Weihnachten ist ein Fest, das in vielen Ländern der Welt gefeiert wird, aber die Art und Weise, wie es begangen wird, könnte kaum unterschiedlicher sein. Während der geschmückte Baum, festliche Musik und Geschenke bei uns für viele das Bild der Weihnachtszeit prägen, gibt es rund um den Globus Bräuche, die selbst den überzeugtesten Weihnachtsfan überraschen dürften. Die Vielfalt der Traditionen zeigt, wie kreativ und einzigartig die Welt das Fest der Liebe zelebriert. Vielleicht inspiriert uns der eine oder andere Brauch, unsere eigenen Festlichkeiten um eine neue, ungewöhnliche Note zu bereichern!
Gurken am Baum:
Eine lustige Weihnachtstradition bei den Amerikanern ist es, eine Essiggurke an den Christbaum zu hängen. Die grüne „Christmas Pickle“ wird zwischen den Zweigen versteckt, ist aber natürlich nicht echt. Wer sie findet, dem winkt ein Extra-Geschenk. In den USA wird energisch dran festgehalten, dass dieser Brauch aus Deutschland stammt. Nicht belegbar ist die Theorie, dass im Spreewald Gurken zum Baumschmuck umfunktioniert wurden, wenn das Geld knapp war und Auswanderer diesen Brauch mit nach Amerika genommen haben. Denkbar: In Lauscha, dem Geburtsort der Christbaumkugeln, wurden Mitte des 19. Jahrhunderts auch Nüsse, Früchte und Gemüse aus Glas geblasen. 1880 importierte der Amerikaner Frank Winfield Woolworth die ersten Christbaumkugeln in die USA, und dabei möglicherweise auch die Weihnachtsgurke.
Die Katalanische Kackfigur:
In Katalonien, einer Region in Spanien, gibt es eine ungewöhnliche Weihnachtsfigur, die jedes Jahr auf den Krippen auftaucht: der „Caganer“, was so viel wie „der Kacker“ bedeutet. Diese kleine Tonfigur stellt traditionell eine Person dar, die in einer ungenierten Pose ihren Darm entleert - meist mit heruntergelassenen Hosen. Historiker vermuten, dass der Caganer als Symbol für Fruchtbarkeit und Wohlstand gedacht ist, da er das Land düngt und damit Wohlstand für das kommende Jahr sichert. Heute ist es üblich, Figuren berühmter Persönlichkeiten, Politiker und Prominenter in dieser skurrilen Pose zu formen und zu verkaufen. Wer hätte gedacht, dass ein Weihnachtsbrauch so unverhohlen das Körperliche feiern könnte?
13 lustige Gesellen:
Island hat eine besondere Art von Weihnachtsgesellen: Die 13 Yule Lads. Diese trollartigen Figuren, die nach und nach in den 13 Nächten vor Weihnachten erscheinen, bringen entweder Geschenke oder Streiche, je nachdem, wie sich die Kinder verhalten haben. Jeder Yule Lad hat seinen eigenen Charakter und Namen, der seine Eigenheiten beschreibt. Die Tradition der Yule Lads hat sich im Laufe der Zeit von furchteinflößenden Trollen zu lustigen Gesellen entwickelt, die den Kindern Freude bringen.
Die Hexe La Befana:
Während in vielen Ländern der Weihnachtsmann oder das Christkind die Geschenke bringt, hat Italien eine ganz besondere Geschenkebringerin: La Befana. Diese freundliche, alte Hexe fliegt am 5. Januar auf einem Besen und verteilt Süßigkeiten und kleine Geschenke in die Strümpfe der braven Kinder. Schurken und unartige Kinder müssen sich dagegen mit einem Klumpen Kohle zufriedengeben. Der Legende nach soll La Befana die Heiligen Drei Könige auf ihrer Reise nach Betlehem verpasst haben und seitdem auf der Suche nach dem Christkind durch die Lüfte sausen. Der Brauch ist ein Beispiel dafür, wie heidnische und christliche Traditionen miteinander verschmelzen können.
Sport am Morgen:
In Caracas, der Hauptstadt Venezuelas, gibt es einen weihnachtlichen Brauch, der nicht nur kurios, sondern auch sportlich ist: die nächtlichen Rollschuhlauf-Traditionen. Am frühen Morgen des 24. Dezembers fahren die Menschen auf Rollschuhen zur Kirche, um die traditionelle Weihnachtsmesse zu besuchen. Dabei werden ganze Straßenzüge für Autos gesperrt, um den Gläubigen freie Fahrt zu ermöglichen. Es ist nicht unüblich, dass Kinder vor dem Schlafengehen eine Schnur aus dem Fenster hängen, die am nächsten Morgen von den vorbeifahrenden Rollschuhfahrern sanft gezogen wird - ein kleiner Gruß zur Vorweihnachtszeit.
Weihnachtsspinnen:
In der Ukraine glaubt man, dass es besonders viel Glück bringt, einen Spinnenwebenschmuck am Weihnachtsbaum zu haben. Der Ursprung dieses Brauchs liegt in einer alten Legende: Eine arme Witwe hatte nicht genug Geld, um ihren Baum zu schmücken, und ging traurig schlafen. Am nächsten Morgen erwachte sie und entdeckte, dass eine Spinne in der Nacht ein feines, glänzendes Netz über die Zweige gesponnen hatte. Das Netz schimmerte im Morgensonnenlicht wie echtes Silber und Gold, was der Familie Reichtum und Freude brachte. Bis heute findet man in ukrainischen Haushalten kleine Spinnenornamente und glitzernde Netze am Weihnachtsbaum, die Glück für das neue Jahr versprechen sollen.
Furchterregende Begleiter:
Während der Nikolaus in vielen Ländern als gütiger Geschenkebringer bekannt ist, hat er in Österreich und auch Bayern eine düstere Begleitung: Den Krampus. Diese teufelsähnliche Gestalt mit Hörnern, langen Klauen und einer zotteligen Zunge erscheint am Vorabend des Nikolaustags, um die unartigen Kinder zu bestrafen. Krampusnacht, oder „Krampuslauf“, ist ein Spektakel, bei dem junge Männer in gruseligen Krampus-Kostümen durch die Straßen ziehen, klirrende Ketten schwingen und Schaulustige erschrecken.
Der Ursprung dieses Brauchs liegt vermutlich in vorchristlichen Ritualen, die sich mit der Wintersonnenwende und der Vertreibung böser Geister beschäftigten. red