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Pflege: Ambulant versus stationär

Daheim oder Heim oder irgendwie beides? Welches Pflegeformat für wen passt und wie die beste Lösung zu finden ist

Pflege: Ambulant versus stationär

FOTO: JONAS GLAUBITZ – STOCK.ADOBE.COM

29.10.2024

Aktiv im Alter

Pflegefall sein oder Pflegefall werden: Wünscht sich niemand. Leider geschieht es öfter als erhofft. Das Gute im schlechtesten Fall: Dass weder Betroffene noch Angehörige mit dem Thema allein sind. Und in einem durchorganisierten Sozialstaat auf ein großes Leistungsspektrum rund ums Thema Pflege zugreifen können. Der Nachteil: Die Wahlmöglichkeiten sind zahlreich und die Pflegelandschaft mit ihren Optionen auf den ersten Blick ein Dschungel. Egal ob Heim, daheim oder irgendwas dazwischen, bei der Qual der Wahl rund ums Pflegeformat hilft dennoch eine grundsätzlich übersichtliche Struktur.

Ambulant versorgt

Zuhause bleiben in vertrauter Umgebung und trotzdem angepasste professionelle Unterstützung genießen: Das ist das Prinzip der ambulanten Pflege. Die Kernleistungen mobiler Pflege gibt es über qualifizierte Fachpflegekräfte, die regelmäßig vorbeikommen und stunden-, tage- oder wochenweise oder auch langfristig unterschiedliche Dienste anbieten. Pflegedienste gibt es zum Thema Körperpflege, Ernährung oder Mobilität, zur Alltagsgestaltung oder auch beim Pflegen wichtiger sozialer Kontakte. Für medizinische Leistungen um Medikamentengabe, Wundversorgung etc. und natürlich auch zum Thema Haushalt. Je nach Bedarf kann das sogar in einer 24-Stunden-Betreuung rund münden: Hier zieht eine Fachkraft zuhause ein und die pflegebedürftige Person bekommt Rundumversorgung wie im Heim – nur in den eigenen vier Wänden.

Vorteile für Pflegebedürftige: vertrautes Terrain, gewohntes soziales Umfeld, angepasst normaler Alltag, Flexibilität je nach Anforderung. Insgesamt meist günstiger, weil keine Kosten für die Unterkunft anfallen. Nachteile: Eventuell ist die Koordination von mehreren Diensten gefordert. Im Fall von Pflegekräften aus dem Ausland müssen aus rechtlichen Gründen oft medizinische Dienstleistungen zusätzlich zugebucht werden.

Stationär betreut

Alles aus einer Hand und alles an einem neuen (Wohn)Ort: Stationäre Pflege gibt es in spezialisierten Einrichtungen, die rund um die Uhr je nach Fachrichtung dosierte Betreuung offerieren. Die Skala reicht von altersgerechten Wohngemeinschaften über Betreutes Wohnen, Seniorenresidenzen bis hin zu allgemeinen oder krankheitsspezifischen Pflegeheimen. Hier dreht sich einerseits alles um lokale Dichte aller kompetenten Leistungen unter einem Dach und andererseits um soziales Miteinander. Die Bewohner leben soweit möglich in einer Gemeinschaft zusammen und haben trotzdem Rückzugsmöglichkeiten in Form von mindestens eigenen Betten, wenn nicht im besten Fall eigenen Zimmern. Der medizinische Pflegedienst in Einrichtungen deckt Basis- und Körperpflege als auch hauswirtschaftliche Tätigkeiten ab. Vorteile der Komplettlösung: lückenlose Rund-um-die-Uhr-Versorgung, kein Stückwerk und ein neuer geregelter Tagesablauf. Nachteile: komplett raus aus dem alten Leben.

Irgendwas dazwischen

Entweder und oder? Geht auch. Betroffene und Angehörige können Pflege dosieren und ambulante mit stationären Leistungen mixen. Nachts zuhause, tagsüber in der Tagespflege oder ambulante Pflege und zwischenzeitlich stationäre Kurzzeitpflege sind nur einzelne Beispiele von vielfältigen Optionen, die es leichter machen, temporäre Kompromisse oder andauernde Zwischenlösungen zu finden. Und natürlich ist der Umzug in eine definierte Wohngemeinschaft mit Diensten oder speziell betreutes Wohnen auch eine Möglichkeit, die stationäre und ambulante Aspekte zusammenführt.

Was passt für wen?

Daheim oder Heim? Die Entscheidung fürs eine oder andere ist individuell und von einem jeweils speziellen Mix unterschiedlicher und sensibler Befindlichkeiten abhängig. Egal ob es sich um die Betroffenen selbst oder um Angehörige dreht, nirgendwo sind sachliche Voraussetzungen und emotionaler Bedarf so untrennbar und so verzwickt verwoben wie bei der Pflegefrage. Für eine allseits zufrieden machende Entscheidung sollten medizinische, emotionale und finanzielle Gründe auf einen ganz persönlichen Nenner gebracht werden.

Apropos Finanzen: Wer für welche Variante in welchem Maß aufkommt, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu zählen der Grad der Pflegebedürftigkeit, die erforderlichen Pflegemaßnahmen, das dafür geeignete Pflegeformat und die persönlichen finanziellen Umstände. Relevante Kostenträger nach dem Sozialgesetzbuch sind gesetzliche und private Pflegekassen, gesetzliche Krankenkassen, Sozialhilfeträger und Berufsgenossenschaften. Weitere Finanzierungsquellen können private Pflegezusatzversicherungen sein. Je nach Bedarf und Leistungen gibt es Aufteilungsmodelle und Finanzierungsmöglichkeiten – die je nach finanziellem Status des Pflegebedürftigen oder der Angehörigen private Zuzahlungen mit einbeziehen können oder sogar müssen.

Die beste Lösung finden

Wichtig: Erst Infos einholen, dann eine Entscheidung treffen. Das heißt Unterschiede beider Pflegeformate und aller Zwischenlösungen im Detail zu erkunden und mit den gesundheitlichen und emotionalen Bedürfnissen der betroffenen Person abzugleichen und abzusprechen. Oder umgekehrt: Pflegegrad feststellen, emotionale und soziale Situation gegenüberstellen und die individuelle Komplettlage mit unterschiedlichen Pflegeformaten und -varianten und deren Finanzierung abwägen.

Zum Einstieg in die Thematik und zur Info stehen zum Beispiel das staatliche Pflegetelefon oder die Beratungstelefone der Pflegekassen zur Verfügung. Und natürlich das inzwischen opulent bestückte digitale Netz. Hier finden sich viele digitale Info- und Beratungsseiten – und Adressen zum Vorfühlen und zu konkreten Dienstleistungen.
Annette Gropp