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Es ist Schützenfest in der Korbstadt. Nach zwei Jahren endlich und endlich wieder. Zwei Jahre lang hatte ein Mann während der Corona-Sommer dafür gesorgt, dass das Schützenfestgefühl nicht gänzlich abhanden kam. Nun kehrt es vollständig wieder. Was also macht Rudi Krug?
Ein Urgestein unter den Schaustellern
Rudi Krug ist ein Bär von einem Mann. Auch mit 70 Jahren noch. Seine Söhne Simon und Josef haben den Lkw mit den Aufbauten für den Familienfruchtstand auf den Schützenfestplatz verbracht, quasi unter die Augen des Vaters. Der hielt sich im Sommer vor zwei Jahren auch hier auf und in seinen Augen stand eine Traurigkeit, denn Corona machte den Schützenfesten ein Ende. Kein schöner Ausblick für jemanden, der Teil einer langen Generationenkette von Schaustellern ist.
2020 und 2021 stellte er hier Schlemmermärkte auf die Beine. So duftete es wenigstens nach Schützenfest. „Aber die sollen Geschichte sein, denn das war nichts, was ein Schützenfest ersetzen kann“, so Krug gutgelaunt am Schützenplatz.
Lichtenfelser Wurzeln und Durchhaltevermögen
Es ist Mittagszeit, eine gewisse Ruhe liegt über dem Platz, welche die aufbauende Geschäftigkeit unterbricht. Rudi Krug ist in seinem Element, lacht, scherzt, lebt auf. Aber der Mann erinnert sich auch, beispielsweise seiner Wurzeln. Obwohl er in München geboren wurde, liegt Wurzelwerk auch in Lichtenfels, denn: „Meine Oma ist in Lichtenfels aufgewachsen – in der Kirchgasse.“ Wie er das sagt, tut er es in Nähe eines gewissen Peter Jollberg. Er wird in im Laufe des Geschehens auch mal lachend in den Arm nehmen, denn Jollberg, ein Geisterbahnbetreiber, ist nicht irgendwer. Er ist „der Enkel des Mannes, der meine Eltern verkuppelt hat“.
„Es ist Berufung, nicht nur Beruf!“
Rudi Krug
Schausteller
Doch es habe schon einige Betriebe unter den Schaustellern gegeben, die aufgesteckt haben, bestätigt der 70-Jährige. Er weiß aber auch etwas anzufügen: „Größtenteils haben sie durchgehalten, denn Schausteller sind Leute, die improvisieren können.“ Er selbst hat auch improvisiert, war zur Spargelzeit mit seinem Früchtestand in Grundfeld und verkaufte Erdbeeren, Spargel u.a.
Wie Krug so erzählt, merkt man, dass er, der gebürtige Münchener, seiner neuen Heimat, dem Landkreis Lichtenfels, verbunden ist. Er lebt seit fast zehn Jahren in Bad Staffelstein, aber fehlt ihm sein München denn nicht? „Nein, überhaupt nicht, ich hatte erst neulich Ärger mit einem Metzger dort – das passiert mir hier net“, sagt er mit einem leichtem Akzent, dem man nicht anhört, ob er münchenerisch oder oberfränkisch ist. Dafür reicht Krug aber noch charmant launig schimpfend etwas nach: „Den Laden betrete ich nicht mehr – und wenn ich Veganer werde.“
Kein Ersatz, sondern groß und echt!
Doch was verband Krug eigentlich noch mit Lichtenfels, weshalb sorgte er in den Corona-Sommern 2020 und 2021 für einen kleinen Schützenfestersatz? Woher diese Verbundenheit? „Weil ich hier wohne, weil ich hier Mitglied im Schützenverein (Königlich Privilegierte Scharfschützengesellschaft e.V.) bin und weil wir seit 1983 einen Stand in Lichtenfels haben“, erklärt Krug. Darum freut er sich jetzt so richtig auf ein Schützenfest, das kein Ersatz sein wird, sondern groß und echt.
Seine Rolle und seine Aufgabe dabei hat er gefunden. „Vom Biergarten aus kann ich schön beobachten, wie meine Söhne arbeiten“, so Krug lachend auf seinen Rentnerstand hinweisend. Dieses Beobachten will er täglich vornehmen, denn das Schützenfest mit seiner Atmosphäre zieht ihn an. „Das ist mein Leben, das habe ich mit der Muttermilch eingesogen, das hat mir zwei Jahre gefehlt. Es ist Berufung, nicht nur Beruf.“
Rudi Krugs Leben heißt Schützenfest. Er hat schon viele Schützenfeste erlebt und viele anderswo als in der Korbstadt. Ist es denkbar, dass sie dennoch einen besonderen Platz in seinem Schaustellerherz hat? Mehr als das. Was Krug zu dem hiesigen Schützenfest sagt, kommt einer Liebeserklärung gleich. „Eine Besonderheit? Ja, die gibt es wohl, das ist der familiäre Charakter hier. Man kann sich wohlfühlen, ohne Angst zu haben, in Kalamitäten reinzukommen. Das ist hier sicherer als woanders“, so der Münchener mit Wurzeln in Lichtenfels und Wohnsitz in Bad Staffelstein. Markus Häggberg