Unfall – was tun?
Nach dem Crash Ruhe bewahren? Ist leichter gesagt als getan. Aber: Ein vorhandener Notfallplan, der idealerweise als grober Ablauf im Kopf verankert ist oder aus irgendeinem Fach gezogen werden kann, hilft im Falle eines Unfalls. Inzwischen offerieren Polizei, Automobilclubs und auch Versicherer Checklisten, die sich aufs Handy laden lassen oder ausgedruckt und mit notwendigen Formularen ergänzt im Auto bereitliegen. Sich stoisch daran zu halten, macht nichts ungeschehen, hilft aber, die Aufgaben besser zu bewältigen. Schritt für Schritt.
Unfallstelle absichern
Ob nur mit Bagatellschaden oder richtig groß: Unfälle passieren meistens an neuralgischen Punkten im Verkehr. Damit nicht noch mehr passiert: Sofort Warnblinkanlage einschalten, Warnweste anziehen und dann Warndreieck aufstellen – innerorts im Abstand von 50 Metern, auf Landstraßen von mindestens 100 Metern und auf Autobahnen mindestens 150, besser 200 Meter vorm Unfallort.
Bei Dunkelheit den Unfallort so hell wie möglich machen: Versicherer empfehlen, zusätzlich zur maximalen Fahrzeugbeleuchtung eine gelbe Rundumleuchte oder eine Blinkleuchte fürs Fahrzeugdach im Auto zu haben. Und: Eventuelle Zeugen oder Ersthelfer bitten, dabei zu bleiben.
Falls jemand verletzt ist oder der Verdacht einer Verletzung besteht: Zustand der Person checken und mit den notwendigen Infos zum Zustand einen Notruf absetzen – oder von Helfern absetzen lassen. Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei sind europaweit unter der 112 zu erreichen. Und bis der Rettungswagen eintrifft: Erste Hilfe leisten.
Personalien austauschen
Die Daten aller Unfallbeteiligten zu klären und festzuhalten ist nach Erstsicherung und Erstversorgung unerlässlich. Laut Polizei und Gesetz sind alle Unfallbeteiligten verpflichtet, am Unfallort zu bleiben, bis alle Daten untereinander ausgetauscht sind. Jeder muss in der Lage sein, Name, Anschrift, Führerschein, Fahrzeugschein und Versicherung zu kommunizieren. Falls das aus unterschiedlichsten Gründen nicht möglich oder schwierig ist, kommt die Polizei ins Spiel.
Polizei rufen?
Wann die Polizei gerufen wird: Da gibt es klare Regeln. Bei Verletzten, bei hohem Sachschaden, bei ausbleibender Einigung, falls sich Unfallgegner unerlaubt von der Unfallstelle entfernen oder ein Fahrzeug mit Kennzeichen außerhalb der EU ohne Versicherungsnachweis beteiligt ist, sollten die Ordnungshüter auf den Plan gerufen werden. Ohne Polizei funktioniert es bei eindeutigen Bagatellschäden ohne Verletzte, bei klarer Versicherungssituation und bei Einigkeit zwischen den Unfallbeteiligten.
Beim Anfahren von geparkten Autos ist der Zettel an der Windschutzscheibe nicht genug: Es gibt eine Wartepflicht abhängig von Zeit, Ort und Schadensgröße. Falls sich innerhalb dieser Zeitspanne der Geschädigte nicht gemeldet hat, sollte der Unfall mit allen wichtigen Daten der Polizei übermittelt werden.
Eigene Beweissicherung
Ebenfalls wichtig ist es, die Unfallstelle zu fotografieren mit Übersichtsaufnahmen aus allen Richtungen – einschließlich aus Richtung der jeweiligen Fahrzeuge. Bilder von Bremsspuren, Messpunkten und auch von Schäden an den Fahrzeugen können immer zum Vergleich herangezogen werden.
Gerade bei Unklarheiten im Nachgang ist es gut, Anschriften von Zeugen notiert zu haben, um eventuell auch später noch mal nachzufragen. Fakt: Jede festgehaltene Info kann bei Reparaturarbeiten, Ansprüchen und beim großen Abrechnen hilfreich sein.
Unfallbericht erstellen
Je frischer, desto besser: Unfallbericht erstellen. Entsprechende Formulare sollten im Auto bereitliegen. Tipp von Automobilclubs, Versicherungen und Polizei: Geforderte Angaben zu Unfall, Fahrzeug und Person machen – aber keine Schuld anerkennen. Und niemals irgendetwas vom Unfallgegner unterschreiben. Bei Unklarheiten und Uneinigkeit immer die Polizei an den Unfallort bitten und helfen lassen. Versicherer raten dem Unfallverursacher, sofort mit der Versicherung über deren Hotline zu sprechen. Hat der Unfallgegner den Unfall komplett schuldhaft verursacht, haftet dessen Haftpflichtversicherung in der Regel vollständig. Beim Mitverschulden des Fahrers des eigenen Fahrzeugs wird nur ein Teil erstattet.
Unfallstelle räumen
Weil die Unfallstelle schnellstmöglich wieder befahrbar sein muss: Wenn alles geklärt und in die Wege geleitet ist, hat Aufräumen und Säubern oberste Priorität. Falls Fahrzeuge nicht mehr fahrbar sind, ist Abtransport angesagt. Unfallgeschädigte müssen gegebenenfalls einen Abschleppdienst beauftragen, den im Zweifelsfall der Unfallverursacher bezahlen muss. Auch das Säubern der Unfallstelle ist ohnehin Sache der Unfallbeteiligten. Nur bei schweren Zusammenstößen und schwierigen Straßenverunreinigungen übernehmen Externe wie Feuerwehr oder THW.
Schaden melden
Wenn alle Fakten feststehen, muss der Unfallverursacher zeitnah aktiv werden und seiner Versicherung am besten noch am Unfallort den Schaden melden. Und selbst wenn die Haftungsfrage klar ist, sollte der Geschädigte umgekehrt und sicherheitshalber so schnell wie möglich Kontakt mit der Versicherung des Unfallverursachers aufnehmen – falls die sich nicht schon selbst gemeldet hat. Dieser Austausch sollte spätestens eine Woche nach dem Unfall stattfinden, wo dann alle weiteren Schritte zur Schadenfeststellung und -regulierung besprochen werden.
Regulierung des Schadens
Was und wie viel kaputt ist und was auf welche Weise wiederhergestellt werden kann oder auch welchen Ersatz es für Irreparables gibt, das ist der letzte Akt. Und: Hier geht es nicht nur ums beschädigte Fahrzeug, sondern auch um möglicherweise verletzte Menschen.
Für jede Leistung bezahlt wird gemäß der Schuldfrage. Bei immer noch nicht ausgeräumten Unklarheiten können beteiligte Parteien außerdem einen Rechtsanwalt beauftragen, der wiederum von der gegnerischen Kfz-Versicherung entsprechend der Haftungsquote finanziert werden muss. Mögliche Varianten von Autoreparatur, Patientenbehandlung und deren Erstattung hängen zum Teil auch von individuellen Versicherungsverträgen ab.
Annette Gropp
Europäischer Unfallbericht
Liegt idealerweise im Handschuhfach: der europäische Unfallbericht. Das ausgefüllte Formular ist ein gutes Hilfsmittel zur Dokumentation und optimal für die Versicherungsmeldung. Fertig ausgefüllt steht drin: Ort, Datum, Uhrzeit; amtliche Kennzeichen der beteiligten Fahrzeuge; Versicherer und Versicherungsscheinnummer; Personalien der Unfallbeteiligten; Beschreibung des Unfallhergangs; Angabe der sichtbaren Unfallschäden; Unfallskizze; Unterschriften der Beteiligten.