Auch im vergangenen Jahr haben wir wieder viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht und uns an dem einen oder anderen satt gesehen. Die neuen Wandgestaltungstrends für 2022 bringen nun frischen Wind in unser Zuhause.So hat das Pantone Color Institute aus Carlstadt im US-Bundesstaat New Jersey Ende 2021 wieder die Trendfarbe für das neue Jahr ausgerufen. „Very Peri“ nennt sich der Ton – oder besser: Lilablassblau. „Wir nahmen Blau als eine weltweit sehr beliebte Farbe, die Beständigkeit und Ruhe ausstrahlt, und unterlegten sie mit einem warmen, dynamischen Rot, das für Optimismus steht“,wie die geschäftsführende Direktorin Leatrice Eiseman mitteilt.
Das bedeutet aber nicht, dass wir nun alles in Lilatönen einrichten müssen. Wohnexpertin Eva Brenner legt den Fokus zum Beispiel eher auf gedeckte und ruhige Farben: gedeckte,satte Grüntöne, warme Erd- und Beigetöne, dunkle Blautöne und gedeckte Gelbnuancen. Besonders in ländlichen Gegenden liegen natürliche Farbtöne im Trend, aber auch im urbanen Umfeld bringen beispielsweise Grüntöne den „Urban Jungle“ ins Wohnzimmer. Warme Erdtöne strahlen Wärme und Geborgenheit aus und gerade in Coronazeiten ist unser Zuhause ein wichtiger Rückzugsort geworden, an dem wir uns besonders wohlfühlen sollten. Sogar Terracotta kommt wieder in Mode und gilt schon lange nicht mehr als altbacken.
Zurückhaltend oder auffällig?
Reduziert und modern wirken skandinavische und japanische Wohnstile, die Kombi aus beidem wird „Japandi“ genannt. Helligkeit, klare Linien und Ton-in-Ton-Mixe stehen hier im Fokus. Sanfte Erd- und Beigetöne wirken in Kombination mit weißen oder auch dunklen Möbeln und Deko-Elementen edel und zeitlos. Aber auch Farben wie Grün, Braun oder Aubergine werden gerne für diesen Stil genutzt.
Ganz im Gegensatz dazu stehen dunkle und kräftige Wandfarben, wie zum Beispiel Blau- und Gelbtöne. Obwohl Blau eine kühle Farbe ist, wirken dunkle Blautöne dennoch warm und unterstreichen besonders die Tiefe eines Raumes. Aber auch gedeckte Gelbtöne, Ocker oder Senf geben dem Raum eine gewisse Tiefenwirkung. Mit einer passenden Statementtapete oder Möbeln und Accessoires mit Details in Schwarz oder Gold kann dieser Einrichtungsstil sehr elegant wirken.
Hingucker Tapete
Vor allem mit Tapeten werden 2022 Akzente gesetzt. Oft entscheidet man sich für eine Wand im Raum, die besonders hervorgehoben werden soll – dann darf die Tapete aber richtig auffällig sein. In diesem Jahr sind vor allem Tapeten mit metallischem Flimmern oder im rostfarbenen Used-Look gefragt, die industriell und futuristisch wirken. Bunt und natürlich sind hingegen Modelle mit exotischen Blatt- und Blumenmustern im angesagten Dschungellook, der weiterhin im Trend liegt. Aber auch heimischere Wald- und Wiesenmotive finden immer mehr Einzug in unsere Wohnungen und Häuser.
Der Material-Look, der schon seit einigen Jahren gefragt ist – ganz egal, ob in Holz, Stein oder Beton – wird nach wie vor gerne für die Wandgestaltung verwendet. In diesem Jahr beliebt sind zudem Strukturtapeten mit geometrischen Formen und Ornamenten, die besonders auffällig und opulent wirken.
Die richtige Farbe für den richtigen Raum
Egal ob Wandfarbe oder Eyecatcher-Tapete – bei der Farb- und Motivwahl sollte immer auf die Größe des Raumes geachtet werden. Aber auch die eigenen Vorlieben sind wichtig, denn Farben wirken auf die Stimmung und das Wohlbefinden. Blautöne zum Beispiel erzeugen Kühle und wirken beruhigend, Rot, Orange, Violett und Beerenfarben regen an und vermitteln Wärme und Geborgenheit. Brauntöne sind gemütlich, Grau ist sachlich, Gelb macht gute Laune und Grün wirkt ausgleichend und erfrischend. Also sollte man sich immer fragen: Wie möchte ich mich im jeweiligen Raum fühlen?
Wohnzimmer sollen eher warm und gemütlich sein, daher eignen sich Rot- und Beerentöne. Das Badezimmer steht für Frische und Hygiene – dazu passen die Farben Blau und Grün, aber auch gemütliche Creme- und Erdtöne. In der Küche und im Esszimmer ist häufig viel los: Es wird gekocht, getrunken, geplaudert und gelacht. Deshalb sind hier kräftige Töne und freundliche Farben, wie Gelb und Orange geeignet. Im Schlafzimmer oder Arbeitszimmer möchte man Ruhe finden und nicht abgelenkt werden: Dafür sorgen Töne in Beige, Braun, Grau oder hellem Grün.
Natürlich von innen und außen
Wenn es um Wandfarben geht, sollte man sich auch über die Zusammensetzung der Produkte Gedanken machen. Ökologische Naturfarben sind sehr gefragt – dazu zählen Dispersionsfarben auf Naturharzbasis, Lehmfarben, Kalkfarben, Leimfarben, Silikatfarben und Kaseinfarben, welche auf pflanzlicher oder mineralischer Basis hergestellt werden.
Naturfarben stehen für ein gesundes Wohnraumklima, sie sind diffusionsoffen und frei von Lösungs- und Konservierungsmitteln. Sie riechen zudem nicht und sind gut für Allergiker geeignet, da sich die Wände nicht elektrostatisch aufladen und somit weniger Staub binden. Naturfarbenhersteller versprechen zudem ein ungiftiges Produkt für Mensch und Tier. Im Idealfall belasten Rohstoffgewinnung, Produktion und Entsorgung weder Mensch noch Umwelt.
Auf der anderen Seite sind Naturfarben aber auch teurer als herkömmliche Farben. Die Farbauswahl ist im Vergleich zu normalen Dispersionsfarben relativ eingeschränkt und Ergiebigkeit und Deckkraft sind teils sehr unterschiedlich. Vor dem Gebrauch von Naturfarben sollte man sich daher auf jeden Fall beim Fachhändler beraten lassen oder einen erfahrenen Malerbetrieb hinzuziehen. Sina Kemnitz
Schon gewusst?
Das waren die Trendfarben der vergangenen fünf Jahre:
• 2021: Ultimate Gray und Illuminating
• 2020: Classic Blue
• 2019: Living Coral
• 2018: Ultra Violet
• 2017: Greenery