Der Altersdurchschnitt der Bevölkerung in Deutschland steigt. Bereits 24 Prozent gehören laut Statistischem Bundesamt zur Generation 60 plus. Damit einher geht ein wachsender Bedarf an altersgerechtem, barrierefreiem Wohnraum.
„Es lohnt sich, schon frühzeitig an barrierefreien Komfort zu denken“, erklärt Erik Stange, Pressesprecher des Bauherren-Schutzbunds (BSB). Er weist darauf hin, dass vieles, was das Leben mit körperlichen Einschränkungen erleichtert, auch für jüngere Menschen Annehmlichkeiten bietet. „Familien und ältere Menschen freuen sich gleichermaßen, wenn sie den schweren Einkauf oder den Kinderwagen vom Parkplatz direkt und ohne lästige Treppen in den Hausflur bringen können“, so der Experte. Als weitere Beispiele nennt Stange bodenebene Duschen oder breite, schwellenlose Zimmerverbindungen.
Für die Planung von Modernisierungsmaßnahmen ist es sinnvoll, den Rat eines unabhängigen Sachverständigen für Barrierefreiheit einzuholen. Im Rahmen eines Modernisierungschecks kann der Berater den Bestand im Haus oder in der Wohnung erfassen und konkrete Vorschläge für Verbesserungen ausarbeiten. Dazu gehören auch Vorkehrungen, mit denen sich altersgerechte Ausstattungen schnell und einfach nachrüsten lassen. Im Bad sind das zum Beispiel Montageplatten für Stützhilfen an WC, Dusche und Wanne, die bei der Renovierung unsichtbar in die Wand eingebaut werden. In der Küche kann das Waschbecken so vorbereitet werden, dass es nach Entfernung des Unterschranks auch im Sitzen oder mit dem Rollstuhl gut zu nutzen ist.
Staatliche Förderungen
Den Bedarf an barrierefreiem oder barrierearmem Wohnraum hat auch der Gesetzgeber erkannt. Er fördert daher entsprechende Umbaumaßnahmen und Modernisierungen über die KfW-Förderbank über das Programm 159 mit zinsgünstigen Krediten bis 50 000 Euro oder über das Programm 455-B mit Zuschüssen von bis zu 6250 Euro. Unterstützt werden sowohl Einzelmaßnahmen als auch ein Komplettumbau zum Standard „Altersgerechtes Haus“, den die KfW definiert hat.
Chancen auch für kleine Bäder
In Deutschland sind etwa 4,1 Millionen Menschen pflegebedürftig. Die Zahlen des Statistischen Bundesamts belegen auch: Etwa 80 Prozent dieser Mitmenschen, die aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen dauerhafte Unterstützung benötigen, werden zu Hause versorgt. Dort rückt dann ein Rückzugsort besonders in den Fokus: das eigene Bad. „Die Pflege in den heimischen vier Wänden gewinnt immer mehr an Bedeutung und damit auch das eigene Bad, das pflegegerecht und barrierefrei konzipiert sein sollte“, sagt Markus Hahn, bundesweit verantwortlich für die Umsetzung des Elements-Konzepts.
In Deutschlands Wohnungen sind allerdings millionenfach Bäder vorzufinden, die nicht einmal eine Fläche von fünf oder sechs Quadratmeter aufweisen. Sie sind zu klein, um etwa einer benötigten Pflegekraft oder häuslichen Assistenz ausreichend Platz zu bieten, wenn die eigene alleinige Körperhygiene aufgrund motorischer Einschränkungen nicht mehr möglich ist. Doch auch für diese kleinen Grundrisse planen Experten inzwischen pflegegerechte Lösungen, die nicht nur höchst funktional sind, sondern auch in puncto Komfort wie Design überzeugen und alle Sinne ansprechen. Dazu gehören eine bodengleiche Dusche, unterstützende Handgriffe, unterfahrbare Waschbecken oder auch das Dusch-WC, das gerade bei körperlichen Beeinträchtigungen die Hygiene vereinfacht.
Intelligente Assistenzsysteme
Neben den räumlichen Umbaumöglichkeiten werden auch die technischen Assistenzsysteme, die das Leben im Alter vereinfachen sollen, immer raffinierter. So entwickelte sich aus dem einfachen Bewegungsmelder der intelligente Fußboden, der erkennt, wenn eine Person gestürzt ist und nicht mehr aufsteht. Über eine Freisprechanlage kann die Notrufzentrale mit dem gestürzten Patienten Kontakt aufnehmen bzw. Pflegekräfte oder Angehörige informieren.
Ein weiteres Assistenzsystem ist das sogenannte intelligente Bett. Eingebaute Sensoren registrieren Körpertemperatur und Puls oder analysieren den Schweiß. Die genauen Ergebnisse können am Morgen auf dem Smartphone oder auf einem vernetzten Spiegel im Bad angezeigt werden.
Auch für ganz alltägliche Dinge gibt es bereits technische Assistenzsysteme. So kann etwa ein sich automatisch abschaltender Herd bei beginnender Demenz helfen, Unfälle zu verhüten. Das System überwacht sowohl die Kochzeit als auch die Hitzeentwicklung am Herd und bietet so einen doppelten Schutz. djd/akz-o/ Nina Grötsch
Hohe Unfallgefahr
Eine ausgetretene Treppenstufe, ein regennasser Hauseingang oder feuchte, rutschige Fliesen im Badezimmer: Viele Verletzungsgefahren lauem dort, wo sie die meisten kaum vermuten würden - im eigenen Zuhause. Tatsächlich erleiden jährlich rund 2,8 Millionen Menschen in Deutschland einen Unfall in den privaten vier Wänden, hat eine Studie des Robert-Koch-Instituts ergeben. Besonders betroffen sind ältere Personen, etwa wenn ohnehin ihre Beweglichkeit schon etwas eingeschränkt ist. djd