Gemünda: Da, wo die „Schtoodlhenna" ihre Heimat hat
Natürlich, sagt Hendrik Dressel, hat sein Heimatort auch seine Probleme: „Schule, Sparkasse, eigener Pfarrer – alles weg.“ Aber die Lebensqualität mit einem schönen Ortskern (Bild), aktiven Vereinen, einem Wirtshaus und Arbeitsplätzen vor Ort ist geblieben. Und, nicht zu vergessen: Feiern können die Gemündaer, dafür sind sie bekannt. Mit der kulturell-geselligen „Schtoodlhenna“ Mitte September hat der 489-Einwohner-Stadtteil ein Fest, das es in seiner Art ein zweites Mal im Landkreis gibt. Wer einfach mal so nach Gemünda und sich schöne Ecken anschauen will, dem empfiehlt der ehemalige Bürgermeister die aus Privatinitiative entstandene Kapelle in der Heiligenleite und natürlich einen Spaziergang zum „Ummerstadter Kreuz“, am dem deutschdeutsche Geschichte wieder lebendig wird. Beide liegen in einer herrlichen Umgebung, an der sich Naturliebhaber eigentlich gar nicht sattsehen können.
Gleismuthhausen: Ruhig leben und schnell surfen
Daniel Angermüller lässt auf sein Heimatdorf nichts kommen: „Hier lässt es sich extrem ruhig und schön leben.“ Es hat sich auch rumgesprochen, dass man im „Dreiländereck“ zwischen Ober- und Unterfranken sowie Thüringen gut leben kann. Denn leerstehende Häuser gibt es in Gleismuthhausen schon seit einiger Zeit nicht mehr, vermutlich auch deshalb, weil bereit seit zehn Jahren jedes Haus mit einem Glasfaseranschluss versorgt ist. Bei knapp 90 Einwohnern ist klar: „Hier kennt jeder jeden.“ Aber genau das sei halt ein Stück Lebensqualität, sagt der 35-jährige Stadtrat. Ihren Teil zum örtlichen Zusammenhalt tragen die vier Ortsvereine (Feuerwehr, Gartenbauer, Kleintierzüchter und Reservisten) bei, gefeiert wird mehrfach im Jahr: Beim Dorffest am ersten Juni-Wochenende, der Kirchweih am letzten Septembersonntag und bei der Dorfweihnacht zugunsten der Stiftung für krebskranke Kinder.
Bischwind: Das ,,Gold-Dorf" mit der Sommer-Kirchweih
Seit 52 Jahren lebt Günther Schramm der Liebe wegen jetzt in Bischwind. Und das findet er einfach „wunderbar“.
Denn trotz des Strukturwandels hat sich die bis 1971 eigenständige Gemeinde ihre Nähe zur Landwirtschaft erhalten, schöne, alte Fachwerkhäuser prägen das Ortsbild. Dass bei ihnen das Dorf besonders lebenswert ist, haben die knapp 100 Einwohner erst im Jahr 2018 offiziell bestätigt bekommen: Da wurde Bischwind Kreissieger beim Wettbewerb „Das schönere Dorf“. Mit der Feuerwehr und den Gartenbauern gibt es noch zwei Vereine im Ort Bischwind. Besonders stolz sind die Einwohner darauf, dass der Zugang zum Friedhof jetzt barrierefrei ist. „Das haben wir mit ganz viel Eigenleistung geschafft“, erzählt Günther Schramm.
Unterelldorf: Eigenes Bier und viele Helfer, wenn was zu tun ist
Es ist ja nicht so, dass Helfried Schleicher nichts anderes gesehen hat. Der ehemalige Stadtrat hat in Nürnberg studiert und in Schweinfurt gearbeitet. Und ist zurückgekommen in eine Dorfgemeinschaft, die man erst einmal finden muss. Jüngste Beispiele sind das Brauhaus (Bild) und das Gemeindehaus, die beide saniert worden sind – bei zusammen 3500 Stunden Eigenleistung, die die Unterelldorfer eingebracht haben.
Geselligkeit wird im 140-Seelen-Dorf groß geschrieben. Die Unterelldorfer brauchen nicht mal eine Kirche, um im November Kirchweih zu feiern. „Wir verkaufen da bis zu 600 Essen“, erzählt Schleicher. Und sie schenken ihr eigenes Bier aus; gebraut im staatspreis-gewürdigten Brauhaus.
Heilgersdorf: Mit Schloss, Bier und Dorfgemeinschaft
Gerade mal acht Jahre hat Tobias Knötig als Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde gebraucht, um voller Überzeugung sagen zu können: „In Heilgersdorf fühle ich mich richtig wie daheim.“ Die Lebensqualität macht der gebürtige Unterfranke in erster Linie an der starken Dorfgemeinschaft fest, mit der es die Heilgersdorfer schaffen, „Tradition und Innovation zu verbinden“, sagt der Pfarrer. Zur Tradition gehören die legendäre Sieben-Tage-Kirchweih im September „und das das gute Bier“, zur Innovation, dass es gerade die junge Generation ist, die zum Beispiel das Backhausfest wiederbelebt hat.
Wer sehen will, wo es am schönsten ist und wo die Heilgersdorfer am liebsten feiern, hat ein sehenswertes Ziel, sagt der Pfarrer: „Unser Schlossplatz ist toll.“ Texte: Berthold Köhler