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Ökologische Dacheindeckung

Die Umweltbilanz von Dachziegeln, Metalldächern und Co.

Ökologische Dacheindeckung

Keramische Dachziegel aus heimischen Tonvorkommen sind langlebig und leicht recycelbar. FOTO: BAYERISCHES DACHDECKERHANDWERK

09.03.2024

Ob bei einem Neubau oder einer Dachsanierung gewinnt die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit und Umweltschutz zunehmend an Bedeutung. Bauherren stehen vor der Entscheidung, welches Bedachungsmaterial sie wählen sollen: Betondachsteine, Dachziegel aus Ton, Metall oder sogar Schiefer. Die Dachform eines Hauses ist oft im Bebauungsplan festgelegt.

Flachdächer erhalten häufig eine Kiesauflage oder sogar eine gezielte Dachbegrünung, während für Steildächer eine breite Palette an Deckmaterialien zur Verfügung steht.

Die gängigsten sind Betondachsteine, gefolgt von Tonziegeln, Metall- und Schieferdächern. Auch Dachbegrünungen für Steildächer werden immer beliebter. Bei der Auswahl des Materials spielen Haltbarkeit, Kosten und Optik sowie Umweltverträglichkeit und Ökobilanz eine wichtige Rolle.

Darauf kommt es an

Die Ökobilanz von Bedachungsmaterialien hängt meist von mehreren einzelnen Faktoren ab, zum Beispiel der Rohstoffgewinnung (wo, wie und unter welchen Bedingungen), der Verarbeitung (Energieaufwand, Neben- und Abfallprodukte), Verpackung, Transport und Nachhaltigkeit (Lebensdauer, Wiederverwertung).

Dachsteine vs. Dachziegel

Aus ästhetischer Sicht ist zunächst erst einmal zweitrangig, ob man sich für Dachsteine oder Dachziegel entscheidet. Beide Produkte sind sich äußerlich relativ ähnlich, in verschiedenen Farben erhältlich und schützen Haus und Bewohner zuverlässig vor Wind und Wetter. Dachziegel finden als Dacheindeckung schon sehr lange Verwendung. Seit mehr als 2000 Jahren werden Blöcke aus Naturton geformt und in speziellen Öfen bei Temperaturen zwischen 900 und 1200 Grad Celsius gebrannt, um diese auszuhärten und witterungsbeständig zu machen. In ihrer Zusammensetzung sind Dachziegel also ein rein natürliches Produkt.

Dachsteine hingegen sind ein Produkt des Industriezeitalters. Sie werden aus Beton hergestellt und - je nach Hersteller - mit weiteren Zusätzen vermischt, bei 60 Grad Celsius getrocknet und ausgehärtet. Danach werden sie 28 Tage gelagert. Auch wenn Dachziegel und Dachsteine bei der Herstellung einen hohen Energieeinsatz erfordern - dieser ist in Relation zu setzen zu der langen Lebensdauer der Produkte und ihrer einfachen Weiterverwendung“, schreibt das Bayerische Dachdeckerhandwerk-Landesinnungsverband.

Besser Ökobilanz: Dachsteine

In einer umfangreichen Studie des Öko-Institutes Freiburg wurden Dachziegel und Dachsteine auf ihre Umweltverträglichkeit untersucht. Betrachtet man den ökologischen Fußabdruck, den die Herstellung von Dachsteinen und Dachziegeln hinterlässt, so kristallisieren sich Dachsteine schnell als die nachhaltigere Alternative heraus.

Das Portal „meindach.de“ zitiert einige Zahlen aus der Studie, die sich auf eine Dachfläche von 160 Quadratmetern beziehen: „Die Herstellung, Aushärtung, Verpackung und Auslieferung von Dachsteinen erfordert weniger als ein Drittel der Energie von Dachziegeln. Bei der Herstellung und Distribution von Dachsteinen fallen 55 Prozent weniger Treibhausgase gegenüber Dachziegeln an. Dachsteine haben um bis zu 50 Prozent geringeres Versauerungspotenzial als Dachziegel. Das Überdüngungspotenzial durch Dachsteine beträgt nur etwa die Hälfte des Potenzials von Dachziegeln. Kürzere Lieferwege bei Dachsteinen reduzieren das Smogpotenzial. Feinstaubbelastungen bei Herstellung und Distribution von Dachsteinen sind bis zu 50 Prozent niedriger als bei Dachziegeln. Dachsteine benötigen bis zu 30 Prozent weniger mineralische Rohstoffe.“

Metalldächern werden immer beliebter

Auch wenn Dacheindeckungen aus Ton, Faserzement oder Beton weit verbreitet sind, werden rostfreie Metalldächer immer beliebter. Diese Dächer lassen sich leicht reinigen, bieten wenig Raum für Grünbildung und können eine mittlere Lebensdauer vorweisen. Bei Metalldächern handelt es sich um einen Sammelbegriff für Bedachungen aus unterschiedlichen Metallen. Gängig sind Dächer aus Kupfer, Zink oder auch Aluminium. Die unterschiedlichen Metalle haben zum Teil sehr unterschiedliche spezifische Eigenschaften.

Metalldächer sind nahezu alterungs- und korrosionsbeständig. Außerdem sind sie relativ leicht. Bei Dachsanierungen muss also ein bestehender Dachstuhl in der Regel nicht verstärkt werden, um eine Eindeckung mit Metall aufbringen zu können. Das wirkt sich ebenfalls positiv auf die Ökobilanz aus. Zudem werden sie aus recycelbaren Materialien hergestellt. Bei den Metalldächern ist Titanzink eine besonders umweltfreundliche Wahl: Im Vergleich zu anderen Baustoffen aus Metall ist der Energieaufwand für die Produktion gering. Außerdem kann Titanzink zu über 95 Prozent wiederverwertet werden. Titanzink zeichnet sich ebenfalls in Hinblick auf die Langlebigkeit aus. Jeder Kratzer auf der Eindeckung verschwindet wieder von selbst: Denn Dächer mit Titanzink haben eine natürliche Schutzschicht, die Patina, die sich ständig erneuert.

Schiefer - 100 Prozent Natur

Bei einer Eindeckung aus Schiefer entscheidet man sich für ein reines Naturprodukt. Auch die Energiebilanz bei der Produktion ist gut. Denn die Transportwege zwischen dem Abbaugebiet und dem Fertigungsort sind gering. Dacheindeckungen aus Schiefer halten in der Regel länger als 100 Jahre. Außerdem kann Schiefer problemlos entsorgt werden.

Nachwachsende Dacheindeckung: Reet

Auch wenn Reetdächer heute vor allem mit deutschen Küstenregionen verbunden werden, standen doch die ersten Häuser mit Reetdach in Süddeutschland. Und das bereits in vorchristlicher Zeit. Bei dem Bedachungsmaterial Reet handelt es sich um Schilf, und das wächst nicht nur an Nord- und Ostsee. Als Naturmaterial und nachwachsender Rohstoff hat Reet eine sehr gute Ökobilanz.

Da die Nachfrage für deutsche Dächer groß ist, muss das Naturprodukt zumeist aus Österreich, Ungarn, Polen, Rumänien oder der Türkei importiert werden. Der Transport wiederum belastet die Ökobilanz. Die Entsorgung von Reet hingegen ist unproblematisch.

Ein Tipp zum Schluss: Wenn Sie bei der Wahl der Dacheindeckung auf ökologische Aspekte achten, freut sich nicht nur die Umwelt: Sie sparen bares Geld durch eine hohe Energieeffizienz. Ein Dachdecker oder Zimmerer kann Ihnen dabei helfen, eine ökologische Eindeckung zu finden, die am besten zu Ihrem Dach passt.
Jürgen Scheibe