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Über Frösche, Kirschen – und Liköre 

Die Gemeinde Pretzfeld sticht durch ihre Einzigartigkeit und Schönheit in der Fränkischen Schweiz hervor

Über Frösche, Kirschen – und Liköre 
19.07.2021

„Fröschknicker!“ Dieser Spitzname für die Pretzfelder stammt aus einer Zeit, als die Dörfer der Region allesamt von der Landwirtschaft geprägt waren. Die Bauern stau ten im Frühjahr das Wasser von Wiesent und Trubach auf, um es auf ihre Felder und Wie sen zu leiten. So entstand ein Paradies für Frösche, offenbar eine beliebte Nahrungsquelle für die Pretzfelder.  

Diese seit dem Mittelalter belegte Wiesenbewässerung verlor im Rahmen der zunehmend industrielleren Landwirtschaft immer mehr an Bedeutung. Um diese um weltschonende Form der Bewirtschaftung vor dem Aus sterben zu bewahren, wurde ein sogenanntes Wässerwiesen-Projekt gestartet, die Grabensysteme und Wehre wurden 2019 in die Liste des immateriellen Kulturerbes Europas aufgenommen.

Pretzfelds Obstanbau.

Heute hat die extensive Landwirtschaft in und um Pretzfeld nur noch geringen Stellen wert. Umso größere Bedeutung hat der Obstanbau. Ins besondere Kirschen gedeihen hier prächtig. Verantwortlich für den Kirschenanbau in der Fränkischen Schweiz sind die Mönche des Klosters Weißenohe, die im elften Jahr hundert durch Züchtung und Auslese von Veredlungsunterlagen die Voraussetzung schufen, dass die Region als „größtes zusammenhängen des Süßkirschenanbaugebiet Europas“ gilt. Seit 2002 sucht der Landkreis Forchheim alle zwei Jahre die Kirschenkönigin. 2018 war das Sandra Grau aus dem Pretzfelder Ortsteil Lützelsdorf.

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Aus den Pretzfelder Kirschen werden später jede Menge Köstlichkeiten hergestellt.

Hochstämme sind selten geworden, die Zahl der Betriebe ist merklich geschrumpft. Die heute noch bestehenden Landwirte bewirtschaften ihre Obstgärten häufig im Nebenerwerb. Da Kirschen eine leicht verderbliche Ware sind und schnell zum Verbraucher gelangen müssen, haben sich die Obstbauern zur genossenschaftlichen Absatz- und Verwertungsgemeinschaft Pretzfeld zusammengeschlossen. In der Hauptsaison fallen hier schon mal bis zu 25.000 Steigen Süßkirschen an. 80 Prozent davon werden direkt verkauft der Rest wird in den Kelterei en und Brennereien veredelt. Die süßen Früchte werden zu Obstwässern, Likören und mehr verarbeitet.

Wanderer können auf dem Kirschenweg, der vor allem zur Zeit der Kirschblüte oder im Juni/Juli, wenn die roten Früchte von den Bäumen he rab leuchten, dem Obst nach spüren. Wer im Anschluss noch einkehren möchte, kann sich in den zahlreichen Brauereigasthöfen kulinarisch verwöhnen lassen, vor allem mit gutem Bier.

Apropos Festbier: Das gibt es alljährlich beim Pretzfelder Kirschenfest, das der frühere Bürgermeister und Ehrenbürger Franz Och ins Leben gerufen hat. Am 20. Juli 1969 hat der später mit dem Bun desverdienstkreuz geehrte Bürgermeister, Ortschronist und Gründer der fränkischen Mundart-Theatertage das erste Fass Festbier im Pretzfelder Kellerwald angestochen.

Aufgrund eines Dekretes von Kaiser Maximilian aus dem Jahr 1510 waren die Pretzfelder lange Zeit „nicht befugt, zu mälzen und zubräuen“. In den mittelalterlichen Schankwirtschaften musste Ebermannstadter Bier ausgeschenkt werden. Als sich die Pretzfelder aber nicht daran hielten, überfielen die Ebermannstädter am 6. September 1690 das Pretzfelder Schloss, schlugen in der Brauerei alles kurz und klein und schütteten etwa zwanzig Eimer Bier aus.

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Die Gemeinde Pretzfeld.
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Das Pretzfelder Schloss. Fotos: Andreas Hofbauer

Historische Schönheiten.

Das Schloss, in dem gebraut wurde, scheint in den Urkunden erstmals 1145 auf. Besitzer sind die Herren von Wiesenthau, das Geschlecht der Stiebars aus Buttenheim und der kurbayerische Minister Graf von Seinsheim, ehe der Nürnberger Kaufmann Josef Kohn 1852 den gesamten Be sitz kaufte.

Ein Gotteshaus aus massiven Steinmauern ist aus dem 16. Jahrhundert bezeugt. Dazu gehörte ein befestigter Kirchhof, der als Zufluchtsstätte bei Gefahr diente. Nach archivarischen Unterlagen konnte Heimatforscher Reinhold Glas die exakte Länge und das Aus maß der gesamten Anlage rekonstruieren.

Im 18. Jahrhundert ist in his torischen Quellen von einem gotischen Gotteshaus mit einem niedrigen, gedrungenen Chorturm die Rede. Daran werden 1731/32 erste Renovierungsarbeiten durchgeführt.

1738 wurde die Erhöhung des Turmes in Angriff genommen. Als das Werk nahezu vollendet war, krachte der Turm am 22. September 1739 in sich zusammen und zertrümmerte das halbe Langhaus und weitere Teile der Kirche. Als Folge entschlossen sich die Pretzfelder zu einem Kirchenneubau, der nach den Plänen des Architekten Johann Jakob Michael Küchel umgesetzt wurde. Das überaus sehenswerte Gotteshaus, das dem Heiligen Kilian geweiht ist, lädt jeder zeit zu einem Besuch ein. Andreas Hofbaue