Schützenfest Lichtenfels
Die gute Nachricht vorab: Der Preis für die Maß Bier auf dem Lichtenfelser Schützen- und Volksfest wird unter 10 Euro liegen. Damit liegt man in Lichtenfels schon fast in einer Gegenbewegung, denn es gibt Schützenfeste in der Region, da lautet der Preis für die Maß über 12 Euro.
In Lichtenfels ist die Welt diesbezüglich noch in Ordnung. Wieso, weshalb und warum das so ist, hat auch mit dem Festwirt Daniel Ivascenko zu tun. Ein interessanter Mensch, den es ans Badische Staatstheater verschlug. Bitte wohin? Einblicke zu einem Kronacher mit Vorliebe für das Lichtenfelser Schützen- und Volksfest.
Harter Verhandlungen bedurfte es nicht
9,70 Euro – das steht fest und ist unverrückbar. Der Besucher des Lichtenfelser Schützen- und Volksfestes darf seine Maß Schützenbier ohne schlechtes Gewissen genießen. Dass das so ist, ist keinem Zufall geschuldet, sondern Ergebnis gemeinsamer Bemühungen mit den „Königlich Privilegierten Scharfschützen“ und der heimatverwurzelten Brauerei Leikeim.
„Ich mache da mal eine große Schleife“, so der auf die Preisbemühungen angesprochene Festwirt und kommt darauf zu sprechen, dass der Preis betriebswirtschaftlich gesehen eigentlich bei 10,80 Euro liegen müsste, „um alle Kosten zu decken“. Aber über Wochen hinweg habe man mit den Schützen nach Wegen und Lösungen gesucht, den Bierpreis unter 10 Euro zu halten. Wer suchet, der findet aber auch und so spricht Ivascenko von „internen betrieblichen Abläufen“, die verschlankt und effizienter gestaltet werden konnten. „Wir haben versucht, ohne Qualitätsverlust und ohne Einschränkungen für die Gäste Einsparungen zu finden, um den Preis unter 10 Euro zu halten.“
Harter Verhandlungen mit der Brauerei Leikeim habe es nicht bedurft, denn auch das Traditionsbrauhaus habe die Absicht gehabt, den Festgenuss erschwinglich zu belassen. Oder wie Ivascenko es ausdrückt: „Wir hatten uns ja beide auf die Fahnen geschrieben, das Bier im Preis unter zehn Euro zu belassen.“
Zwischen Kronach und Karlsruhe
Doch wer ist Daniel Ivascenko und woher rühren seine Erfahrungen in der Gastronomie. Dazu holt der 46-Jährige etwas weiter aus. „Gebürtig bin ich aus Kronach und bin jetzt am Badischen Staatstheater tätig“, erklärt der Mann am Telefon, eine Pause aus Fragezeichen abwartend und aushaltend. Dann muss er lachen und klärt auf, dass er im Badischen Staatstheater in Karlsruhe Gastronom ist.
Allerdings gibt es dazu wieder eine Anekdote, denn tatsächlich darf er sich von seinen Gästen öfter mal eine im Fragestil gehaltene besondere Bemerkung anhören. Sie lautet: „Sie müssen der Intendant sein?“ Diese Frage, so Ivascenko lachend, komme ihm bisweilen auch dann unter, wenn der wirkliche Intendant neben ihm steht.
Vorfreude auf’s Schützenbier
Auf das besondere Bier freut sich der Festwirt sehr und kann das auch ziemlich ausführlich beschreiben: „Dieses süßlich-herbe Aroma! Und es gibt bei mir so eine Neugierde auf das Festbier. Man ruft tatsächlich alle paar Tage bei der Brauerei an und fragt, wie es so mit dem Bier läuft. Man informiert sich über den Prozess des Einbrauens und wäre ich vor Ort, würde ich bei Leikeim sogar vor der Tür stehen und beim Brauen durch das Bullauge des Braukessels schauen.“
Doch mit dieser Freude ist der Mann nicht alleine, denn sie kommt auch seitens der Brauerei auf. Ein maßgeblicher Braumeister dabei ist Marcus Michel, intimer Kenner der Besonderheit, die dieses Bier auszeichnet. „Wir haben eine spezielle Malzmischung für das Bier ausgesucht. Es soll sich abheben von anderen Bieren und speziell den Festcharakter betonen.“ Geschmacklich habe man den Malzcharakter in den Vordergrund stellen wollen, begleitet von einer angenehmen sehr dezenten zweiten Note. „Man schaut sich die Farbe an, man prüft den Geruch, stellt die Würze fest und sieht das Ergebnis einer langen Reife. Die Brauer würden es am liebsten selber trinken und nicht hergeben“, versichert Michel.
Der schönste Biergarten
Doch zurück zu Ivascenko und zu dem, was dem Festwirt am hiesigen Schützen- und Volksfest besonders gefällt. Es ist der für ihn klar erwiesene Umstand, wonach in Lichtenfels „der schönste Biergarten aller oberfränkischen Schützenfeste“ zu finden ist. Auch ist hier alles familiärer und diese Atmosphäre strahlt für ihn das hiesige Fest auch eindeutig aus.
Ein Festwirt geht um 2 Uhr schlafen
Zurück zum Bierpreis und zu seinen Erfahrungen mit Menschen, die Biermarken vorreservierten und schon abgeholt haben. Diese zeigten sich froh darüber, dass der Preis auf ihrem Lichtenfelser Schützenfest moderat geblieben ist. Dann gibt der freundliche Mann am Telefon einen kleinen Einblick in den Tagesablauf eines Festwirts und der ist enorm. Um 8 Uhr heißt es aufstehen und das Schützenhaus aufsperren, dann folgen Begrüßungen, Büroarbeit und Abarbeitung der Notizen vom Vortag, dann heißt es auch sich beim Schaustellerstammtisch sehen zu lassen und Abläufe zu klären, dann ist wieder zwei Stunden Büroarbeit angesagt, inklusive obligatem Plausch mit Kunden. Ein Festwirt „geht um 2 Uhr schlafen, nach Beendigung der Abrechnungen und am Wochenende wird es sogar halb vier“, versichert Ivascenko. Tage, die für ihn fast zehn Tassen Kaffee bereithalten. Markus Häggberg