Alle Welt spricht in der Gastronomie derzeit von Personalmangel. Alle Welt? Nein, im oberfränkischen Lichtenfels gibt es ein Schützenfest, bei dem es keinen Mangel an engagierten und fröhlichen Mitarbeitern gibt. Eine kleine Geschichte um Stammpersonal und ein freundliches Miteinander.
Gepflegte Tradition im Biergarten
Festwirt Daniel Ivascenko kennt sein Team beim Namen. Vor allem bei allen Vornamen. Man kennt sich, man grüßt sich, man duzt sich. Ivascenko spricht von Glück, wenn er auf die Männer und Frauen zu sprechen kommt, die im Schützenfest-Biergarten für Ausschank und Küche zuständig sind. Seit Jahren schon legt man Wert aufeinander und pflegt Traditionen miteinander. Seinen Mitarbeiterstamm lernte der Festwirt schon 2015 kennengelernt, wobei es unter diesen Mitarbeitern auch einige gab, die er sogar noch vorher und durch ihre Mitarbeit beim Kronacher Schützenfest kannte.
Dann erzählt der Gastronom von einigen Dingen, die Ritual sind oder rituell wurden. Liebenswerte Gewohnheiten, die man sich nicht nehmen lassen will. An jedem Samstag vor Beginn des Schützenfest steigt ein kleines Grillfest. Vorher herrschten Vorarbeiten. „Es wird fünf, sechs Stunden gearbeitet und dann wird acht Stunden gefeiert“, so Ivascenko. Sonntag ist dann frei und am Montag beginnt die Aufbauwoche. Dazu gibt es Kaffeekranz und „wer morgens kommt, holt sich erst mal Kaffee und Kuchen“.
Gemeinsame Schützenbier-Verkostung
Man könnte all dies nüchtern als Mitarbeiterbindung betrachten, aber für Ivascenko ist das mehr und jetzt kommt auch das Schützenbier ins Spiel. Mit „neun Mann“ aus dem Team ging es am 29. Juni zur „internen Bierprobe in die Brauerei Leikeim. Das haben wir alle wirklich sehr miteinander genossen, das diesjährige Festbier dort gemeinsam zu kosten“. Doch der Clou dieses 29. Juni lag noch in einem weiteren Umstand, denn tatsächlich wurde durch die Brauerei Leikeim ein Bus des öffentlichen Nahverkehrs organisiert, um jene Service-Mitarbeiter sowie Schützen abzuholen, damit diese sich keine Sorge darum zu machen brauchten, wie sie nach dem Biergenuss wieder nach Hause kämen.
Verlässlichkeit im Service
Es sind lieb gewordene Angewohnheiten wie diese, die dazu beitragen, dass man als Gast beim Lichtenfelser Schützenfest auch in Zeiten des Personalmangels verlässliche Strukturen im Service vorfindet. „Unser Stammpersonal ist uns über Jahre hinweg treu“, so Ivascenko. Auf diese Treue setzt er, garantiert sie doch erst den unbeschwerten Ablauf eines geselligen Festes. Doch einen Mitarbeiter hebt Ivascenko noch etwas heraus, mit ihm teilt er während der Schützenfestzeit noch ein allabendliches Ritual und das besteht in dem beschließenden Schluck Festbier.
Wenn der Festwirt an all diese Dinge denkt, erhalten sie für ihn eine leicht melancholische Färbung. Aus gutem Grund: „Für mich ist das Schützenfest immer so ein Jahresabschluss. Mein Arbeitsjahr ist dann rum.“ Doch bei aller tatsächlichen Wehmut steigt in Daniel Ivascenko auch eine leise Vorfreude auf die nahende Erholung und die Folgesaison auf. Markus Häggberg