Gegen den Trend ist es im Pandemie-Jahr 2020 mit dem Bau bergauf gegangen: Die Zahl der Baubeschäftigten lag am Jahresende bei nahezu 1,94 Millionen (1.938.800). Davon waren 162.600 Auszubildende. Da mit gab es im ersten Corona-Krisenjahr 46.100 Bauarbeiter mehr – ein Plus von 2,4 Prozent. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Industriegewerkschaft Bauen-AgrarUmwelt (IG BAU) zur Beschäftigung in der Corona-Zeit.
Bauwirtschaft als „Motor in der Krise“
„Der Bau hat in der Pandemie für Stabilität gesorgt. Er hat der Krise die Stirn geboten wie kaum eine andere Branche. Vom Wohnungs- bis zum Straßenbau hat der Bau eine gute Job-Perspektive geboten“, sagt Robert Feiger. Der Bundesvorsitzende der IG BAU sieht die Bauwirtschaft als „Motor in der Krise“.
Während der Bau zulegen konnte, sah es für die übrigen Wirtschaftszweige zusammengenommen nicht so gut aus: Dort ging die Zahl der regulär Beschäftigten Ende 2020 auf knapp 31,8 Millionen (31.761.400) zu rück. Gegenüber dem Vorjahr – und damit der Zeit vor Corona – ist dies ein Rückgang um 85.900 Beschäftigte und damit ein Minus von 0,3 Prozent.
Weniger Mini-Jobs während Corona
„Besonders stark hat die Krise bei den Mini-Jobs rein gehauen“, so Robert Feiger. Außerhalb der Baubranche sei die Zahl der Mini-Jobber im ersten Corona-Krisenjahr um 574.200 auf gut 6,8 Millionen (6.823.900) Ende 2020 gesunken – ein Rückgang um 7,8 Prozent. Auf dem Bau dagegen gab es Ende des vergangenen Jahres 326.900 Mini-Jobber – ein Plus von 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und das, obwohl der Bau „alles andere als eine typische Mini-Job-Branche“ sei. Feiger beruft sich dabei auf eine Arbeitsmarkt-Analyse, die das Pestel-Institut (Hannover) mit Zahlen der Bundesagentur für Arbeit im Auftrag der IG BAU gemacht hat.
Fachkräfte gesucht
Der Trend wird anhalten: Der Bau braucht Leute. Vor allem Fachkräfte“, sagt IG BAU Chef Robert Feiger. Bau industrie und Bauhandwerk müssten sich hier „ins Zeug legen“ und für Nachwuchs sorgen. Der Bau habe eine Mammutaufgabe vor sich: „Allein beim Wohnungsbau schiebt die Branche einen enormen Berg von genehmigten, aber noch nicht gebauten Wohnungen vor sich her: Über 780.000 Wohnungen stehen auf der ‚Bau Warteliste‘ – so groß ist der aktuelle Bauüberhang“, so Feiger.
Starkes Jahrzehnt der Sanierungen
Darüber hinaus müsse sich die Baubranche auf ein „starkes Jahrzehnt der Sanierungen“ einstellen. Die neue Bundesregierung werde al les daransetzen müssen, deutlich mehr Klimaschutz-Sanierungen zu schaffen. „Auch der seniorengerechte Umbau von bestehenden Wohnungen drängt enorm. Es werden künftig viel mehr Seniorenwohnungen gebraucht als heute schon. Denn bald geht die Baby-Boomer-Generation in Rente“, so der IG BAU-Chef.
„Wildwuchs im Arbeitsalltag“ bekämpfen
Auf den Bau komme eine Menge Arbeit zu. „Und da für brauchen wir ordentliche Regeln: Die Arbeitsbedingungen und der Lohn müssen passen“, fordert Feiger. Die IG BAU setze sich genau dafür am Tariftisch ein. Trotzdem sei hier auch der Staat gefordert: Von den Arbeitszeiten über den Arbeitsschutz bis zum Kampf gegen Lohn-Dumping – die neue Bundesregierung habe wichtige Instrumente in der Hand, um „Wildwuchs im Arbeitsalltag“ zu bekämpfen. Red