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Stein auf Stein oder ganz anders?

Gartenmauern gibt es in zahlreichen Varianten - Die Frage nach dem Zweck hilft bei der Qual der Wahl.

Stein auf Stein oder ganz anders?

FOTO: THOMBAL - TOCK.ADOBE.COM

13.06.2024

Der Garten im Sommer

Gartenmauer-Varianten? Gibt’s inzwischen so zahlreich wie Steine im Steinbruch. Trotzdem lässt sich das Chaos der Möglichkeiten prima sortieren. Materialwahl und Bauart sind nicht nur Ausdrucksweisen des persönlichen Stils, sondern Konsequenzen aus der Funktion. Schützen, stützen oder nur schön sein? Was die persönliche Mauer kann und können muss, ist Basis jeglicher Projektplanung. 

Mauer-Aufgaben

Zweckgebunden: Sind Mauern immer. Auch der persönliche Fall ist erstmal abhängig von umgebungsbedingten Voraussetzungen. Mauerwerke sollen wahlweise Gärten strukturieren, Grundstücke begrenzen, Hanglagen stützen, Nutzflächen erschließen, Sichtschutz bieten, Schallschutz offerieren – und dabei auch mal umweltfreundlich als Lebewesen-Hotel fungieren und sich immer selbst als Dekoelemente inszenieren. Je nach Hauptaufgabe oder spezieller Aufgaben-Konstellation ergeben sich geeignete Materialien, notwendige Stabilität, Nachhaltigkeit, Konstruktion und Aufbau. 

Regelwerk

Format und Höhe? Offizielle Orientierungshilfen gelten ebenfalls zweckbezogen. Laut Bayerischer Bauordnung sind „Stützmauern und geschlossene Einfriedungen außerhalb von Gewerbe- und Industriegebieten bis zu einer Höhe von zwei Metern in den Abstandsflächen eines Gebäudes sowie ohne eigene Abstandsflächen zulässig, auch wenn sie nicht an die Grundstücksgrenze oder an das Gebäude angebaut werden“. Und müssen folglich nicht genehmigt werden. 

Sogenannte symbolische Grenzen dürfen laut Bauexperten etwa 40 bis 90, Sichtschutzmauern zwischen 170 und 190 Zentimeter hoch sein. Und: Der Abstand zum Nachbargrundstück soll mindestens 50 Zentimeter betragen – sofern es keine andere Regelung gibt. Alles, was höher, breiter oder näher beim Nachbarn sein soll, ist genehmigungs-, also verfahrenspflichtig. 

Bauprinzip

FOTO: FLOYDINE-STOCK.ADOBE.COM
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Beim Prinzip Trockenmauer werden einfach Steine aufeinandergelegt. So eine Installation zeigt sich wahlweise freistehend als Begrenzung, als Einfassung von Beeten oder nur halbfrei als Stützmauer für Terrassen oder Hanglagen. Weil diese Machart unregelmäßig, beweglich und nicht lückenlos ist, bietet sie neben maximal natürlicher Funktion und Optik naturgemäß Lebensraum für Lebewesen – und ist andersherum natürlichen Elementargewalten mehr ausgeliefert als andere Varianten. 

Sandfundament plus eingearbeitete Drainagen sind für bessere Haltbarkeit gerade bei Hanglagen sehr sinnvoll. Freistehende und maximal dichte Ziermauern werden wiederum mit solidem Streifenfundament, eventuellen Stützpfeilern und manchmal auch per Abdeckung stabiler gemacht – und sind oft klassisch mit Zement gemauert. Gerade freistehende Gartenmauern ohne Hangstütze dürfen architekturbedingt je nach Dicke, einfallendem Wind und verwendetem Material aus statischen Gründen höchstens drei Meter hoch sein. Auch die Länge ist begrenzt, wenn keine Bewegungsfugen eingebaut werden. 

Die aktuell sehr beliebte Gabionenwand ist ein Mix aus fest und locker: Stahlkörbe werden mit Bruchsteinen befüllt und je nach Höhe und Länge des Bauwerks mit einbetonierten Stahlpfosten befestigt. Beton-Gartenmauern wiederum offerieren per Guss Homogenität und Dichte: Hier werden Platten eingesetzt – plus Zwingen und Stützen für Stabilität und Nachhaltigkeit. 

Material-Vorliebe

Zum Beispiel die Trockenmauer: Geht nach Vorliebe oder Optik wahlweise aus Naturstein wie Granit, Gneis, Kalk oder Sandstein in unterschiedlichen Formaten. Sehr beliebt in formwild oder eben aus grob gehauenen Quadern. Zu haben sind auch runde Pflanzsteine oder Ringe, die ebenfalls prima für Hanglagen geeignet sind. Sie können ohne aufwendige Erdarbeiten dem individuellen Verlauf des Hügels entsprechend aufeinandergesetzt und nach Gusto mit Schotter, Kies oder auch Glassteinen aufgefüllt werden. 

Beton zeigt sich besonders robust und flexibel und kann in verschiedenen Formaten verarbeitet werden. Wem der zu clean oder zu sachlich wirkt, kann Verblendungen aus Naturstein, Fliesen oder Holzpaneele wählen. Oder auch Putz oder Strukturspachtel in Betracht ziehen. Natürlich kann auch ein rohes und cooles Outfit unterstrichen werden: Beim Verwenden von glattem und feinporigem Sichtbeton lassen sich wahlweise puristische Asia-Gärten oder urbanes Hinterhof-Flair zaubern. 

Dazwischen-Lösung?

Ob Gartenmauer ums Grundstück, Stützmauer am hauseigenen Hang oder Ziermauer fürs Hochbeet: Jede Variante braucht Zwischen- und Anbau-Lösungen. Um durchzugehen, dran vorbei zu laufen oder um Ebenen zu wechseln, sind oft Stufen, Treppen, Türen oder Tore angesagt. Bei halbhohen Mauern bieten sich auch ein- oder draufgearbeitete Sitzgelegenheiten an. Besonders engagierte Garten-Liebhaber kombinieren auch Mauern mit Gartenteichen, Bachläufen und Wasserfällen. Oder sogar mit raffinierten Wandbrunnen: Was das Vorhaben dann zum virtuosen Spiel mit (Bau-)Elementen macht. Allerspätestens hier ist allerdings Schluss mit Eigeninitiativen und Solo-Vorstellungen.

Profis fragen!

Nur den eigenen Kopf zermartern und selbst Hand anlegen? Wer selbst kein Profi ist, sollte spätestens bei ambitionierteren Mauer-Geschichten outsourcen. Fürs mehr an Geld gibt’s schließlich mehr Wissen, mehr Erfahrung, mehr Möglichkeiten – und definitiv mehr Qualität. Gartenarchitekten, Gartenbauer und Co. wissen, was warum wohin gehört, was am besten passt und sogar was kostengünstigere Alternativen sind. Annette Gropp

Checkliste

• Zweck: Was soll die Mauer können, machen, leisten?
• Standort: Wo soll die Mauer hin? Was sind die landschaftlichen, bodenmäßigen und klimatischen Voraussetzungen?
• Statik: Wie fest und stabil soll die Mauer sein? Braucht sie ein Fundament?
• Materialien: Passen sie zum Standort und Zweck?
• Zusatznutzen: Treppe, Tor, Tür, Bank und Co – sind An- oder Einbauten gefragt?
• Kosten: Was ist für welche Varianten einzuplanen?