, Griffe oder Lenker auszuprobieren. ,,Eine kleine Änderung bewirkt hier manchmal Wunder", sagt Lothar Schiffner vom ergonomischen Teileanbieter Ergon. Um einen Vergleich zu haben, lohnt sich darüber hinaus die Probefahrt mit einem teureren Modell. So stellt man schnell fest, ob das ins Auge gefasste vermeintliche Schnäppchen einigermaßen mithalten kann.
pdf/tg