Ein Autounfall ohne verletzte Personen ist prinzipiell Glück. Aber auch Sachschäden tun weh, weil von einer Sekunde auf die andere wahlweise Fahrtüchtigkeit, Optik oder Wiederverkaufswert des Fahrzeugs leiden. Oder Flexibilität plus Mobilität des Besitzers auf der Strecke bleiben. Und: Weil je nach Unfallhergang, -beteiligung und Schuldfrage schnell erhebliche Löcher in den Geldbeutel gesprengt werden können.
Was ist kaputt?
Erster Schritt immer: Versicherung informieren. Spezialisten sprechen von einer sogenannten Informationspflicht, die zwecks eigener Orientierung auch im Interesse des Fahrers liegt. Die Versicherung erhält Bilder vom Unfallschaden, eventuell eine Skizze vom Hergang und liefert im Gegenzug Infos hinsichtlich finanzieller Modalitäten: Für welche Blech-Blessuren die Versicherung aufkommt und was Beteiligte im Zweifelsfall selbst übernehmen müssen. Mit im Boot ist da ohnehin ein Gutachter der Versicherung oder von einer kooperierenden lokalen Werkstatt: Kfz-Profis machen sich ein genaues Bild vom Ist-Zustand des Fahrzeuges und vom genauen Schadenswert. So ein Experte kann genaue Unfallschäden herausfiltern, Kosten und den verbleibenden Fahrzeugwert gegenrechnen. Und Empfehlungen fürs weitere Vorgehen geben.
Achtung, Front-Blessur!
Ein Auffahrunfall sorgt häufig für einen erheblichen Frontschaden. Auch wenn die Macke oft banal aussieht, ist kompetente und komplette Untersuchung angesagt – vor allem, weil die Antriebseinheit bei fast allen modernen Autos unter der vorderen Kühlerhaube sitzt. An Motor, Antriebsstrang, sensibler Elektronik und sogar am Rahmen des Fahrzeugs können Schäden sein, die kein Laie auf den ersten Blick erkennt. Vorsicht bei Struktur-Schäden: Bei Profis kommen im Zweifelsfall Richtbankarbeiten zum Einsatz. Der Rahmen wird im Gerät eingespannt, das Fahrzeug per Mechanik und per Lasertechnik vermessen und – wenn notwendig – gerichtet. Für jede Karosserie ist ein Datenblatt vorhanden, auf dem alle wichtigen Messpunkte und auch präzise Werte vermerkt sind. So eine Reparatur orientiert sich akribisch an Herstellerangaben.
Beulen-Therapie
Drücken, ziehen, hämmern: Für sogenannte Parkdellen bieten Werkstätten eine ganz spezielle Reparaturmethode an. Ohne Spachtel-, Schleif- oder Lackieraufwand: Mit Spezialwerkzeugen werden Dellen mit sanftem Druck von der Blechinnenseite heraus ausgebeult. Im Idealfall entfällt damit arbeitsintensiver und teurer Teiletausch. Sogenannte Beulen-Doktoren arbeiten zum Beispiel mit Saugnapf und Zugkraft oder mit Gummihammer. Damit es gut wird, sind bester Blick, ordentliches Licht, Feingefühl und Sachkenntnis gefragt. Risse im Kunststofffänger müssen außerdem mit einem speziellen Metallnetz mechanisch überbrückt werden, damit das Bauteil seine Eigenstabilität wiedererhält. Das Metallnetz oder Drahtgewebe kann ins Bauteil eingeschmolzen und der Riss auf der Vorderseite mit thermoplastischen Kunststoffen verschlossen werden. Spezialisten benennen aber auch Risiken solcher Techniken: So sind üblicherweise verwendete Kunststoffe nicht oder schwierig kleb- oder schweißbar. Außerdem bestehe bei längeren Rissen weiterhin die Gefahr mangelhafter Strukturfestigkeit.
Dr. Lack
Nur Lack ist ab? Smart Repair behebt kleinere Blessuren und offeriert eine Alternative zum Lackieren von ganzen Bauteilen. Bei der Spot-Lackierung beispielsweise kommen Mini-Lackierpistolen oder Sprühdosen zum Einsatz: Farben und Lacke werden in kleinsten Mengen angemischt und aufs Fahrzeug gebracht. Kratzer und Unebenheiten müssen hierzu angeschliffen, grundiert und dann mit pigmentierter Farbe versehen werden. Abschließend kann ein Klarlack Versiegelung und Glanz offerieren. Vorsicht: Spot-Repair ist laut Lackier-Profis grundsätzlich eher auf kleineren Flächen außerhalb des direkten Sichtbereichs sinnvoll. Allgemein als unkritisch gelten untere Bereiche der Kotflügel oder Stoßfänger. Annette Gropp